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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Zenturios, »wir haben es doch gerade oben!«
    Ich lächelte, als ich den Spitznamen hörte. Es war offensichtlich die Abkürzung des lateinischen Namens, doch in meiner Sprache war »con« die Bezeichnung für »Hund«.
    »Außerdem ist es heiß«, sagte der andere Junge, Marinus, der einer Kaufmannsfamilie in der Stadt entstammte. »Wir können uns im Schatten ausruhen, bis die Sonne untergegangen ist, und dann weitermachen.«
    »Aber das ist nicht richtig.« Konstantin schaute sie verständnislos an. »Die Schräge muss im Winkel stehen, sonst ist sie nicht im Gleichgewicht…«
    Er tat mir Leid. Er hatte das gewünschte Ergebnis so deutlich vor Augen, und die Wirklichkeit wollte seinen Träumen einfach nicht entsprechen. Nun, das Leben würde ihn schon bald lehren, dass man die Welt nicht immer nach seinem Geschmack zurechtbiegen konnte, dachte ich, und mir fiel meine eigene Kindheit ein. Hoffentlich blieben ihm seine Illusionen noch möglichst lange erhalten.
    Aber es war wirklich heiß. Selbst Hylas, der für gewöhnlich wie ein Welpe um mich herumtollte, wenn wir im Freien waren, hatte sich hechelnd im Schatten des Flechtwerks niedergelassen, um das es ging.
    »Ich habe Gerstenwasser zum Abkühlen mitgebracht«, schaltete ich mich ein und zeigte Mitgefühl mit den beiden jüngeren Knaben. »Wenn ihr etwas getrunken habt, fällt euch die Aufgabe bestimmt leichter.«
    Ich füllte aus dem schwitzenden Tonkrug ein paar Becher für die Jungen und nahm meinen mit an die Gartenmauer. Unterwegs blieb ich am Schrein der Gartennymphe stehen, um ihrem Bildnis ein paar Tropfen zu opfern. Es hatte eine Zeit lang gedauert, bis ich mich an die eifrige Beschäftigung der Römer mit Bildnissen gewöhnt hatte. Es war, als müssten sie alles, was heilig war, besonders kennzeichnen. Aber der Schrein diente als Mahnung, und manchmal trat ich abends in den Garten hinaus, um eine halbe Stunde dort zu verbringen.
    Jenseits der Mauer fiel das Gelände in einem Gewirr von Buschwerk ab. Zwischen dem Abhang und der glitzernden Flussbiegung flimmerte das Sumpfland im heißen Dunst. Er verzerrte die Gestalten der Männer, die mühsam an den Gräben und dem großen Belagerungsturm arbeiteten, den der Kaiser hatte herbeischaffen lassen, damit er ihre Fortschritte beobachten konnte. Bei diesem Wetter konnte selbst der eisenbewehrte Turm nicht viel Bequemlichkeit bieten.
    Ich konnte mir vorstellen, wie Probus dort stand, schmal und konzentriert und ebenso besessen von seinem Sumpfprojekt, wie mein Sohn von seiner Arbeit im Garten. Noch ein Idealist - jeder hatte vom Plan des Kaisers gehört, fremde Hilfstruppen für die Bewachung der Grenzen einzustellen. Wenn Probus damit durchkam, müsste das Reich seinen Bürgern keine Steuern mehr zur Finanzierung eines stehenden Heeres abverlangen. Sollte das geschehen, könnte ich Konstantius vielleicht überreden, sich nach Britannien zurückzuziehen, wohin meine Freundin Vitellia mit ihrem Mann gegangen war.
    Im Schatten der Linde waren die Ziegel auf der Gartenmauer kühl genug, dass man sich anlehnen konnte, obwohl das Sonnenlicht, das durch die Blätter drang, mich unter meinem dünnen Gewand schwitzen ließ. Selbst Sklaven sollte man nicht in einer solchen Hitze arbeiten lassen, dachte ich und beschattete meine Augen mit der Hand. Ich fragte mich, wie Probus seine Männer dazu überredet hatte.
    Doch die Männer im Sumpfland bewegten sich überraschend lebhaft - es war schwierig, alles deutlich zu erkennen, aber um den Turm herum schien eine gewisse Unruhe entstanden zu sein. Mein Herz schlug schneller, obwohl ich nichts Unrechtes sah. Noch während ich hinschaute, geriet der Turm immer stärker ins Schwanken, stand einen Augenblick lang schräg, dann stob eine dunkle Staubwolke auf, als er zu Boden fiel.
    »Was ist da los?«, fragte Konstantin, der neben mir stand, als der Sinn, der uns schon vor seiner Geburt verbunden hatte, ihm mein Unbehagen mitteilte.
    »Hör mal…« Das Klirren der Eisenplatten, mit denen der Turm verkleidet war, hallte noch in der schweren Luft wider. Doch nun erhob sich ein anderes Geräusch, ein Gebrüll aus vielen Kehlen, das ich einmal gehört hatte, als ich mit Konstantius zu Gladiatorenkämpfen ins Amphitheater in Naissus gegangen war - Lärm, in den eine Menge ausbricht, wenn ein Mann zu Boden geht.
    Es hatte den Anschein, als bewegte sich der Pöbel der Männer auf die Straße zu. Mit einem Ruck drehte ich mich um.
    »Pollio, Marinus, da unten im Sumpfgebiet gibt

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