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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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zurück.
    »Holt sie vom Pferd.«
    Niemand gehorchte.
    »Barchan, du! Zieh sie da herunter.«
    Als Alena die Gardisten auseinandergeschoben hatte, zügelte sie die Stute und wiederholte ihre Anweisung: »Uvelan, Vymer, holt die Feldzeichen.«
    »Gut, sollen sie hineingehen«, schwenkte Nevopor um. Er wendete sich zum Volk. »Ihr werdet sehen, daß Svarožić sie vernichtet. Schreie werden zu hören sein, und Fledermäuse, schwarze Schatten werden dem Tempel entweichen: Ihre Geister, die ruhelos über die Erde streifen, ohne Erlösung zu finden.« Er lächelte die Linonen böse an. »Worauf wartet ihr? Betretet den Tempel.«
    Sie sahen beschämt zu Boden, standen still. Allein Uvelan verneigte sich zu Alena hin: »Nawyša Devka.« Dann schritt er auf die Tempeltür zu, rief: »Ihr Dummköpfe. Kommt mit mir! Svarogh und der Christengott sind stärker, tausendmal stärker als alles, was in diesem Tempel haust.« Vymer und einige der Linonen folgten ihm zögerlich. Er öffnet die Tür, und bald waren sie im Inneren verschwunden.
    Die Tempelgarde wich zurück, drängte sich an die Menschenmenge heran. Tausende starrten auf die Tür des Tempels. Etwas schepperte innen.
    Ein Stöhnen in der Menge.
    Nevopor schwankte den Hang hinunter, blieb wenige Schritte vor der Volksmenge stehen, kehrte sich um und fiel auf die Knie. Die Menge tat es ihm gleich.
    Als das Rumpeln und Hinabächzen der Tausenden ein Ende hatte und wieder Stille eingekehrt war, öffnete sich die Tempeltür.
    Der Mann, der aus ihr heraustrat, trug keine drei Köpfe auf den Schultern. Es war ein Mensch mit steingrauen Augen und einer Haarmähne wie sprühendes Wasser. Vor der Brust hielt er den goldenen Schild der Kessiner. Er ging gemessenen Schrittes den Hang hinab. Alena schloß sich ihm an.
    Hinter den beiden verließen weitere Männer den Tempel. Ein Linone hielt den roten Speer der Zirzipanen in derHand, ein anderer hatte die schwere, silberne Axt der Tollensanen über die Schulter gelehnt. Weitere folgten, jeder trug ein anderes Feldzeichen nah am Körper: Das kessinische Hiebmesser mit Ebenholzgriff, das redarische Schwert Medilim, verzierte Streitäxte, Klingen aus damasziertem Stahl, die Panzerhemden der Götter, ihre Spangenhelme.
     
    Nevopor sprang auf. »Ein Schwindel!« krähte er. »Es ist ein Schwindel! Haltet sie fest, packt sie, zerschneidet sie. Sie haben den schlimmsten Frevel begangen, den ein Mensch tun kann!«
    Das Volk kniete in andächtiger Demut.
    »Was ist? Hört ihr nicht? Es sind Räuber, die dem Dreiköpfigen das Opfer vom Altar stehlen wollen!«
    Durch die Gasse in der Menge liefen sie ungehindert hindurch. Ein Mann mit Kind auf den Schultern schloß sich ihnen an, zwei Zwillingsbrüder, eine alte Frau, drei Männer von kessinischem Aussehen. Dutzende andere.
    »Barchan«, fauchte Nevopor. »Nimm deine Männer und ergreife sie!«
    Der Führer der Tempelgarde stand langsam auf. »Siehst du nicht, daß die Götter mit ihnen sind? Wie sollen wir diesen Männern mit einfachen Waffen schaden? Sie tragen die geheiligten Feldzeichen. Wenn sie der Lichtbringer nicht bestraft, wie sollten wir es wagen, sie aufzuhalten? Das Wohlwollen der Götter macht sie unbesiegbar.«
    Unter dem Tor, am Kopf der Treppe, die die Vorburg hinabführte, hallte Uvelans Stimme: »Allein Rethra und der Glaube an Svarožić sind die einigende Kraft östlich der Elbe. Warum ist das so? Wer könnte Interesse daran haben? Ich frage euch!«
    Ein Raunen glomm auf, Feuerglühen in einem Ascheberg, der seit Jahrzehnten erloschen sein mußte.
    Die Stimme wurde leiser. Uvelan schritt die Treppe hinunter. Dumpf hallte es aus der Vorburg: »Nevopor ist verantwortlich für den Zerfall des Weletenbundes! Er entzweitedie Fürsten der Stämme. Seht, was euch dieser Gott gebracht hat! Uneinigkeit, Knechtschaft, Verblendung.«
    »Hört ihr nicht«, rief Nevopor, »wie er spottet? Es ist unmöglich, daß die Götter diesen Unwürdigen beistehen. Ergreift sie!«
    Niemand rührte sich.
    »Ihr wollt sie nicht verfolgen?« Nevopor zog sich den Mantel straff, strich sich den Staub von der Brust. »Verdorbene, verdummte Menschen.« Entschlossen schob er die Unterlippe vor, trat mit festen Schritten auf Barchan zu und hielt ihm die Hand hin. »Deinen Bogen.«
    Barchan griff in den Köcher auf seinem Rücken, zog den langen Stab heraus und reichte ihn Nevopor.
    Ruckhaft nahm Nevopor die Hand weg. »Spanne ihn.«
    Barchan nestelte die gerollte Sehne aus einem Beutel am Gürtel. Er

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