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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Schwierigkeiten erzählt. Vielleicht hat sie etwas Brauchbares.« Ich seufzte. »Du kannst sie ruhig hereinbitten.«
    Eigentlich war ich nicht sehr zuversichtlich, doch es war schlimm genug, dass Konstantius eine Frau durch das halbe Reich schleppen musste; da sollte er es nicht mit einer Invalidin zu tun haben. Tief im Innern wusste ich jedoch, dass ich bei allen Geheimmitteln, mit denen mir wohlmeinende Menschen zusetzten, tatsächlich auch den Willen aufbringen musste, gesund zu werden.
    Kurz darauf kam Philipp zurück und trat zur Seite, um einer alten Frau Platz zu machen. Noch ehe ich ihr Gesicht sah, lösten Sinne, die ich lange nicht gebraucht hatte, ein Prickeln des Erschreckens auf meiner Haut aus. Als die Frau begann, ihren Korb zu öffnen, merkte ich, dass es ein Erkennen gewesen war. Gerade noch war sie eine alte, gebeugte Frau in zerschlissenem Umhängetuch, wie sie zu Hunderten in die Stadt kamen, um ihre Waren zu verkaufen. Im nächsten Augenblick hatte sie sich mit der Pracht umgeben, richtete sich in ihrer ganzen Majestät vor mir auf und schien beinahe zu groß für den Raum. Philipp riss die Augen weit auf.
    »Herrin…« Ohne nachzudenken war ich aufgestanden und neigte das Haupt zur Begrüßung. Dann überkam mich die Wut, und ich richtete mich auf. »Was machst du hier?«
    Der gute Philipp trat schützend einen Schritt vor. Ich schluckte die nächsten Worte hinunter, die mir auf der Zunge lagen.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, sagte Ganeda, »schließt sich hier hinter den Wänden ein! Wir müssen miteinander reden. Komm hinaus ins Licht und an die Luft.«
    »Ich war krank…«, begann ich und ging unwillkürlich in die Defensive.
    »Unsinn - du wirst nie wieder gesund, wenn du dich wie ein Schoßhündchen einrollst! Komm!« Da sie Gehorsam voraussetzte, schritt sie zur Tür hinaus.
    Eldri sprang von der Liege, knurrte leise, und mein Mund verzog sich andeutungsweise zu einem Lächeln. Wenigstens wären wir im Atrium ungestörter. Ich bedeutete Philipp, im Haus zu bleiben, nahm mein Umhängetuch und folgte ihr.
    »Und, womit habe ich diese Ehre verdient?«, fragte ich knapp und setzte mich auf eine Steinbank. Ich lud Ganeda ein, neben mir Platz zu nehmen.
    »Du hast überlebt…«, antwortete die Hohepriesterin streng. »Die Pest ist nach Avalon gekommen.«
    Entsetzt starrte ich sie an. Wie war das möglich? Die heilige Insel war von der Welt abgeschnitten.
    »Ein Mädchen aus Londinium wurde uns zur Ausbildung geschickt. Sie war schon krank, als sie ankam. Wir erkannten die Krankheit nicht, und als Gerüchte über die Pest uns erreichten, war es schon zu spät, um die Ansteckung zu verhindern. Vier Jungfrauen und sechs ältere Priesterinnen sind gestorben.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Dierna aber nicht?«
    Unmerklich hellte sich Ganedas grimmige Miene auf. »Nein. Meiner Enkelin geht es gut.« Stumm hörte ich zu, als sie mir die Namen der Frauen nannte, die der Krankheit erlegen waren, Frauen, mit denen ich die einzigartige Vertrautheit des Rituals geteilt hatte, einige, die sich um mich gekümmert und mich unterrichtet hatten, andere, die ich wiederum unterwiesen hatte… und Aelia.
    Ich schloss die Augen. Tränen drangen nun unter meinen Augenlidern hervor und zogen heiße Spuren über meine Wangen. Hätte ich Avalon nicht verlassen, dann hätte ich sie pflegen können, dachte ich benommen. Ich hatte Philipp gerettet, für den ich nicht mehr als Güte empfand. Meine Liebe zu Aelia hätte sie sicher am Leben gehalten. Oder die Pest hätte mich vielleicht auch dahingerafft. In diesem Moment erschienen mir beide Schicksale gleich wünschenswert.
    »Ich danke dir, dass du gekommen bist, um es mir zu sagen…«, brachte ich schließlich hervor.
    »Ja, ich weiß, du hast sie geliebt«, antwortete die Priesterin knapp, »aber deshalb bin ich nicht gekommen. Avalon braucht dich.«
    Bei diesen Worten riss ich die Augen auf. »Wie… großzügig…« Die Worte kamen mir nur schwer über die Lippen. »Du bist verzweifelt, also nimmst du mich wieder an!« Ich stand auf, das Umhängetuch rutschte mir von den Schultern, und ich begann, auf dem Pfad auf und ab zu schreiten. »Nein.« Ich wandte mich ihr zu. »Du hast meine Verbindung zu Avalon durchtrennt. Damals, in dem ersten Monat, als die Wunde noch blutete, hättest du mich vielleicht zurückrufen können. Jetzt ist da nur noch eine Narbe.«
    Ganeda zuckte ungehalten mit den Schultern. »Die Verbindung kann

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