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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Stadthaus vor, besonders das Mosaik von Romulus und Remus mit der Wölfin, das den Boden seines Speisezimmers zierte.
    »Wie ich sehe, schätzt dein kleiner Hund feines Kunsthandwerk«, sagte Pollio und schnipste Eldri ein Stück Hammelfleisch zu. Mein Hund hatte sich neben dem Mosaikbild der Wölfin niedergelassen, als wollte er sich zum Saugen an ihren Zitzen zu den Zwillingen gesellen. Ich wurde rot.
    »Tut mir Leid - wenn wir zu Hause essen, sitzt er immer zu meinen Füßen. Er muss aus unserem Schlafzimmer geschlüpft sein…«
    »Nein, nein - lass ihn ruhig hier. Wir sind hier nicht so förmlich.« Pollio lächelte mir zu. »Wir leben hier in einem Land von Göttinnen und Königinnen, und Damen haben ihre Privilegien… Cartimandua, weißt du«, fügte er hinzu, als ich ihn fragend anschaute. »Sie hat das Land der Brigantes unter römischer Herrschaft gehalten, selbst als ihr Mann rebellierte.« Er drohte Konstantius mit dem Finger. »Lass dir das eine Warnung sein, mein Junge. Ein Mann ist nur stark, wenn seine Frau hinter ihm steht!«
    Jetzt war es an Konstantius, zu erröten, was bei seiner hellen Haut stets ein bemerkenswerter Anblick war. »Dann muss ich Herkules sein«, antwortete er, doch ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Lieber, du bist Apollon.«
    Er errötete noch stärker, und ich lachte.
    Als das Mahl beendet war, zogen sich die beiden Männer in Pollios Arbeitszimmer zurück, um die Papiere durchzugehen, die Konstantius sich hatte ansehen wollen, und ich nahm Eldri mit auf einen Spaziergang durch die Stadt. Nach anderthalb Tagen auf dem holprigen Wagen und dem schweren Essen brauchte ich Bewegung, und schon bald schritt ich durch das Tor ins offene Land hinaus.
    Hier im Norden blieb es länger hell, als ich es gewohnt war. Aus den Feldern erhob sich Bodennebel und fing das Sonnenlicht ein, sodass es aussah, als wären goldene Flachsstränge über das Land gelegt worden. Kurz nachdem ich die Brücke überquert hatte, sah ich einen Kuhpfad, der nach Westen führte, und bog von der Straße ab. Da Eldri mich führte, hatte ich keine Angst, mich zu verirren, auch wenn der Nebel bei Anbruch der Dunkelheit dichter würde.
    Ich verlangsamte meine Schritte, hatte ich doch endlich die Einsamkeit gefunden, die ich gesucht hatte. Die Luft war eigenartig still, wie immer in der Abenddämmerung und bei Sonnenuntergang. Nur drei Krähen krächzten, die zu ihrem Schlafplatz flogen, und in der Ferne muhte eine Viehherde auf dem Weg zu ihrem heimatlichen Melkschuppen.
    Ich blieb stehen und hob instinktiv die Hände zur Anrufung. »Brigantia, Erhabene, Quell der Heiligkeit! Herrin dieses Landes, bald werde ich über das Meer reisen. Gewähre mir deinen Segen, Göttin, wohin mich meine Wege auch führen mögen…«
    Es wurde noch stiller, als hielte das Land den Atem an und lauschte. Obwohl die Luft sich rasch abkühlte, spürte ich einen warmen Hauch auf der Wange, als strahlte die Erde die letzte Hitze des Tages ab. Eldri trollte sich auf der Straße davon, schwungvoller, als ich es bei ihm in letzter Zeit erlebt hatte. Sein weißer, buschiger Schwanz wedelte wie sonst, wenn er eine interessante Duftspur verfolgte, und ich musste mich sputen, um mitzuhalten.
    Gerade rechtzeitig erreichte ich die Anhöhe, um zu sehen, wie seine weiße Gestalt im Holundergebüsch verschwand, das am rechten Straßenrand wuchs.
    »Eldri! Komm hierher!«
    Der Hund kam nicht, und ich begann zu laufen. Ich rief noch einmal nach ihm. Jetzt sah ich, dass ein Pfad durch das Dickicht führte, so schmal, dass ich kaum hindurchpasste.
    Über der dahinter liegenden Weide lag goldener Dunst. Durch den schimmernden Bodennebel sah ich Eldri, der auf eine schwarze Steinsäule zutrottete. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Drei solcher Säulen standen dort auf der Weide im Abstand von ungefähr der Länge eines Forums. Ich hatte schon Megalithen gesehen, doch noch nie in dieser Größe, beinahe so hoch wie die Säulen im Tempel von Serapis.
    »Eldri, gib Acht«, flüsterte ich, doch ich hätte wissen müssen, dass er ein Feenhund und an Wunder gewöhnt war, denn er setzte sich hechelnd neben den ersten Stein und wartete auf mich.
    »Nun, mein Kleiner, was hast du gefunden?«
    Der Hund legte den Kopf schief und drehte sich wieder erwartungsvoll zur Säule um. Ich umschritt diese langsam, wie gewohnt in Sonnenrichtung. Der Stein war sehr dunkel und seine Oberfläche glatter als sonst bei den Arbeiten des Alten Volkes üblich. Nach oben verjüngte

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