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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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ist? Daß ich keinenTempel errichten und keine Opfertage veranstalten sollte? Du kennst die Frauen nicht, Uvelan. Kara hat deine Waldzauberei bewundert und wie du bei den großen Festen aufgetreten bist: so würdevoll, so fürstlich. Sie hat übersehen, daß du nichts als ein jämmerlicher letzter Priester einer verfluchten Familie warst. Frauen verstehen nichts von der Wahrheit.«
    »Das ist Unsinn, Nevopor. Du warst taub für deine besten Ratgeber.«
    »Du willst mich belehren, du, der du die Gebote des eigenen Gottes gebrochen hast mit meiner Ehefrau?«
    »Ich wurde dafür bestraft. Und weil ich nicht die gesamte Schuld tragen konnte, hat der Gottessohn mit seinem Leben den Rest ausgelöst.« Er tippte auf das Kreuz. »Das ist die Bedeutung des Zauberzeichens.«
    »Du brauchst deine Kunststückchen an mir nicht zu versuchen. Es ist vorbei mit dir.« Nevopor lächelte bitter. »Ich werde deinen Tod genießen, glaub mir das.«
    »Warum schert dich die Wahrheit nicht? Fürchtest du nicht die richtende Macht?«
    »Svarožić ist die richtende Macht. Er ist die Wirklichkeit.«
    »Eine Wirklichkeit, die du geschaffen hast.«
    »Vielleicht. Ja, eine Wirklichkeit, die ich geschaffen habe. Die Götter werden mir vergeben. Ich habe ihnen große Ehrerbietung von den Menschen beschafft.«
    »Du kannst dich nicht selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen. Suche nach einer Kraft außerhalb von dir, suche nach der größten Kraft! Es ist der Allmächtige, den Tietgaud verehrte. Das habe ich am Ende meines Lebens begriffen.«
    »Du verschwendest deine letzten Atemzüge. Abgesehen davon, daß du noch der gleiche Dummkopf bist, den ich vor zwanzig Jahren in einem verwilderten Göttergarten besucht habe. Was ist mit Svarogh? Wieso hältst du plötzlich den Christengott für stärker?«
    »Er hat Tietgaud sprechen lassen. Und wer würde sich eine solche Geschichte ausdenken, ein Göttersohn, der stirbt? Gerade weil es unmöglich klingt, ist es wahr.«
    »Nie werde ich dem wahnwitzigen Gott folgen, den sie Christus nennen.«
    »Es wird dich einen hohen Preis kosten, daß du die Augen verschließt. Ich glaube, der Dummkopf bin nicht ich, der Dummkopf bist du.«
    Nevopor lachte leise. »Meine Untergebenen wagen es nicht, solche Dinge zu sagen. Auf eine gewisse Art bedauere ich es auch, dir den Opferdolch in den Hals stoßen zu müssen.« Nevopor winkte den Priestern. »Lassen wir das Volk nicht länger warten. Gut, daß du zu ihnen gesprochen hast, Uvelan. Jetzt hassen sie dich.«
    »Keine Tränen, keine Krankheiten,« rief Uvelan, »keine Flucht. Ewiger Sommer!«
    Er wollte noch mehr sagen, wollte die letzten Augenblicke nutzen, um den Menschen das kühle, klare Wasser einzuflößen, das ihm selbst so kurz vor dem Tod die Kehle hinabgeflossen war, wollte ihnen die Augen öffnen. Doch man packte ihn, schleifte ihn in Richtung des Altars.
    Da brachen Menschen aus der Menge: Sie schleuderten Männer zur Seite, gruben Frauen die Ellenbogen in die Gesichter, streckten die Arme aus und wischten damit durch die Umstehenden wie durch ein Ährenfeld, bis sie sich aus der Masse befreit hatten und nach vorn stürmen konnten. Männer waren es, in den Gesichtern eine unirdische Glut, ein Rasen, einen kalten, fremden Ernst.
    Ihre Beine griffen weit aus. Sie sprangen die Anhöhe hinauf, jagten geradewegs auf Uvelan zu. Faustschläge streckten vier Priester nieder. Allein Nevopor stand noch und drängte sich an die hölzernen, grell bemalten Schutzgeister des Tempels. Er schrillte einen Namen: »Barchan!«
    Uvelan erkannte die Linonen erst, als Vymer ihn am Arm ergriff und längs des Tempels zerrte. »Alena hat uns ein kleines Tor beschrieben.«
    »See…tor«, stammelte er.
    »Gleich hinter dem –« Vymer stockte.
    Es quollen Krieger aus dem Winkel zwischen Tempel und Mauer. Ihnen voran ein Mann mit buschigem Oberlippenbart und Pelzkappe auf dem Kopf. Sein goldverzierter Schild deckte ihn und den Nebenmann, die baumstumpfgroße Axt ragte schräg darüber hinweg wie ein Tier, das den Feind beäugt.
    »Zurück«, hauchte Vymer und zog Uvelan mit sich.
    Nevopor lachte aus vollem Halse. »Seht ihr das?« rief er. »Er fürchtet den Tod nicht. Ha! Und wie er ihn fürchtet! Wenn der seltsame Christengott nicht hilft, dann müssen Menschen eingreifen.«
    Die Tempelwache schloß Uvelan und die Linonen ein. Immer dichter zwang sie sie an die Geisterstatuen heran. Bald senkten die redarischen Krieger die Schilde, um mit den Äxten auszuholen.
    »Niemand

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