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Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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sich. Zwei Wächter sausten gegen Sonnenaufgang davon, zwei gegen Sonnenuntergang. Die Angst vor dem Zorn des Häuptlings machte ihnen Beine.
    Der kleinen Ika, die am Eingang der Gefängnishöhle hockte, schenkten sie keinen Blick mehr.
    Als die Wächter verschwunden waren, huschte Ika in die Gefängnishöhle hinein. Trotz der Dunkelheit fand sie Roswitha sofort, faßte sie bei der Hand und sagte: „Komm schnell! Wir verschwinden durch die Haupthöhle. Bis auf die Hüterin des Feuers schlafen alle, und die Feuerfrau hat nur Augen für die Glut. Die vier Wächter rennen deinem kleinen Zauberer nach. Aber um den brauchst du keine Angst zu haben. Aki hat ihn sicher aus der Höhle gebracht. Wir treffen einander am sprudelnden Wasser.“
    „Okay“, antwortete Roswitha. „Hauen wir ab!“
    „Chä“, sagte Ika, und sie liefen.
     
     
     

Herr über den Donner

     
    Laufen konnte Aki wie ein Windhund und klettern wie ein Eichhörnchen.
    „Mensch Meier!“ stöhnte Hans-Heinrich. Immer wieder war er mit dem Knie gegen Steine gestoßen, und vom schnellen Laufen blieb ihm die Puste weg. „Ich kann nicht mehr“, keuchte er schließlich völlig außer Atem.
    Aki hörte nicht auf ihn. Er hielt ihn an der Hand fest und riß ihn mit sich fort.
    Hans-Heinrich biß die Zähne zusammen.
    Da war der Ausstieg.
    Endlich!
    Aki schlüpfte hindurch und zog Hans-Heinrich nach.
    „Aua!“
    Hans-Heinrich war dicker als der kleine Neandertaler. Scharfe Steine schürften ihm die Schultern auf, und dann machte es „ritsch“. Das war der Hosenboden.
    „Scheibenhonig!“ jammerte Hans-Heinrich. „Da wird sich Mutti aber freuen.“
    „Wie kann ein mächtiger Zauberer bloß so wehleidig sein“, tadelte Aki. Mit einem letzten Ruck riß er Hans-Heinrich vollends ins Freie und dann weiter. „Wir müssen uns beeilen“, drängte er. „Die Wächter werden bald den großen Alarm geben.“
    Hans-Heinrich stolperte mehr, als er lief. Aki ließ ihn keinen Augenblick lang los.
    Eine Kraft hatte der Neandertaler-Knirps!
    Sie liefen über steinigen Boden, zwängten sich durch Gestrüpp, kletterten über entwurzelte Bäume und...
    „Nein!“ schrie Hans-Heinrich plötzlich.
    „O a-a!“ rief Aki erschrocken. (Das bedeutete soviel wie Scheibenhonig!)
    Sie bremsten mitten im Lauf ab und warfen sich zu Boden.
    Dann erschütterte ein gewaltiger Trompetenstoß die Luft, und ein unförmiger, zotteliger Körper fuhr aus einer morastigen, von Büschen umwucherten Kuhle auf.
    Das Mammut!
    Drohend hob es den mächtigen Rüssel und trompetete abermals.
    Aki stupste Hans-Heinrich an. „Du bist doch sein Schutzgeist“, keuchte er. „Dir muß es gehorchen. Sag ihm, daß es verschwinden soll!“
    „Du hast Nerven“, murmelte Hans-Heinrich, und nicht nur seine Stimme zitterte.
    Das Mammut trompetete zum drittenmal, dann stapfte es aus der Mulde heraus. Die kleinen, blutunterlaufenen Augen blinzelten angriffslustig.
    Aki wartete nicht länger auf Hans-Heinrichs Zauber. Er sprang auf, lief zum nächsten Baum und kletterte mit affenartiger Behendigkeit am Stamm in die Höhe. Ebenso rasch verschwand er im dichten Geäst der Krone.
    Der Koloß nahm Anlauf.
    Unwillkürlich griff Hans-Heinrich an die Gesäßtasche seiner Jeanshose. Nanu, da war etwas Festes! Hans-Heinrich holte es heraus. Es waren die fünf Knallerbsen, die er gestern von einem Kameraden für einen vier Monate alten Schokolade-Osterhasen bekommen hatte.
    Das Mammut galoppierte an.
    Hans-Heinrich warf sich zur Seite, dann schleuderte er die Knallerbsen gegen den nächsten Stein.
    Alle fünf auf einmal.
    Es krachte unheimlich, und die Wirkung übertraf Hans-Heinrichs allerkühnste Hoffnung.
    Das Mammut bremste mit allen vier Beinen zugleich ab, trompetete erschrocken, machte kehrt und donnerte ins Gehölz hinein. Das Knacken der Äste und Zweige war noch lange zu hören.
    Aber auch Aki erschrak bis ins Innerste. Er schrie entsetzt auf, ließ den Ast los, an dem er sich festgehalten hatte, verlor das Gleichgewicht und fiel aus dem Baumwipfel zu Boden. „O du Herr über den Donner!“ rief er Hans-Heinrich zu. „Du größter aller Zau...“
    Weiter kam er nicht. Es machte „platsch“, und er lag reglos im Gras.
    „Aki!“ rief Hans-Heinrich. „He, Aki!“ Er rannte zu dem kleinen Neandertaler, beugte sich über ihn und schnaufte erleichtert. Aki atmete noch. Er war nur bewußtlos.
    Aber auch das war für Hans-Heinrich schlimm genug. Wie sollte er jetzt zur Quelle finden? Und den hilflosen

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