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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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meinem erschöpften Zustand fiel es mir schwer, ihr Glauben zu schenken. Ich schloss die Augen und jammerte, als das Kind in mir um sich trat. Für ihn musste es ebenso schwer sein, gefangen in einem engen Beutel und in einen Durchgang gepresst, der zu schmal für seine Gestalt war. Doch er hatte jetzt keine andere Wahl mehr, ebenso wenig wie ich.
    » Göttin, war es so schrecklich für dich, als du die Welt gebarst? «, schrie ich im Stillen auf. » Ich habe die Leidenschaft gesehen, die deine Geschöpfe treibt, sich zu vermehren. Hilf mir, dieses Kind zur Welt zu bringen! Ich will dir alles geben, worum du mich bittest! «
    Aus den Tiefen meines Schmerzes schien eine Antwort zu kommen.
    » Worum ich dich bitte? Auch wenn es bedeutet, dass du ihn verlieren musst?«
    »Solange er am Leben bleibt! «, erwiderte ich.
    » Du wirst ihn behalten, und du wirst ihn verlieren. Er wird dein Herz mit Füßen treten, um seiner Bestimmung zu folgen. Die Veränderungen, die er mit sich bringt, kannst du weder vorhersagen noch lenken. Aber du darfst nicht verzweifeln. Auch wenn sie schmerzhaft sind, so sind Wachstum, Wechsel und Änderung Teil meines Plans, und alles, was verloren ist, wird eines Tages wiederkehren… «
    Ich lag bereits wieder in Schmerzen und vermochte mir keinen Reim darauf zu machen. Ich kannte nur die Notwendigkeit, mein Kind voranzubringen. Mit einer kaum merklichen Bewegung gab ich meine Zustimmung, und schon war ich wieder in meinem Körper. Marcia führte mir einen Becher Tee an die Lippen, dessen Bitterkeit ich trotz des beigemischten Honigs spürte. Ich versuchte, die Kräuter zu erkennen, schmeckte aber nur die durchdringende Schafgarbe und die rote Zeder heraus.
    Was es auch war, als es in meinen leeren Magen kam, begann es sofort zu wirken. Die Wehen kehrten mit unvermindertem Schmerz zurück, der meinen Entschluss, nicht zu schreien, zunichte machte. Immer wieder überwältigte mich der Schmerz, doch allmählich war ich in der Lage, einen gewissen Rhythmus zu erkennen. Marcia setzte mich auf den Geburtsschemel und reichte mir ein Tuch, auf das ich beißen konnte. Drusilla stellte sich hinter mich, und zwei Mägde nahmen jeweils einen Arm. Später erfuhr ich, dass ich ihre Handgelenke so fest gedrückt hatte, dass blaue Flecke zurückblieben, doch in dem Augenblick war ich mir dessen nicht bewusst.
    Ich spürte das warme Blut in der Scheide und das heiße Öl, mit dem Marcia mich massierte. »Du machst es gut«, sagte sie. »Wenn der Drang kommt, presse, so fest du kannst!«
    Dann drückte die riesige Hand wieder zu, und ich presste. Es war mir gleich, ob jemand meinen Schrei hörte. Immer wieder kam es, bis ich glaubte, zu zerreißen.
    »Ich habe den Kopf«, sagte Marcia, dann packte mich eine letzte Wehe, und der Rest des Kindes glitt hinaus. Ich erblickte ein purpurrotes, strampelndes Bündel, als sie es in die Höhe hob, unverkennbar männlich, und dann hallte der Raum von Protestgeheul wider, das mindestens so laut wie meine Schreie war.
    Vage nahm ich wahr, wie ich wieder ins Bett gehoben wurde. Frauen eilten geschäftig hin und her, verpackten mich in Tücher, um die Blutung zu stillen, wuschen mich, wechselten das Bettzeug. Ich schenkte ihrem Geschnatter keine Aufmerksamkeit. Was spielte es schon für eine Rolle, wenn ich zu tief gerissen war, um noch ein Kind gebären zu können - dieses Kind lebte! Ich hörte seine kräftigen Schreie noch aus dem Nebenzimmer.
    Über mir tauchte ein Gesicht auf. Es war Sopater mit einem Mann im Gewand eines Chaldäerpriesters. Ich erinnerte mich, dass man mir gesagt hatte, er sei Astrologe.
    »Dein Sohn wurde in der fünften Stunde nach Mittag geboren«, sagte Sopater. »Wir haben bereits ein vorläufiges Horoskop. Mars steht im Stier und Saturn steht im Löwen. Dieses Kind wird ein Krieger, widerspenstig in der Niederlage und unnachgiebig im Sieg. Aber Jupiter herrscht im Zeichen des Krebses, und da sitzt auch sein Mond - dein Sohn wird sich intensiv um die Familie kümmern. Aber über allem wird Wassermann herrschen, der gerade mit seiner Venus und seiner Sonne aufsteigt.«
    Ich nickte, und er wandte sich ab, noch immer erregt. Ich hörte Gläser klirren und wurde mir bewusst, dass sie im Nebenraum auf das Wohl des Kindes anstießen. Wie ungerecht , dachte ich. Schließlich hatte ich die ganze Arbeit geleistet! Doch das war üblich so, wenn ein Mann seinen Sohn für sich in Anspruch nahm, und ich sollte froh darüber sein.
    Nach römischen Maßstäben war

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