Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche
die Bären“, meinte Hans-Heinrich seufzend. „Uns groß machen ist nicht drin.“
„Bringt die Biester heran!“ befahl Roswitha den Neandertalern.
Keuchend zerrten die Jäger die schweren Tiere zu den Pollinger-Kindern. Je acht Männer schleppten einen Bären.
„Nehmt sie mit in den Kreis“, ordnete Hans-Heinrich an. „Und schreibt euch hinter die Ohren: Wenn auch nur einer von euch einen Bären losläßt, sind wir alle verloren!“ Er schnippte mit den Fingern. „Unterhaken!“
Der Häuptling bestimmte die acht stärksten Jäger dazu, die vier Höhlenbären an den Vorderpranken zu umklammern. Er drohte ihnen fürchterliche Strafen im Jenseits an, wenn sie losließen.
Dann stand der Kreis.
„Wir möchten mit den Knüppelknilchenund den Bären zur Wohnhöhle zurück“, sagte Hans-Heinrich. Roswitha wiederholte es. Dann murmelten beide: „Simsalabim.“
Da waren sie auch schon dort.
Das große Fest
War das ein Jubel!
Frauen, Jungen und Mädchen umringten die Pollinger-Kinder, die Jäger und die Beute, klatschten in die Hände, schnatterten begeistert und machten Luftsprünge. Aki und Ika hüpften an Hans-Heinrich und Roswitha in die Höhe und schlugen ihnen auf die Schultern.
Vor der Wohnhöhle brannten vier große Feuer, und auch in der Höhle mußten Feuer brennen, denn hinter dem Zugang leuchtete es hell.
Der Häuptling pries die Pollinger-Kinder als gewaltige Bärentöter und mächtige Beute-Herbeizauberer. „Ihnen verdanken wir, daß wir diesmal weder Tote noch Verletzte beklagen“, schloß er seine Ansprache. Und alle verneigten sich vor Roswitha und Hans-Heinrich und streckten ihnen die Zungen heraus.
Einige Frauen brachten dann den Heimgekehrten das Begrüßungsessen: getrocknete Beeren, Wurzeln, frische Laubblätter und mürbegeklopfte Baumrinde. Sie trugen alles in den Händen, denn Töpfe und andere Gefäße kannten die Neandertaler nicht.
Die Pollinger-Kinder kauten einige Beeren, um die Steinzeitmenschen nicht zu beleidigen. Auf Blätter, Wurzeln und Rinde verzichteten sie. Nach dem Essen tranken sie und die Jäger aus einer Quelle, die dicht hinter dem Fels im Gehölz hervorsprudelte, und aus dem Bächlein, das der Quelle entsprang.
Dann begann die Arbeit, und die Pollinger Kinder staunten.
Mit scharfen Feuersteinklingen enthäuteten einige Jäger die Höhlenbären. Dann kratzten andere mit Steinschabern die Felle sauber, und wieder andere zerlegten mit Steinmessern die Tierkörper ganz kunstgerecht. Dabei stopften manche bereits Fleischstücke in den Mund und schmatzten genußvoll, obwohl das Fleisch noch roh war.
Kurz darauf verbreitete sich appetitlicher Bratengeruch. Frauen und Kinder hatten große Fleischstücke auf Holzspieße gesteckt und ließen die Delikatesse über dem Feuer brutzeln. Die meisten Bratenstücke wurden dann in der Wohnhöhle als Vorrat aufgestapelt.
Vier mächtige Bärenhinterkeulen bestimmte der Häuptling zum anschließenden Festessen.
Es wurde eine Schlemmerei, daß den Pollinger-Kindern die Augen übergingen. Die Neandertaler stopften Bärenfleisch in sich hinein, bis die Tierfelle auf ihren Bäuchen sich wie prall aufgeblasene Luftballone wölbten.
Hans-Heinrich und Roswitha versuchten einige Happen. „Schmeckt nicht übel“, fanden sie, „nur ziemlich fad.“ Die Neandertaler hatten den Bärenbraten nicht mit Salz, sondern nur mit frischen Würzpflanzen eingerieben.
Schmatzen, Knirschen, Aufstoßen und Rülpsen dauerten lange; und noch länger dauerte es, bis auch die allergrößten Freßsäcke pumpsatt hintenübersanken.
Neben den Pollinger-Kindern lagen Aki und Ika, hielten sich die Bäuche und stöhnten zufrieden.
Wach mit Hans-Heinrich und Roswitha waren jetzt nur noch der Häuptling, vier starke Wächter und die Frau, die das Feuer in der Wohnhöhle hütete. Sie alle hatten bei dem großen Fest nur mäßig gegessen.
Der Häuptling und die Wächter traten auf die Pollinger-Kinder zu, und der Häuptling sagte: „Ihr habt den ganzen Zauber für uns gemacht. Das ist gut, und wir werden euch immer verehren.“
„Chä, chä“, stimmten die Wächter zu und streckten die Zungen heraus.
„Sehr schön“, antwortete Hans-Heinrich und streckte ebenfalls die Zunge heraus. „Ihr seid jetzt satt und habt eine Menge Vorräte. Da können wir uns ja endlich verabschieden.“
Zur Verwunderung der Pollinger-Kinder schüttelten die fünf die Köpfe.
„Nein!“ stieß der Häuptling hervor. „Nein!“ grunzten die
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