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Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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kleine Steinchen zu Boden rieselten.
    Die Wächter schienen es nicht zu hören. Sie saßen stumm auf gekreuzten Beinen, hielten ihre Knüppel auf den Knien und beäugten unentwegt die gefangenen „Zauberer“.
    Die Pollinger-Kinder kniffen die Daumen ein. Hoffentlich kommt jemand, der uns hilft, dachten sie beschwörend.
    Da hörte das Rieseln auf.
    Dafür wurde es am Eingang der Seitenhöhle laut.
    „He“, sagte eine helle Kinderstimme zu den Wächtern, „ihr sollt nicht mit knurrenden Mägen herumsitzen, wo wir alle uns die Bäuche vollgeschlagen haben.“
    Es war die Stimme der kleinen Ika. Hans-Heinrich und Roswitha erkannten sie sofort.
    Die Wächter knurrten Unverständliches und wandten sich Ika zu. Die redete schon weiter: „Seht her, ich habe euch vier gebratene Bärentatzen mitgebracht, also das Beste vom Besten, dazu feine rote Beeren und besonders weich geklopfte Rindenstücke.“
    Die Wächter leckten sich die Lippen und grunzten gierig.
    „Greift zu“, sagte Ika. „Auf die Gefangenen passe ich inzwischen auf.“
    Die Pollinger-Kinder sahen Ika in den Fackelschein treten. Die Leckerbissen für die Wächter zog sie auf einem Baumast heran.
    Ein komischer Servierwagen, dachte Hans-Heinrich.
    Die Wächter griffen nach den Bärentatzen und bissen hinein, daß es knackte und knirschte.
    Da zuckte Hans-Heinrich schon wieder zusammen. Jemand tippte ihm auf die Schulter und flüsterte in der Sprache der Neandertaler: „Los, kommt mit! Sag’s deiner Zauberin!“
    Es war Aki. Er mußte von rückwärts aus dem Dunkel herangeschlichen sein. Hans-Heinrich dachte sofort an das Rieseln von vorhin. Er tippte Roswitha an. „Komm mit“, sagte er leise. „Aki hilft uns.“
    Roswitha benahm sich großartig. Sie nickte, ohne zu fragen.
    Aki zog Hans-Heinrich und dieser zog Roswitha ins Dunkel der Gefängnishöhle hinein. Hinter ihnen verklang das Knacken, mit dem die Wächter die Bärenknochen zerbissen.
    Die Höhle verlief in zwei, drei Windungen, dann schien in einiger Entfernung fahles Licht von oben herunter.
    Aki blieb stehen. „Ein guter Geist ließ mich die Öffnung entdecken“, sagte er leise. „Ich mußte sie von außen her nur ein bißchen größer machen.“
    „Aha“, meinte Hans-Heinrich, „daher das Rieseln.“
    Weiter kam er nicht. Aus der Höhle scholl wütendes Geschrei, das sich rasch näherte.
    „Die Wächter!“ zischte Aki. „Sie haben eure Flucht entdeckt. Jetzt gilt Plan Nummer zwei.“
    „Wie bitte?“ fragte Roswitha.
    „Ich kann euch beide zusammen nicht mehr ins Freie bringen“, erklärte Aki hastig. „Der Ausstieg ist schwierig. Ich werde den männlichen Zauberer mitnehmen.“ Er drängte Roswitha in eine Felsnische. „Beweg dich nicht und halt den Atem an, wenn die Wächter vorbeikommen“, schärfte er ihr ein. „Verlaß dich auf Ika, sie wird dich retten.“
    „Ich gehe nicht ohne Roswitha“, stieß Hans-Heinrich hervor.
    „Ihr werdet nicht lange getrennt sein“, versprach Aki. „Noch bevor du deine Bärenmahlzeit halb verdaut hast, treffen wir einander an der Wasserquelle wieder: ich und du, Ika und deine Zauberin. Aber jetzt komm mit, bevor die Wächter uns alle antupfen.“
    „Und — warum tut ihr das?“ fragte Hans-Heinrich.
    „Weil wir euch mögen“, antwortete Aki, „und weil wir glauben, daß ihr keine ausgewachsenen Zauberer, sondern Zaubererkinder seid. Wir sind auch Kinder, und Kinder müssen einander helfen.“
    „Danke“, murmelten Hans-Heinrich und Roswitha.
    „Komm jetzt“, drängte Aki Hans-Heinrich, „es ist höchste Zeit.“ Dann steckte er zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.
    Als Antwort kam ein Pfiff vom Eingang der Höhle her.
    „Das ist Ika“, sagte Aki, packte Hans-Heinrich an der Hand und riß ihn mit sich fort.
    Zitternd drückte sich Roswitha in die Nische hinein.
    Schreiend und schimpfend liefen die Wächter heran. Sie hatten die Fackeln aus den Felsspalten gerissen und schwenkten sie vor sich her. Gespenstisch tanzte der Schein über die Wände.

    Kurz darauf schrien die Wächter noch wütender. Sie sahen, wie die Beine des kleinen Zauberers aus dem Loch verschwanden, das ins Freie führte. Aber die Öffnung war zu eng, als daß auch sie sich hindurchzwängen konnten.
    Schimpfend rannten sie zurück, liefen durch die Haupthöhle, sprangen über schnarchende Männer, Frauen und Kinder, schlugen um den grunzenden Häuptling einen weiten Bogen und hetzten durch den Ausgang ins Freie. Dort trennten sie

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