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Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Titel: Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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diese Weise war auch seine furchtbare Bauchwunde nicht mehr zu sehen, und das erleichterte sie. Gemeinsam mit Enora an ihrer Seite saß sie da und schaute zu, wie Connors Atemzüge immer unregelmäßiger wurden, die Abstände dazwischen immer länger. Irgendwann glitt er vom Leben zum Tod hinüber, und es dauerte etliche Augenblicke, bis die beiden Frauen neben ihm es bemerkten.
    Enora schluchzte laut auf, aber Glynis konnte nicht mehr weinen. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt von der Schuld, die sie empfand. All das hier war nur geschehen, weil sie die Göttin angelogen hatte.
    „Morgana!“, rief sie und hob verzweifelt die Hände zum Himmel. „Verzeih mir!“
    Ein leises Rauschen in den Bäumen, die rund um das Dorf standen, war die einzige Antwort, und trotzdem glaubte Glynis, in der Ferne ein sehr leises Wispern wahrzunehmen.
    „Hilf mir, große Mutterkönigin!“, wimmerte Glynis.
    „Was wünschst du dir von mir?“ Das Wispern war jetzt deutlicher, sodass Glynis die Worte darin verstehen konnte.
    Sie richtete sich höher auf. Vor der Göttin kauerte man nicht wie ein Häufchen Elend. „Gib mir die Kraft, den Fluch von Rose und Alan zu nehmen!“
    „Alan ist nicht verflucht. Er ist nur meiner Morrigan unterworfen. Der Morrigan, die du geschaffen hast.“
    „Gewähre mir die Gunst, ihn von diesem Bann zu befreien!“
    Ein leises Lachen ertönte. „Es ist ein wenig verwunderlich, dass du mich zuerst darum bittest, ihm zu helfen. Was ist mit Rose?“
    Glynis ließ den Kopf hängen. Enoras Gegenwart hatte sie beinahe vollständig vergessen. „Wenn Alan sie nicht mehr tötet, wird sie nicht mehr springen müssen.“
    Die Göttin lachte. Es war ein kaltes, unbarmherziges Geräusch.
    Ein tiefes Grauen erfasste Glynis. „Was muss geschehen, um diesen Fluch von ihr zu nehmen?“
    Das Rauschen in den Bäumen setzte für einen Moment aus, kehrte dann jedoch umso kräftiger zurück. „Der Fluch kann nur gebrochen werden, wenn die Morrigan stirbt, die ihn ausgesprochen hat.“
    Jetzt mischte sich Enora in das Gespräch zwischen der Priesterin und der Göttin ein. „Aber sie ist eine Morrigan! Sie besitzt deine Macht und Stärke, Herrin! Wie ist es möglich, sie zu töten?“
    Wieder lachte die Göttin leise. Glynis glaubte zu hören, wie viel Vergnügen das Leid der Menschen Morgana bereitete. Kein Wunder, dachte sie mit einem Anflug von Verzweiflung. Die Ewigkeit zu erleben stellte sie sich unendlich mühsam und langweilig vor. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die Götter sich daran ergötzten, wenn es den Menschen hier unten auf der Welt schlecht erging.
    „Es gibt Mittel und Wege“, sagte Morgana rätselhaft.
    Da sprang Enora vor und reckte die Hände in Richtung der Bäume. „Gewähre mir die Gunst, diese Mittel und Wege zu erkunden, meine Königin Mutter!“
    Morgana schwieg lange. Dann, nach einer halben Ewigkeit, so kam es Glynis vor, antwortete sie: „Der Preis für diese Gunst wäre sehr hoch, Tochter. Bist du bereit, ihn zu zahlen?“
    Enoras Wangen hatten angefangen zu glühen. Sie fragte nicht, worin der Preis bestehen mochte, sondern nickte eifrig. In Glynis wuchs das Grauen. Wusste das Kind, was es da tat? Vermutlich nicht.
    Sie raffte sich auf und stellte sich nun ebenfalls hin. „Nein, Herrin! Lass mich an Enoras Stelle diese Aufgabe übernehmen!“
    Enora starrte sie finster an, sagte aber nichts, denn jetzt erhob die Göttin ihre Stimme von einem Wispern zu einem klaren, lauten Klang. „Nein, Glynis“, sagte sie. „Für dich ist eine andere Aufgabe vorgesehen. Tritt vor, Enora!“
    Und das tat Enora. Sie machte einen großen Schritt vorwärts. Ein einzelner Sonnenstrahl drang durch die Wolken und fiel genau auf ihren Scheitel. Ihre blonden Haare leuchteten auf, als seien sie aus Gold gesponnen. „Du erhältst die Gunst, den Fluch, den meine Morrigan über Rose ausgesprochen hat, zu lindern. Ich gebe dir die Macht, die Zeiten zu überwinden, und zwar kraft deines eigenen Willens. Bist du bereit, diese Bürde anzunehmen?“
    Enora zögerte. Glynis wusste, dass sie und Rose befreundet gewesen waren, aber war diese Freundschaft stark genug, um sie eine solch große und einsame Aufgabe übernehmen zu lassen? „Wie kann ich Roses Fluch lindern?“, fragte sie durch zusammengebissene Zähne.
    „Das wirst du sehen. Ich höre, Enora. Bist du bereit?“
    Über Enoras Gesicht flackerte Unbehagen. Lange schaute sie auf Connors Leiche hinab, und in ihren Augen wechselten sich Trauer,

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