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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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im Schutz meiner Umarmung ins Haus. Nach einem Bad und einer ordentlichen Mahlzeit sah er schon besser aus, obwohl sein Stammbaum wahrscheinlich so gemischt wie die Bevölkerung des Imperiums war. Er hatte Schlappohren, sein Fell war schwarz und weiß gescheckt, und sein Schwanz erschien fast buschig. Die Größe seiner Tatzen ließ vermuten, dass er tatsächlich ein großer Hund werden könnte, wenn der Hunger in seiner frühen Jugend nicht das Wachstum gehemmt hatte.
    Der Eifer, mit dem er die Schüssel Brühe leer schlürfte, die Drusilla ihm zubereitet hatte, zeigte einen bemerkenswerten Überlebenswillen.
    »Wie soll er denn heißen?«, fragte Philipp, der seine Zweifel hinsichtlich der Sauberkeit des Hundes weitgehend abgelegt hatte.
    »Ich dachte an ›Hylas‹, nach dem Geliebten von Herakles, welchen die Nymphen im Teich ertränkt haben. Hierzulande ist das eine beliebte Geschichte.« Tatsächlich war Hylas vermutlich auf Chios verloren gegangen, als die Argonauten dort auf ihrem Weg, das Goldene Vlies zu stehlen, Halt machten. Es lag nur wenige Tagesreisen von uns entfernt an der Küste im Osten.
    »Er sieht wirklich so aus, als hätte jemand versucht, ihn zu ersäufen«, stimmte der Junge mir zu, und so erhielt der Hund seinen Namen.
    In dieser Nacht schlief Hylas in meinem Gemach. Damals und in den einsamen Monaten, als Konstantius dem Kaiser nach Syrien gefolgt war, tröstete mich das Trappeln von Hundepfoten hinter mir, auch wenn das Bett neben mir leer war.

    Konstantius hatte Recht gehabt mit dem Wetter. Sobald der Sommer anbrach, triumphierte die Sonne an einem wolkenlosen Himmel und briet das Gras auf den Hängen zu Gold. Die Fenster, die im Februar so viel Zugluft durchgelassen hatten, wurden aufgesperrt, um morgens die Meeresbrise und abends den Wind vom See hereinzulassen. Die Menschen, die hier lebten, meinten, das sei der Jahreszeit angemessen, aber nach dem Nebel in Britannien fand ich die Hitze in Wirklichkeit erdrückend.
    Tagsüber zog ich hauchdünne Gazestoffe an und legte mich am Springbrunnen im Atrium unter ein Sonnensegel. Hylas hechelte neben mir. Abends ging ich zuweilen am See spazieren. Dann hüpfte der Hund vor mir her, und Philipp, der sich mit einer Keule bewaffnet hatte und misstrauisch nach links und rechts schaute, lief einen Schritt hinter mir. Hin und wieder erhielt ich einen Brief von Konstantius. In voller Rüstung marschierte er durch ein Land, dem gegenüber Drepanum kühl wie Britannien war. Als wir von dem Sieg bei Ancyra hörten, hatte der Magistrat ein großes Freudenfeuer auf dem Forum anzünden lassen. Das wiederholte sich nach den guten Meldungen aus Antiochia.
    Zu Sommerbeginn hatten zahlreiche Familien aus Nicomedia ihren Haushalt nach Drepanum verlegt. Die Männer etlicher Frauen waren ebenfalls mit dem Kaiser ausgezogen, doch wir hatten wenig gemeinsam. Drusilla, die auf dem Markt alle möglichen Gerüchte aufpickte, erzählte mir, es hieße, ich sei nicht Konstantius' Frau, sondern ein Mädchen, das er in einem Wirtshaus aufgelesen und zu seiner Konkubine gemacht habe. Jetzt war mir klar, warum die Frauen so distanziert gewesen waren. Drusilla war empört, doch ich konnte kaum einer Meinung widersprechen, die vom rechtlichen Standpunkt aus betrachtet richtig war. Es gab keinen Heiratsvertrag, weder einen Austausch von Geschenken noch ein Bündnis von Verwandten, mit dem unsere Vereinigung feierlich besiegelt worden wäre; wir hatten nur den Segen der Götter.
    Eigentlich war ich froh, gesellschaftlicher Verpflichtungen ledig zu sein, denn mit den Patriziern waren einige Philosophen des Kaisers eingetroffen. Einer von ihnen hatte einen schmächtigen Schüler namens Sopater, der für den Betrag, den ich vom Haushaltsgeld sparen konnte, und eine Geschmacksprobe von Drusillas Kochkünsten bereit war, mich zu unterrichten.
    Das Griechisch, das ich als Kind gelernt hatte, war eingerostet, und in diesem Land brauchte ich die Umgangssprache, um mit Händlern reden zu können, und die verfeinerte Sprache der Philosophen, um die Werke von Porphyrius und anderen zu lesen, die so viel Aufsehen erregten.
    Sopater war jung und auch ernst, doch nachdem er sich so weit entspannt hatte, dass er mir während des Unterrichts in die Augen sehen konnte, kamen wir gut miteinander aus. Wenn mir an den langen Sommertagen zu heiß war, um mich zu bewegen, so war wenigstens mein Geist rege. Ich brauchte die Ablenkung; denn nach der großen Schlacht bei Emesa hatte ich nichts von

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