Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Tuch in einen Kamin warf, erlebte ich die in Amber so wundersame Eigenschaft des Juweliersrouges aus Avalon! Zum Glück flog nur eine kleine Menge in die Luft, und ich war in jenem Augenblick allein.
Das Mittel war ein ausgezeichneter Zündstoff. Mit einer ausreichenden Menge nichtzündfähigen Materials verschnitten, konnte man es auch richtig zum Abbrennen bringen.
Ich behielt die Entdeckung für mich, nahm ich doch an, daß sich das Mittel eines Tages dazu einsetzen ließ, um in Amber gewisse grundsätzliche Entscheidungen herbeizuführen.
Leider hatten Eric und ich unseren Zusammenstoß, ehe dieser Tag heranrückte, und die Entdeckung wurde zusammen mit all meinen anderen Erinnerungen auf Eis gelegt. Als ich mein Gedächtnis endlich zurückgewonnen hatte, tat ich mich mit Bleys zusammen, der einen Angriff auf Amber plante. Er brauchte mich eigentlich nicht, hatte mich aber als Partner akzeptiert – wohl um ein Auge auf mich zu haben. Hätte ich ihm Waffen geliefert, wäre er unbesiegbar und ich überflüssig gewesen. Und hätten wir Amber tatsächlich erobert, wie es seine Pläne vorsahen, wäre die Situation noch unhaltbarer geworden, da der größte Teil der Besatzungsmacht und natürlich das Offizierskorps auf seiner Seite standen. Dann hätte ich etwas Besonderes aufbieten müssen, um das Kräfteverhältnis wieder auszugleichen. Zum Beispiel ein paar Bomben und etliche automatische Waffen.
Wäre ich einen Monat früher wieder zu mir gekommen, hätte sich alles anders entwickelt. Dann säße ich jetzt vielleicht in Amber und wäre nicht ausgeglüht und erschöpft in dem Bewußtsein, daß ein weiterer Höllenritt und ein ganzer Sack voll Sorgen vor mir lagen, mit denen ich mich befassen mußte.
Ich spuckte Sand, um nicht zu ersticken, wenn ich lachte. Himmel, unser ›Wäre doch nur‹ war wirklich etwas Besonderes! Ich konnte an andere Dinge denken als an das, was hätte geschehen können. Zum Beispiel an Eric ...
Ich erinnere mich an jenen Tag, Eric. Ich stand in Ketten und war vor dem Thron auf die Knie gezwungen worden. Eben hatte ich mich selbst gekrönt, um dich zu verspotten, und war dafür geschlagen worden. Als ich die Krone das zweitemal in der Hand hielt, schleuderte ich sie in deine Richtung. Aber du hast sie aufgefangen und gelacht. Ich war froh, daß sie wenigstens nicht beschädigt war, wenn sie dich schon nicht verwunden konnte. Ein so schönes Ding ... Ganz aus Silber, mit sieben langen Zacken besetzt mit Smaragden, die schöner sind als alle Diamanten. An jeder Schläfe ein großer Rubin ... An jenem Tag hast du dich selbst gekrönt, eine Geste der Arroganz, des hastig arrangierten Pomps. Deine ersten Worte als Herrscher wurden mir zugeflüstert, noch ehe das Echo »Lang lebe der König!« im Saal verhallt war. Ich erinnere mich an jedes einzelne Wort. »Deine Augen haben den schönsten Anblick genossen, den sie jemals sehen werden«, hast du gesagt, gefolgt von dem Befehl: »Wachen! Bringt Corwin in die Schmiede und brennt ihm die Augen aus! Er soll sich an die Szenen dieses Tages als die letzten erinnern, die er jemals vor Augen hatte! Dann werft ihn in die Schwärze des tiefsten Verlieses unter Amber, auf daß sein Name vergessen sei!«
»Jetzt herrschst du in Amber«, sagte ich laut. »Doch weder habe ich mein Augenlicht verloren, noch bin ich vergessen!«
Nein, dachte ich. Sieh zu, wie du mit deinem Titel fertig wirst, Eric. Die Mauern Ambers sind hoch und mächtig.
Versteck dich dahinter. Umgib dich mit dem nutzlosen Stahl von Klingen. Wie eine Ameise panzerst du deine Behausung mit Staub. Du weißt jetzt, daß du nicht sicher leben kannst, solange ich lebe, und ich habe dir versprochen, daß ich zurückkehren werde. Ich komme, Eric! Ich bringe Waffen aus Avalon, und ich werde deine Tore niedertreten und deine Verteidiger auslöschen. Und dann wird es so sein wie schon einmal vor langer Zeit, eine Minute lang, ehe deine Männer dich retteten. An jenem Tage holte ich mir nur wenige Tropfen deines Blutes. Diesmal soll es alles sein.
Ich scharrte einen weiteren Rohdiamanten frei, etwa den sechzehnten, und schob ihn in den Beutel an meinem Gürtel.
Während ich auf die untergehende Sonne starrte, dachte ich an Benedict, Julian und Gérard. Was für eine Verbindung bestand zwischen diesen Männern? Wie immer sie aussah – jede Interessenverbindung, die Julian einschloß, war mir zuwider. Gérard war in Ordnung. Ich hatte ruhig einschlafen können damals im Lager, als ich mir
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