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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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vorstellte, daß sich Benedict mit ihm in Verbindung gesetzt hatte. Doch wenn er jetzt mit Julian verbündet war, lag hier ein Grund zur Besorgnis. Wenn mich ein Mensch noch mehr haßte als Eric, dann Julian. Wenn er erfuhr, wo ich steckte, war ich in großer Gefahr. Für eine Konfrontation war ich noch nicht gerüstet.
    Vermutlich hätte Benedict einen moralischen Grund gefunden, mich in diesem Augenblick zu verraten. Schließlich wußte er, daß mein Tun darauf gerichtet war, Unruhe nach Amber zu tragen – und er wußte sehr wohl, daß ich etwas im Schilde führte. Ich vermochte seine Einstellung sogar zu verstehen. Ihm ging es in erster Linie um die Erhaltung des Reiches. Im Gegensatz zu Julian war er ein Mann mit Prinzipien, und ich bedauerte es, nicht auf seiner Seite zu stehen. Ich konnte nur hoffen, daß mein Coup so schnell und schmerzlos ablaufen würde wie eine Zahnziehung bei Betäubung und daß wir dann hinterher wieder am selben Strang ziehen konnten. Nachdem ich nun Dara kennengelernt hatte, wünschte ich mir dies auch um ihretwillen.
    Er hatte mir zu wenig verraten. Ich wußte einfach nicht, ob er die ganze Woche über im Feld bleiben wollte oder ob er sich womöglich schon mit Streitkräften Ambers zusammengetan hatte, um mir eine Falle zu stellen, um mein Gefängnis zu mauern, um mein Grab auszuheben. Ich mußte mich beeilen, so gern ich noch in Avalon verweilt hätte.
    Ich beneidete Ganelon, der jetzt in irgendeinem Gasthaus oder Freudenhaus trank, hurte oder kämpfte oder in den Bergen jagte. Er war zu Hause. Sollte ich ihn seinen Vergnügungen überlassen, obwohl er sich erboten hatte, mich nach Amber zu begleiten? Doch nein, bei meinem Verschwinden würde man ihn verhören, ihm Schlimmes antun, wenn Julian in der Sache steckte – und dann war es nicht mehr weit bis zu dem Augenblick, da er in dem Land, das er für seine Heimat hielt, als Ausgestoßener gelten würde – wenn man ihn überhaupt am Leben ließ. Daraufhin würde er sich zweifellos wieder außerhalb des Gesetzes stellen, und dieses dritte Mal mochte sein Verderben sein. Nein, ich wollte meine Versprechen halten. Er sollte mich begleiten, wenn er das noch immer mochte. Wenn er seinen Entschluß geändert hatte, nun ... Ich beneidete ihn sogar um die Aussicht auf ein gesetzloses Dasein in Avalon. Zu gern wäre ich noch länger geblieben, um mit Dara durch die Berge zu reiten, um über Land zu reisen, auf den Flüssen zu fahren ...
    Ich dachte an das Mädchen. Das Wissen um ihre Existenz ließ das Bild doch etwas anders aussehen. Das Ausmaß dieser Veränderung war mir allerdings nicht ganz bewußt. Trotz unserer starken Haßgefühle und kleinkrämerischen Auseinandersetzungen sind wir Geschwister aus Amber doch ziemlich familienbewußt, stets interessiert an Neuigkeiten über die anderen, bestrebt, die Position der übrigen Familienmitglieder im wechselhaften Bild des Geschehens zu kennen. So mancher Austausch von Klatschgeschichten hat zwischen uns einen entscheidenden Schlag verzögert. Zuweilen vergleiche ich uns im Geiste mit einer Gruppe boshafter alter Damen in einem Altersheim, die ein abgefeimtes Hindernisrennen veranstalten.
    Ich vermochte Dara in das große Ganze nicht einzuordnen, da sie selbst nicht wußte, wohin sie gehörte. Oh, mit der Zeit würde sie das schon lernen. Sobald ihre Existenz sich herumsprach, würde sie hervorragende Lehrer finden. Nachdem ich sie nun auf ihre Einzigartigkeit aufmerksam gemacht hatte, war es nur eine Sache der Zeit, bis sie bei dem großen Spiel mitmischte. Während unseres Gesprächs im Wäldchen war ich mir zuweilen vorgekommen wie die Schlange der Verführung – doch immerhin hatte sie ein Recht auf dieses Wissen. Früher oder später würde sie die Wahrheit erfahren, und je eher sie sie erkannte, desto eher konnte sie damit beginnen, ihre Verteidigung vorzubereiten. Es war also nur zu ihrem Vorteil.
    Natürlich war es möglich – und sogar wahrscheinlich –, daß ihre Mutter und Großmutter überhaupt nichts gewußt hatten von der eigenen Herkunft ...
    Und was hatte es ihnen genützt? Nach Daras Auskunft waren sie beide eines gewaltsamen Todes gestorben.
    War es möglich, daß der lange Arm Ambers aus den Schatten nach ihnen gegriffen hatte? Und daß er wieder zuschlagen wollte?
    Wenn er wollte, konnte Benedict so hart und rücksichtslos sein wie wir alle. Vielleicht sogar brutaler. Er würde kämpfen, um seine Familie zu schützen, würde zweifellos auch einen von uns töten,

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