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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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er sich, was von mehreren Furchen gekennzeichnet war. Orangefarbene und weiße Flechten bildeten ein filigranes Muster auf dem dunklen Untergrund. Ich begriff die Bedeutung von Kreisen wie jenem auf dem Tor, doch ich konnte mir keinen Reim daraus machen, warum diese drei Säulen hier in einer Reihe aufgestellt worden waren.
    Auf leisen Sohlen trat ich näher und legte beide Handflächen auf den Stein. Er war kalt, und ich ließ meine Sinne durch meine Hände in den Felsblock dringen und nach dem Energiefluss suchen, der ihn in der Erde verwurzelte.
    Es gab keinen. Stattdessen hatte ich das Gefühl, als hielte ich einen harten Gegenstand fest, während ich schwebte, aber das Ding in meinen Händen schwebte auch, als wäre ich mit dem Boot mitten auf den See hinausgefahren, um dort schwimmen zu gehen. Die Empfindung war angenehm, wie ein Trancezustand, und viel zu verführerisch für mich, die solche Gefühle ein Jahr lang schmerzlich vermisst hatte. Mit einem langen Seufzer stieß ich den Atem aus und versetzte mich noch tiefer in den Stein hinein.
    Einen zeitlosen Augenblick lang gab ich mich den Empfindungen vollkommen hin. Dann erkannte ich, dass mein Schwindelgefühl nachließ. Die Säule unter meinen Händen fühlte sich wieder fester an, doch als ich mich aufrichtete und mich umschaute, erkannte ich, dass sich die Welt verändert hatte.
    Die Säulen standen jetzt auf einer weiten Ebene. Der goldene Schein des Sonnenuntergangs hatte sich in silbernes Strahlen verwandelt, das weder Quelle noch Richtung hatte, aber ausreichte, die Lichtgestalten zu erleuchten, die in einer doppelten Spirale um die Steine tanzten. Eldri rannte neben ihnen her, schoss wie ein Welpe zwischen den Tanzenden hin und her und bellte vor Freude.
    Ich trat von der Säule zurück, um ihm nachzugehen, und befand mich plötzlich mitten unter den Tanzenden. Starke Hände wirbelten mich herum, helle Gesichter luden mich ein, in ihr Lachen einzustimmen. Plötzlich waren meine Füße leicht, und die letzte, sich hinschleppende Erschöpfung nach meiner Fehlgeburt verschwand. Ich war fröhlich und fühlte mich frei, wie ich es seitdem nicht mehr erlebt hatte… Ich war ins Feenland gelangt.
    In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich eine Pforte zwischen den Welten aufgestoßen hatte, als ich bei Sonnenuntergang zu den Steinen gekommen war. Vielleicht war es aber auch Eldri, der mich hierher geführt hatte. Er machte auf jeden Fall Luftsprünge, als hätte er sein Alter abgeworfen, begeistert wie jemand, der nach langem Exil endlich wieder nach Hause zurückkehrt.
    Ich sah, wie er schließlich zu Füßen einer Feengestalt zur Ruhe kam, die vor dem mittleren Stein stand. Am Ende spülte mich der Tanz an dieselbe Stelle. Das Blut schoss mir von der schnellen Bewegung noch durch die Adern. Ich blieb stehen. Die Gestalt, die dort wartete, war die Feenkönigin.
    Diesmal trug sie die Farben der Sommerernte, eine Krone aus geflochtenem Weizen und ein Gewand aus hellem Gold. Eldri kuschelte sich in ihre Arme.
    »Herrin, wie kommst du hierher?«, stammelte ich und richtete mich aus meiner Verbeugung auf.
    »Wo sollte ich sonst sein?« Ihre leise Stimme klang belustigt und honigsüß.
    »Aber wir sind weit entfernt von Avalon…«
    »Und als du damals in der Nacht davon geträumt hast, wie weit warst du da entfernt?«, fragte sie.
    »Ich war dort… aber es war nur ein Traum.«
    »Manche Träume sind wirklicher als das, was die Menschen unter Wirklichkeit verstehen«, sagte die Herrin knapp. »Pforten ins Feenland gibt es nicht so viele wie ins Traumland, und doch gibt es mehr, als die meisten Menschen glauben. Man muss nur die Zeit und die Jahreszeiten kennen, um den Weg zu finden.«
    »Werde ich von den Ländern jenseits des Meeres den Weg finden?«, fragte ich.
    »Selbst von dort, wenn du dessen bedarfst, obwohl du uns in jenen Ländern, in denen die Menschen uns unter anderen Namen kennen, in anderer Gestalt sehen wirst. Tatsächlich wirst du dort nicht gedeihen, wenn du nicht lernst, die Geister zu ehren, die in den anderen Ländern hausen.«
    Sie begann, mir von den Wesen zu erzählen, denen ich begegnen sollte, Namen und Beschreibungen, die sich in meinem Bewusstsein auflösten und an die ich mich erst viele Monate oder sogar Jahre später erinnern sollte. In der zeitlosen Gegenwart des Feenlandes verspürte ich weder Hunger noch Müdigkeit, doch schließlich beendete die Herrin ihre Anweisungen, und mir schien, ich sollte in die menschliche Welt

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