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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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möglicherweise geschehen könnte. In meiner Verzweiflung hatte ich die Macht der Herrin beschworen, nicht das Schicksal. Ich glaubte noch immer, dass Konstantin mit der Aussicht geboren war, Größe zu erlangen, aber erst seine Taten mussten entscheiden, ob und wie diese Möglichkeit sich erfüllte.
    Als Philipp zurückkehrte, waren die meisten anderen wach. Er hatte eine leere Amphore am Springbrunnen gefüllt und einen annehmbaren Becher gefunden. Das Wasser schmeckte leicht nach Wein.
    »Ich bin überrascht, dass du etwas gefunden hast, das nicht zerbrochen ist«, sagte ich, als ich Drusilla den Becher reichte. »Wie sieht es denn da draußen aus?«
    »Wie am Morgen nach der Schlacht, nur dass das Blut in diesem Fall Wein ist. Ein unerfahrener Tribun könnte sie jetzt befehligen, so beschämt sind sie. Ich habe einen Mann schluchzen gehört, wie gut Probus als General gewesen sei, und man solle ihm doch ein Monument errichten.« Angewidert schüttelte er den Kopf.
    Am Vormittag wagten sich die Ladenbesitzer hinaus, um den Schutt fortzuräumen, und die Besitzer von Lebensmittelständen, deren Waren nicht zerbrechlich waren, gingen wieder ihren Geschäften nach. Viele Legionäre hatten ihren Aufstand auf dem Forum beendet und wachten jetzt auf. Im Laufe des Vormittags schlossen sich ihnen noch mehr an. Sie standen in Gruppen beisammen und diskutierten. Ich war jedoch noch nicht zu dem Versuch bereit, nach Hause zu gehen, obwohl ich annahm, dass der Palast noch stand. Daher saßen wir auf der Treppe der Basilika und aßen Würste in Fladenbrot, als das rhythmische Trampeln und Klirren in Formation marschierender Soldaten alle - Meuterer und Stadtbewohner gleichermaßen - aufhorchen ließ.
    Es war kein jüngerer Offizier, der sie gesammelt hatte, sondern der Prätorianerpräfekt Carus. Als er auf das Forum ritt, schlug mein Herz schneller, denn hinter ihm erblickte ich Konstantius. Sein Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt. Ich erhob mich mit meinem Sohn, und sein Blick, der über die Menge schweifte, erreichte das Portal der Basilika und erfasste mich. Es geht dir gut , einen Augenblick lang verzog sich sein Gesicht. Ich kann wieder leben . Es hätte mich nicht überraschen sollen - immerhin sorgte er sich um zwei Menschen. Ich hatte gewusst, dass zumindest unser Sohn in Sicherheit war. Dann hatte Konstantius seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle, doch sie wirkten nicht mehr wie versteinert.
    Auf meinem Gesicht wäre zweifellos eine ähnliche Verwandlung zu sehen gewesen, wenn mich jemand beobachtet hätte, doch alle Augen waren auf Carus gerichtet, der so ruhig daherritt, als wäre er auf dem Weg zum Senat, dem er angehört hatte, bevor er seine militärische Laufbahn begann. Offenbar hatte er ein paar Versprengte auf seinem Weg durch die Stadt aufgegriffen, denn es drängten noch mehr Soldaten auf den Platz. In der Mitte des Forums befand sich ein Springbrunnen, zu dem drei Stufen hinaufführten. Carus glitt vom Pferd und stieg, während es fortgeführt wurde, auf den breiten Steinrand des Springbrunnens. Von dort konnte er den Platz überblicken und wurde selbst auch gesehen. Er musste an die Sechzig sein, aber er war noch stark und gut in Form, hatte eine Glatze, die er mit einer formlosen Kappe schützte, und bevorzugte die einfache Kleidung der alten Republik.
    »Soldaten von Rom…«, hob Carus an, »welcher Gott ist in euch gefahren? Ihr habt den Kaiser in den Tod getrieben, der euch wie ein Vater war, habt euch zu Waisen gemacht, das Andenken eurer gefallenen Brüder und die Zeichen, die ihr tragt, entehrt.«
    Er fuhr noch eine Zeit lang in dieser Tonart fort und sprach mit maßvoller Eleganz, die auf eine ausgezeichnete Ausbildung hinwies. Die Männer, die zunächst in dumpfem Schweigen zugehört hatten, begannen zu weinen. Doch Kon hatte meinen schützenden Arm verlassen und war vorgetreten, um mit leuchtenden Augen zuzusehen.
    »Zenturios! Tretet vor, und ihr anderen versammelt euch um eure Befehlshaber!«, schrie Carus, und die chaotische Szene löste sich langsam in eine Art militärischer Formation auf. »Ihr kehrt in eure Zelte zurück, säubert euch und eure Ausrüstung und stellt euch um zwei Uhr heute Mittag in Reih und Glied auf dem Exerzierplatz auf.«
    Vermutlich war es allemal besser, in voller Ausrüstung unter der sengenden Sonne zu stehen, als im Morast zu graben, aber zum Glück tat sich eine Brise aus dem Norden auf, und die Temperatur sank.
    Womöglich war in ihrem momentanen

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