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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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sie den Ort für sich in Anspruch.
    Im nächsten Augenblick spürte ich, wie ich fiel, wie mich alle Kraft verließ, als ich wieder in meinen Körper zurückkehrte und zu Boden sank.
    Unter lauten Rufen mussten meine Diener mich halb in die Basilika ziehen, halb tragen. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder Atem geschöpft und sie so weit beruhigt hatte, dass ich mit Konstantin reden konnte.
    »Sie hätten meine Mutter getötet!«, sagte er heiser und klammerte sich an mich, wie er es seit seiner frühesten Kindheit nicht mehr gemacht hatte.
    Es schien nicht angebracht, dem Kind in diesem Moment zu erklären, dass Töten das Letzte war, was die Angreifer im Sinn gehabt hatten. »Ist schon gut«, besänftigte ich ihn. »Jetzt sind wir in Sicherheit…«
    »Niemand ist sicher, wenn der Kaiser die Kontrolle verliert«, murmelte er. »Das hätte nicht passieren dürfen. Ich bin jung, und sie waren zu stark für mich, aber ich schwöre dir, Mutter, so etwas wird nicht erlaubt sein, wenn ich groß bin!«
    Ich schüttelte den Kopf und dachte, wie viel er noch lernen musste. Dann legte ich einen Arm um ihn und drückte ihn an mich. »Wenn du groß bist, wirst du alles in Ordnung bringen!«, murmelte ich, um ihn zu trösten, und erst als ich es ausgesprochen hatte, fiel mir auf, dass für das Kind der Prophezeiung auch diese Bestimmung zutreffen könnte.

    Die Nacht brach herein, und mit ihr kamen die restlichen Legionäre und versuchten, das, was sie getan hatten, in Wein und noch mehr Gewalt zu ertränken. Wenn die Offiziere überlebt hatten, so wie wir, dann hatten sie ein Schlupfloch gefunden, in dem sie sich verstecken konnten. Ich glaubte, dass Konstantius dazugehörte. Bestimmt hätte ich gewusst, wenn der Tod die Bindung zwischen uns durchtrennt hätte. Im Süden, wo die Wohlhabenden ihre Häuser um den Palast herum errichtet hatten, sahen wir Flammen, und ich dachte, dass es doch richtig gewesen war, die mir Anbefohlenen hierher gebracht zu haben. Ein paar Ladenbesitzer und die Beamten, die in der Basilika arbeiteten, waren hier gewesen, als wir ankamen. Insgesamt waren wir etwa dreißig an der Zahl.
    Als der Lärm von Zerstörung und Aufruhr für eine Weile nachließ, vernahm ich Gesang aus der christlichen Kirche.
    »Kyrie eleison, Christe eleison…«
    »Herr, erbarme dich«, flüsterte Philipp hinter mir.
    Sie hatten nicht mehr zu ihrer Verteidigung als die Schafe, die sie so oft besangen, aber selbst betrunkene Soldaten wussten, dass es dort nichts Lohnenswertes zu plündern gab. Mir taten alle armen Seelen Leid, die überhaupt keinen Zufluchtsort hatten, denn der römische Legionär, der mit Disziplin heldenhaft kämpfen konnte, wurde ohne sie mehr zum Tier als jeder Barbar.
    Die ganze Nacht über hockten wir in der Basilika beisammen, mit dem Rücken an der Wand, und obwohl es zu dieser Jahreszeit nur wenige Stunden dunkel war, erschienen sie uns sehr lang. Schließlich musste ich doch eingeschlafen sein. Konstantins kräftiger Oberkörper lag auf meinem Schoß, als wäre er trotz seiner Länge wieder zum kleinen Kind geworden. Ich schlug die Augen auf und sah blasses Licht durch die hohen Fenster fallen. Draußen in der Stadt war es schließlich und endlich still geworden.
    Kon regte sich in meinen Armen, setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Ich habe Durst«, sagte er und schaute blinzelnd zu den anderen, die ebenfalls wach wurden.
    »Ich gehe«, sagte Philipp, und als ich den Mund aufmachte, um ihn davon abzuhalten, schüttelte er den Kopf. »Die Truppen sind alle berauscht und wollen im Schlaf vergessen, wenn sie es können. Wer sollte sich um mich kümmern?«
    Seufzend gab ich mit einem Kopfnicken mein Einverständnis. Philipp war mit den Jahren kräftiger geworden, doch die Unterernährung in seiner frühen Kindheit hatte seinen Wuchs behindert, und mit seiner Hakennase und dem wirren rötlichen Kraushaar wäre er wahrscheinlich kein lohnendes Angriffsziel. »Hast du immer noch Angst vor den Soldaten, Mutter?«, fragte Kon. »Ich habe nachgedacht, und ich bin mir sicher, dass uns jetzt nichts mehr zustößt. Eine Göttin beschützt uns, wie ich gesehen habe, und ich weiß, dass ich nicht dazu ausersehen bin, hier zu sterben. Hast du mir nicht oft genug erzählt, ich sei das Kind der Prophezeiung?«
    Ungläubig starrte ich meinen Sohn an und fragte mich, ob das so klug gewesen war. Als die Plünderer uns tags zuvor umzingelten, war mir plötzlich eingefallen, dass Visionen nur zeigten, was

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