Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)
Kenner verbinden mit dem Namen Reric das heutige Mecklenburg.
Wo aber befindet sich Rethra?
Seit dem Mittelalter wird nach der geheimnisvollen Tempelburg gesucht. Der erste war wohl der Rostocker Professor Albert Krantz – er forschte bereits 1519 danach. Daß es den Ort des Orakels gegeben haben muß, daran besteht kein Zweifel: Thietmar von Merseburg beschreibt ihn ausführlich, bis hin zur Anzahl der Türme und Tore, dem See im Osten und dem Wald ringsherum. Auch Adam von Bremen und Helmold von Bosau berichten von Rethra.
Immer wieder hat es Ausgrabungen von slawischen Burgen mit Tempelanlage gegeben, und es läßt sich schwer sagen, bei welcher es sich um Rethra handeln soll. Für den Roman mußte ich mich entscheiden: Der Fundort am Breiten Lucinsee, eine Stunde nördlich von Feldberg in Mecklenburg-Strelitz, erschien mir plausibel. Die Gegend und die archäologischen Funde decken sich meines Erachtens gut mit den Beschreibungen Thietmars.
Beim Namen Rethra handelt es sich um die jüngere, deutsche Bezeichnung. Weil sie inzwischen geläufiger ist, habe ich nicht den von Thietmar von Merseburg festgehaltenen Namen Riedegost verwendet.
Wie ist es mit der Tempelburg weitergegangen? Einmal noch bekam sie größte Bedeutung. Im Jahr 983 kränkten dieSachsen den Obodritenfürsten Mstivoi schwer. Er reiste daraufhin nach Rethra und gewann die Priesterschaft dafür, einen großen Aufstand der Slawen gegen die Christenheit anzuzetteln. (Das ist Helmolds Version. Ich glaube eher, die Priester Rethras hatten den Aufstand schon lange geplant.) Die Stämme vereinten sich im Lutizenbund.
Für das Deutsche Reich vollkommen überraschend, griff am 29. Juni 983 ein slawischer Heerhaufen die Bischofsburg von Havelberg an. Die Besatzung wurde überwältigt, der Bischofssitz zerstört. Drei Tage später überfiel beim Läuten der Prim eine Meute slawischer Verschwörer das Bistum Brandenburg. Die Priester wurden gefangen, die Kostbarkeiten der Kirche geraubt. An Ort und Stelle feierte man heidnische Kulte.
Mit Havelberg und Brandenburg waren zwei wichtige Festen des Kaisers und der Kirche im Überraschungsangriff gefallen. Aber noch nicht genug: Eine nach der anderen besiegten die Aufständischen in den folgenden Wochen weitere königliche und adlige Burgen. Sie überschritten gar die Elbe und bedrohten die Metropole Magdeburg, den Sitz des Erzbischofs.
Die Kriegszüge des Reiches, die nach 985 zur Wiedereroberung anliefen, scheiterten am harten Widerstand des Lutizenbundes.
Spätestens im 12. Jahrhundert war Rethra allerdings endgültig zerstört.
Danksagung
DER AUTOR DANKT
Den Lesern, die ihm verzeihen, daß er Altfrid von Hildesheim im Roman bereits im Juli sterben läßt, obwohl er bezeugtermaßen am 15. August 874 das Zeitliche segnete. In allen anderen Belangen hat der Autor sich um größtmögliche Nähe zu den historischen Gegebenheiten bemüht.
Seinem Lektor, Gunnar Cynybulk, der aus einer mittelmäßigen Geschichte eine große Geschichte gemacht hat.
Michael Gaeb-Calderon, ohne dessen Arbeit Sie dieses Buch nicht in den Händen halten würden.
Dem Stadtarchiv Magdeburg und dem Landesarchäologen Mecklenburg-Vorpommerns, Dr. Friedrich Lüth, sowie Frau Gräfin von Schmettow vom Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern.
Torsten Dressler, der Material über Grabungen im Schweriner Schloß zur Verfügung stellte.
Christian Lopau vom Stadtarchiv Ratzeburg.
Kersten Kircher von Kircher Webgeräte, Driedorf, für die Erklärungen zum Aufbau mittelalterlicher Webstühle.
Kathrin Lange und Iris Kammerer für ihre Begleitung und Beratung während des Entstehens des Romans.
Dem Slawisten Dr. Klaus Müller. Ihm verdanken viele Figuren in diesem Roman ihren Namen.
Dr. Eberhard Bohm von der Freien Universität Berlin: Er ist eine Ausnahme. Nicht jeder Mittelalterdozent fährt mit seinen Studenten ins Umland, um Hügelgräber und die Überreste slawischer Burgwälle zu besuchen. Besten Dank, Herr Bohm! Solche Orte duften noch heute nach Nevopor und Alena, Uvelan und Embricho.
Informationen zum Buch
"Sprach- und bildmächtig, mitreißend erzählt." Berliner Morgenpost
Das Orakel von Rethra fordert ein Menschenopfer, doch Alena, die schöne und kluge Tochter des Hochpriesters, verliebt sich in den todgeweihten Feind. Während sich Franken und Slawen zur Schlacht rüsten, kämpft Alena um ihre verbotene Liebe.
Titus Müller lässt die Welt des 9.
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