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Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Titel: Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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erzählte es ihr.
     
    Nachdem sie ihren Weg fortgesetzt hatten, war Enora noch ein paarmal in schweigsames Grübeln verfallen, und Rose fragte sich, worüber sie wohl nachdachte. Sie erinnerte sich, wie Enora sich in dem Pariser Café Branwen in den Weg gestellt hatte, um sie aufzuhalten und ihr, Rose, und Alan die Flucht zu ermöglichen. Es fiel Rose erst jetzt auf, aber seit diesem Moment sah sie Enora mit anderen Augen. Plötzlich bemerkte sie andauernd, wie sehnig und kämpferisch die Gestalt ihrer Freundin wirkte. Der Gedanke, dass Enora Geheimnisse vor ihr haben könnte, war ihr sonderbar vertraut und gleichzeitig sehr unangenehm. Rose spielte mit dem Gedanken, Enora genau darauf anzusprechen, aber dann traute sie sich aus irgendeinem Grund doch nicht. Stattdessen fragte sie: „Du weißt, warum Glynis zur Zeitreisenden wurde, oder?“
    Enora hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte. „Ich war dabei, Rose.“
    „Ich auch“, murmelte Rose, und da warf Enora ihr einen kurzen Seitenblick zu.
    „Stimmt.“ Enora seufzte. „Die Göttin bestraft sie für ihr falsches Spiel.“
    „Ja, das hat sie mir selbst schon gesagt.“ Rose blieb stehen. Und in diesem Moment überfiel sie eine Erinnerung wie ein Flashback ...
     
    56 v. Chr.
     
    Die Hand, die Branwen gegen Rose und Alan erhoben hatte, war zu einer Klaue gekrümmt. Alan, dessen Gesicht bleich geworden war, schob sich vor, um Rose mit seinem Körper vor dem Zorn der Morrigan zu schützen, aber es nützte nichts.
    „Rose“, donnerte Branwens mächtige Stimme. „Dafür, dass du mir das Liebste genommen hast, verfluche ich dich für alle Zeiten! Ich verfluche dich, heimatlos zu sein, wie es unsere Mutter war. Ich verfluche dich zu einem Leben an Alans Seite, und ich verfluche dich zu immerwährendem Tod. Möge deine Seele die Welt durchstreifen wie die ruhelosen Geister der Toten.“ Während sie gesprochen hatte, waren Glynis und Connor herbeigeeilt. Auf Glynis’ Gesicht lagen ein Ausdruck von vollkommenem Entsetzen und das Wissen darum, welche Katastrophe sie ausgelöst hatte.
    „Bleib hier!“, befahl sie Connor, aber er hörte nicht auf sie. Er erreichte Branwen, Rose und Alan in dem Moment, in dem Branwen von den ruhelosen Geistern der Toten sprach. Branwen fuhr herum, und ihre Klauenhand zuckte vor. Sie traf Connor in der Leibesmitte. Der Boden tat sich unter Rose auf, als sie sah, wie die langen Fingernägel der Morrigan in Connors Fleisch verschwanden, wie Blut aus seinem Leib hervorbrach und die weiße Haut der Morrigan netzte. Connor schrie. Branwen stieß die Hand vor, bis sie beinahe vollständig in Connors Eingeweiden verschwunden war, dann zog sie sie wieder heraus, führte sie zum Mund und zu ihrer eigenen Stirn. Mit Connors Blut malte sie sich Zeichen auf die Haut, dann streckte sie den Arm aus.
    „Nein!“, wisperte Alan. Er wollte vorwärtsstürzen, aber die Macht der Morrigan nagelte ihn an Ort und Stelle fest. Hilflos musste er mit ansehen, wie Branwen auch auf Roses Lippen und Stirn die blutigen Zeichen malte.
    Rose schwankte. Hinter ihr wurden entsetzte Schreie laut, aber sie bemerkte sie kaum. Sie hörte Glynis vor Verzweiflung schreien, aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Priesterin über dem zusammengebrochenen Leib ihres Sohnes zusammensank. Sie sah Enora, die fassungslos und totenbleich neben dem sterbenden Connor stand. Sie schmeckte Connors Blut auf den Lippen und spürte, wie Branwens Fluch in ihren Körper eindrang und sich ihrer bemächtigte wie eine tödliche Krankheit.
    „Nein!“, sagte Alan erneut.
    Branwen schenkte ihm ein aufreizendes, tödliches Lächeln. „So sei es!“ Mit diesen Worten besiegelte sie den Fluch, den sie über Rose gesprochen hatte.
    In diesem Moment erschollen vom höchsten Punkte des Dorfes die Alarmhörner. Das Heer der Römer griff an.
    Branwens Kopf ruckte herum wie der eines großen, furchtbaren Raubvogels. Ein sardonisches Lächeln teilte ihre vollen, roten Lippen, ihre Augen begannen in einem düsteren Feuer zu glühen. Sie wandte sich in Richtung der angreifenden Soldaten, die über den Hügelkamm marschiert kamen und die Erde unter ihren genagelten Stiefeln erzittern ließen.
    „Folgt mir, meine Krieger“, sagte Branwen mit einer Stimme, die weithin über die Landschaft schallte. „Ich führe euch in den sicheren Sieg!“ Dann stieß sie ein Geheul aus, das nichts, aber auch gar nichts Menschliches an sich hatte. Ringsherum

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