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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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paar Küchenhilfen verschwanden, sobald der erste Gang aufgetragen war. Ich ahnte, wohin sie gegangen waren, denn als ich durch den stillen Garten ging, spürte ich das Beben der Erde und vernahm den Trommelschlag, der es wiedergab. Auf einem Hügel über der Stadt loderte ein Beltanefeuer.
    Beim Klang der Trommelschläge wurde mir warm ums Herz. Ich lächelte und dachte, wenn unsere Gäste nicht zu lange blieben, hätten Konstantius und ich noch Zeit, den Festtag auf traditionelle Weise zu begehen. Das Gelächter im Speisezimmer war lauter geworden. Vielleicht merkten die Männer nichts von der Energie des Abends, doch mir schien, dass sie gleichwohl darauf reagierten. Ich war allein vom betörenden Duft der Nacht halb trunken. Als Konstantius nach mir rief, legte ich mir eine Palla über die Schultern und ging zu ihnen ins Haus.
    Mein Gemahl rückte auf seiner Liege zur Seite, sodass ich mich setzen konnte. Er bot mir von seinem Wein an.
    »Nun, meine Herren, habt ihr über die Zukunft des Imperiums entschieden?«
    Maximian grinste, aber Dokles zog die dicken Augenbrauen zusammen, die unter der hohen, kahlen Stirn stets verblüffend wirkten.
    »Dafür, meine Liebe, brauchten wir eine Seherin wie Veleda, die uns unser Schicksal voraussagte.«
    Ich hob eine Augenbraue. »War sie ein Orakel?«
    »Sie war die heilige Frau aus den Stämmen in der Nähe der Rhenusmündung, als Claudius regierte«, erwiderte Konstantius. »Ein Prinz der Batavi namens Civilis, ein Offizier bei den Hilfstruppen, zettelte einen Aufstand an. Es heißt, die Stämme würden keinen Schritt ohne ihren Rat tun.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Am Ende haben wir Veleda mehr gefürchtet als Civilis.« Konstantius schüttelte bedauernd den Kopf. »Er war die Art Feind, die wir verstanden, aber sie hatte das Gehör der ewigen Mächte. Sie wurde schließlich gefangen genommen und hat, soviel ich weiß, ihr Leben im Tempel der Vesta beschlossen.«
    In dem nun eintretenden Schweigen erschien das Zirpen der Grillen plötzlich sehr laut. Dieser hörbare Rhythmus überlagerte den Herzschlag der Trommeln, den ich jetzt eher körperlich wahrnahm.
    »Ich habe gehört«, sagte Dokles in die Stille hinein, »dass du selbst ein wenig Übung in der Kunst einer Seherin hast.«
    Ich warf Konstantius einen kurzen Blick zu, der mir mit einem Schulterzucken zu verstehen gab, dass er dieses Gerücht nicht verbreitet hatte. Es hätte mich nicht weiter überraschen sollen, zu erfahren, dass Dokles über eigene Informationsquellen verfügte. Seine Eltern waren freigelassene Sklaven und Klienten des Senators Anulinus, ihres früheren Herrn. Dass Dokles aus solch bescheidenem Elternhaus zum Befehlshaber der Leibwache des jungen Kaisers aufgestiegen war, ließ darauf schließen, dass er ein Mann mit außergewöhnlichen Talenten war.
    »Es stimmt, dass ich in Britannien zur Priesterin ausgebildet wurde«, antwortete ich und fragte mich, ob dies nur eine belanglose Unterhaltung war oder ob eine tiefere Bedeutung dahinter steckte.
    Maximian stützte sich auf einen Ellbogen. Auch er war auf dem Lande aufgewachsen, und mir war aufgefallen, dass seine Finger im Rhythmus der Trommeln zuckten, obwohl ich nicht glaubte, dass er es merkte.
    »Herrin, ich weiß, welche Kräfte heute Abend draußen freigesetzt werden«, sagte er feierlich. »Es ist eine Nacht, in der sich die Pforten zwischen den Welten auftun. Nutzt die Gunst der Stunde, Männer…« Er gestikulierte ein wenig beschwipst mit seinem Kelch, und ich sah, dass sie den Wein nicht mehr mit Wasser verdünnten. »Soll die Strega ihre Kräfte für uns einsetzen un' uns den Ausweg aus unserm Dilemma sseigen!«
    Verblüfft über seine Ausdrucksweise zuckte ich zurück – in meinem Land redete niemand derart abfällig über eine Priesterin von Avalon - und Konstantius legte schützend eine Hand auf meinen Arm.
    »Sieh dich vor, Maximian - meine Gemahlin ist keine alte Hexe, die dir einen Zaubertrank braut.«
    »Das hab ich auch gar nicht behauptet.« Er nickte mir um Vergebung bittend zu. »Soll ich sie etwa eine Druidenpriesterin nennen?«
    Bei diesen Worten erschraken alle, wussten sie doch, wie Caesar mit den Druiden in Gallien umgesprungen war. Doch ich hatte mich schon wieder vom Schreck erholt: Schließlich war es nichts als die Wahrheit, und lieber sollten sie meine Kunst für ein Überbleibsel keltischer Weisheit halten, als Mutmaßungen über die Existenz von Avalon anstellen. Konstantius packte mich noch fester, doch

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