Die Priesterin von Avalon
gedient hätte. Severus ist Galerius' bester Freund, und weder er noch Daia haben jemals mehr als eine Abteilung kommandiert. Galerius will keine Gleichgestellten, sondern Lakaien, und Diokletian will nur Ruhe und Frieden, damit er auch weiterhin glauben kann, er habe das Imperium gerettet!«, sagte er aufgebracht. »Galerius war ein guter Diener, aber, bei den Göttern, er wird ein schlechter Herr sein. Er schikaniert die Christen in seinen Gebieten auch dann noch, wenn klar ist, dass die Verfolgung misslungen ist.«
Ich holte tief Luft. »Mich wundert, dass er dich hat gehen lassen.«
Konstantin begann zu lachen. »Das hat er! Vater hatte ihm geschrieben und unter dem Vorwand, es gehe ihm schlecht, um meine Anwesenheit gebeten. Galerius ließ sich Zeit mit der Antwort, und es ist erstaunlich, wie sehr ich danach zu Unfällen neigte. Meine Patrouillen wurden überfallen, die Treiber, die einen Eber festhalten sollten, den wir gejagt hatten, ließen ihn aus unerfindlichen Gründen laufen, Straßenräuber überfielen mich vor einer Taverne. Es wurde so schlimm, dass ich einen Sklaven kaufte, der mein Essen vorkostete.«
Ich biss mir auf die Lippen. Es war sinnlos zu fragen, warum er mir nichts über die Gefahr geschrieben hatte, in der er schwebte - der Brief hätte mich nie erreicht. Aber ich hatte jeden Morgen um seine Sicherheit gebetet, wenn ich mein tägliches Opfer darbrachte.
»Schließlich erteilte Galerius mir die Erlaubnis«, fuhr Konstantin fort. »Das war eines Tages gegen Abend, und er ging offenbar davon aus, dass ich am nächsten Morgen aufbräche. Doch es war schon so weit, dass ich mich fragen musste, ob ich die Nacht noch überleben würde. Ich hatte einen Freund in der Schreibstube, der den Erlaubnisschein für die Postpferde ausstellte, und ich gab mein Bestes, nicht nur schneller zu sein als die Verfolger, sondern auch als die Kunde von mir, besonders, als ich durch Länder kam, die Severus besetzt hielt.« Er grinste schlau, dann widmete er sich seinem Frühstück.
Ich lehnte mich mit einem langen Seufzer zurück und dachte über seine Geschichte nach, während ich abwartete, dass mein Herz ruhiger wurde.
»So bist du zu deinem Vater gekommen«, sagte ich dann. »War es eine List, als er schrieb, er wolle dich in seiner Nähe haben, weil er krank sei?«
Konstantin runzelte die Stirn. »Nun ja, ich weiß nicht. Er hat es behauptet, aber er gerät auch leicht außer Atem und sieht schlecht aus. Das ist der zweite Grund, warum ich darauf bestand, dich aufzusuchen. Er will sich von den Ärzten nicht untersuchen lassen, und ich dachte, dass du vielleicht…«
Ich schüttelte den Kopf. »Mein Sohn, das Recht gebührt einer anderen Frau. Es würde nicht nur uns beiden Schmerzen bereiten, wenn ich jetzt zu deinem Vater ginge.«
Die Miene meines Sohnes verfinsterte sich noch mehr, und ich merkte, dass es ihm missfiel, wenn er nicht seinen Willen bekam, obwohl oder gerade weil er so lange die Rolle eines loyalen Untergebenen hatte spielen müssen. Doch eine Mutter hatte gewisse Vorteile. Ich hielt seinem Blick stand, und am Ende schaute er zur Seite.
Danach entspannte sich die Atmosphäre, und als wir mit dem Frühstück fertig waren, zeigte ich ihm mein Haus und stellte ihn Vitellia vor. Anschließend machten wir Arm in Arm einen Rundgang durch die Stadt. Konstantin bestritt die Unterhaltung, und ich freute mich, diesen wundervollen jungen Mann neu zu entdecken, den die Götter mir als Sohn geschenkt hatten. Als wir für Drusillas köstliches Abendessen zurückkehrten, wurde es bereits dunkel. Diesmal wartete Konstantin bis zum nächsten Morgen, ehe er wieder aufbrach.
In jenem Sommer verfolgte ich die militärischen Meldungen wieder mit größerer Aufmerksamkeit, wie ich es seit meiner Zeit als Gefährtin eines Soldaten in Dalmatien nicht mehr gewohnt war, und die Garnison im Lager, die von Konstantin sehr beeindruckt war, versorgte mich mit Nachrichten. Asclepiodotus, der Präfekt, der Konstantius im Feldzug gegen Allectus so brav gedient hatte, war wieder stellvertretender Befehlshaber seines Heeres. Als wir in Sirmium stationiert waren, war er ein ernster junger Offizier gewesen.
Der Mann, der mein Gemahl gewesen war, hatte schon immer zu Ergebenheit Anlass gegeben. Immerhin war ich ihm aus Avalon gefolgt. Und Konstantin bewunderte seinen Vater nach wie vor. Hätte Galerius Konstantin zum Cäsaren ernannt, hätte mein Sohn ihn unterstützt, wie er seinen Vater unterstützte. Auf diese
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