Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
es Ärger. Ich wünsche, dass ihr auf der Stelle nach Hause geht!« Unwillkürlich hatte ich den Befehlston angelegt, den man mich auf Avalon gelehrt hatte. Mein Sohn starrte mich ebenso wie die Jungen mit weit aufgerissenen Augen an. Sie stellten ihre Becher ab und liefen los.
    »Wir können hier nicht bleiben«, überlegte ich laut. »Sie wissen wahrscheinlich, wo der Kaiser die Truhe mit dem Sold aufhebt. Geh - pack ein paar Sachen zum Wechseln ein und alle Bücher, die du in einem Bündel tragen kannst.« Ich rief bereits nach Drusilla und den Mägden.
    »Aber warum laufen wir denn weg?«, protestierte Kon, als ich meinen Haushalt wie eine Schafherde vor mir her über die Straße trieb. Die Dienerinnen weinten und klammerten sich an die Bündel auf ihren Armen, doch Drusilla schaute finster drein. »Der Kaiser wird den Aufstand sicher beenden, noch ehe die Männer bis hierher vordringen können.«
    »Ich vermute, der Kaiser ist tot, und darum randalieren die Soldaten«, entgegnete ich. Philipp bekreuzigte sich, und mir fiel ein, dass er die christliche Kirche in der Stadt besucht hatte. Konstantin blieb wie angewurzelt stehen, und ich griff nach ihm, um ihn weiterzuziehen. Er wusste theoretisch, dass die meisten Kaiser nicht lange regierten, doch Probus war der einzige Kaiser, an den er sich wirklich erinnerte, ein Mann, der in seinen wenigen Mußestunden Brettspiele mit dem Kind gespielt hatte.
    »Und was ist mit Vater?«, fragte er. Jetzt war es an ihm, mich vorwärts zu drängen. Mein Sohn stand mir so nah wie mein Herzschlag, doch Konstantius war sein Idol.
    Ich brachte ein Lächeln zustande, auch wenn das die Frage war, die mir Kopfzerbrechen bereitet hatte, seitdem ich gesehen hatte, was vor sich ging.
    »Er hat ihnen nicht befohlen, bei dieser Hitze zu arbeiten. Ich bin sicher, sie werden ihm nichts antun«, sagte ich beherzt. »Komm jetzt. Die Basilika hat stabile Wände, und es ist in einem solchen Gerichtshof nicht viel da, das sich zu plündern lohnte. Da sind wir in Sicherheit.«

    Beinahe hätten wir es geschafft. Aber der Aufruhr breitete sich mit vulkanartiger Geschwindigkeit aus, und als wir das Forum erreichten, wüteten die ersten Banden entfesselter Soldaten bereits in der Stadt. Einige waren vielleicht aus dem Kommando meines Gemahls - Männer, die ich gepflegt hatte, als die Grippe im vergangenen Winter das Lager befallen hatte. Doch sie waren bereits in mehrere Tavernen eingefallen, und der unverdünnte Wein in den Flaschen, die sie bei sich trugen, ertränkte auch das letzte bisschen Verstand, das ihnen der Blutrausch ließ.
    Als meine kleine Gruppe aus dem Säulengang auftauchte, der den Platz umgab, stampfte eine Bande von vielleicht zwanzig Männern die Hauptstraße hinunter auf uns zu. Ihre genagelten Sandalen klapperten auf den Pflastersteinen. Im nächsten Augenblick waren wir umzingelt. Hylas begann wütend zu bellen und zappelte in Drusillas Armen.
    Wir hätten im Palast bleiben sollen! , dachte ich verzweifelt. Wir hätten uns in den Ställen verstecken können . Dann sah ich, wie Kon ungeschickt nach dem parthischen Dolch griff, den sein Vater ihm erst an seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte, und schob mich vor ihn.
    »Keine Bewegung!«, fauchte ich, als einer der Soldaten nach mir griff und meine Tunika von der Fibel riss, die sie an der Schulter zusammenhielt, sodass sie zu Boden fiel und eine Brust entblößte.
    Abrupt verstummten die Männer. Die Lust lähmte sie wie ein Blitz. Im nächsten Augenblick würden sie den Jungen umbringen und mich mit gespreizten Beinen zu Boden werfen. Eine Vergewaltigung konnte ich ertragen, nicht aber den Verlust des Kindes, für das ich Avalon aufgegeben hatte!
    »Göttin!«, schrie ich in der Zunge meiner britannischen Heimat, »rette deinen Erwählten!« Als ich die Arme zur Anrufung hob, schien es, als fegte ein starker Wind herab und raubte mir das Bewusstsein.
    Wie von ferne vernahm ich eine Stimme, mächtiger als eine menschliche, die Flüche ausstieß und von einer Gestalt kam, die um Längen größer war als die winzigen Geschöpfe, die sie umzingelten, eine Gestalt, die Licht ausstrahlte. Ein großer Hund stand neben ihr und knurrte wie Donner. Sie gestikulierte mit den Händen, und ihre kleinen Angreifer zogen sich zurück und fielen auf ihrer hastigen Flucht übereinander. Die Göttin winkte denen, die sie verteidigte, zu und führte sie zur Basilika. Vor der Tür wandte sie sich um und zog einen Kreis in der Luft, als nähme

Weitere Kostenlose Bücher