Die Priesterin von Avalon
auf einer Unterlage Platz, die sich nicht bewegte. Konstantin musterte die Marmorverkleidungen in der Halle, als überlegte er, ob er sie für seine neue Basilika kopieren sollte. Ein prachtvoller Anblick - rosa und grau polierte Tafeln, die an den unteren Wandpartien und auf dem Boden in Mustern angeordnet waren. Wenn das Gebäude selbst auch beeindruckend war, so wurde bei näherem Hinsehen deutlich, dass man es ziemlich hastig für den Gebrauch wieder hergerichtet hatte. Die langen, hübsch mit Brokat verhüllten Tische waren aus schlichtem Holz, und an den Fenstern hingen keine Vorhänge, obwohl Vorrichtungen dafür angebracht waren.
Die vornehm gekleideten Gäste, die an diesen Tischen saßen, schienen es nicht zu bemerken. Crocus war darunter mit zwei älteren Offizieren und einem rundlichen kleinen Mann, Ossius, dem Bischof von Corduba. Obwohl die Hochzeit eine traditionelle römische Angelegenheit gewesen war, hatte Konstantin den Bischof um seinen Segen gebeten, was ohne Zweifel die ortsansässigen Christen hoch erfreut hatte.
Nachdem die Opfer dargebracht und die Omen gelesen waren, nachdem auch der Ehevertrag unterzeichnet war, ließen wir uns zu einem denkwürdigen Festmahl nieder. Der kleinen Braut, die ihren Babyspeck noch nicht abgelegt hatte, stieg unschickliche Röte ins Gesicht - vor Aufregung, so hoffte ich, nicht infolge des Weins. Fausta hatte feines, rötliches Haar, das ihre Mägde zu stark gekraust hatten, und graue Augen. Wenn sie heranreifte, würde sie vielleicht hübsch werden, vorläufig aber erinnerte sie mit ihren Wangen voller Süßigkeiten noch an ein helläugiges Eichhörnchen.
Während einer Pause im Unterhaltungsprogramm, als die Gäste aufgestanden waren, bahnte Konstantin sich einen Weg durch das Gedränge und trat an meine Liege.
»Mein Lieber«, ich schaute zu ihm auf, »du stellst sogar deine Braut in den Schatten!« Es gab wohl keine Frau, die mit einem so herausragenden Sohn gesegnet war. Dieser Tag, so schien mir, rechtfertigte all meine Leiden.
Konstantin grinste. Seine cremefarbene Tunika aus orientalischer Seide war mit Gold eingefasst, was sein glänzendes Haar noch betonte. »Sie sieht ganz gut aus, wenn sie nicht wie eine Färse beim Dorffest mit Schmuck behangen ist. Aber es stimmt, dass sie noch sehr jung ist. Willst du meinem Haushalt vorstehen, bis Fausta alt genug dafür ist, Mutter?«
Ich tat so, als müsste ich darüber nachdenken, aber da er wusste, dass ich nicht nein sagen konnte, nahm er meine Hand und küsste sie, als ich lächelte.
»Ich hätte da eine Bitte an dich, die mir noch mehr am Herzen liegt«, er hielt inne, als suchte er nach Worten. »Im Osten des Imperiums hatte ich eine… Verbindung… mit einer Frau namens Minervina. Vor zwei Jahren hat sie mir einen Sohn geboren.«
Ich hob eine Augenbraue, und mir wurde klar, warum er das Thema nicht gern ansprach, denn von seinem Standpunkt aus klang Minervinas Geschichte ähnlich wie meine.
»Was hast du mit ihr gemacht, jetzt, da du eine rechtmäßige Braut hast?«, fragte ich scharf. Verräterische Röte stieg ihm ins Gesicht.
»Vor einem Jahr starb sie an einem Fieber«, erwiderte er, um Würde bemüht. »Mir blieb nichts anderes übrig, als den Jungen bei seinem Onkel zu lassen, als ich vor Galerius floh, doch jetzt habe ich nach ihm geschickt. Er heißt Crispus, Mutter. Willst du mir den Gefallen tun und dich seiner annehmen?«
»Pater familias«, neckte ich ihn. »Du nimmst alle deine Verwandten unter deine Fittiche. Hat es dir derart missfallen, dass ich dir keine Geschwister schenken konnte?«
Im ersten Augenblick wirkte er verwirrt, dann schenkte er mir das strahlende Lächeln, das ich aus seiner Kindheit noch so gut kannte. Ein Enkel! Ich war überrascht, wie aufregend ich diesen Gedanken fand.
»Nichts für ungut«, sagte ich, »bring mir deinen Kleinen. Wenn er mich so anlächelt wie du, werde ich ihn sicher mögen.«
»Avia! Avia! Guck mal - Boreas springt für mich!«
Ich drehte mich um, als der blonde Junge den Zweig in die Höhe hielt. Der Windhundwelpe setzte darüber, und die zweite aus dem Wurf, Favonia, vollführte Luftsprünge und bellte. Konstantin hatte mir die beiden Hunde vor kurzem geschickt.
»Sie sind noch jung, mein Kleiner - bring sie nicht zu sehr außer Rand und Band«, warnte ich meinen Enkel, obwohl es in Wahrheit ebenso der Natur eines Welpen wie der eines kleinen Jungen entsprach, keine Minute stillzusitzen.
Crispus betrachtete die Welt mit
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