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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wenn er es für nötig hielt. Er hatte offenbar angenommen, daß es ausreichte, Daras Existenz geheimzuhalten und ihr die Wahrheit zu verschweigen – daß dieser Schutz für sie genügte. Er war sicher wütend auf mich, wenn er erfuhr, was ich getan hatte
    – ein weiterer Grund zur Eile. Doch ich hatte ihr nicht aus reiner Gemeinheit die Wahrheit gesagt. Ich wollte, daß sie mit dem Leben davonkam; war ich doch der Meinung, daß er bisher nicht den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Wenn ich zurückkam, hatte sie bestimmt Zeit gefunden, die Situation zu überdenken. Sicher bestürmte sie mich dann mit vielen Fragen, und ich wollte die Gelegenheit nutzen, sie zur Vorsicht anzuhalten und ihr Gründe dafür zu nennen.
    Dies alles brauchte eigentlich nicht zu geschehen. War ich erst in Amber, sollte sich die Situation gründlich ändern. Es gab keine andere Möglichkeit ...
    Warum hatte bisher niemand eine Möglichkeit gefunden, die grundlegende Natur des Menschen zu verändern? Selbst die Auslöschung all meiner Erinnerungen und das neue Leben in einer neuen Welt hatte nur wieder zu demselben alten Gorwin geführt. Wenn ich nicht glücklich war mit dem, was ich darstellte, mochte ich wahrlich Grund zum Verzweifeln haben.
    An einer ruhigen Stelle des Flusses reinigte ich mich von Staub und Schweiß und dachte gründlich über die schwarze Straße nach, die meinen beiden Brüdern Schwierigkeiten gemacht hatte. Mir fehlten noch viele Informationen.
    Während des Bades lag Grayswandir in Reichweite. Ein Familienangehöriger vermag einem Verwandten durch die Schatten zu folgen, solange die Spur noch warm ist. Doch meine Wäsche blieb ungestört, wenn ich auch Grayswandir auf dem Rückweg dreimal einsetzen mußte, allerdings gegen weniger alltägliche Dinge als Brüder.
    Aber damit war zu rechnen gewesen, hatte ich doch das Tempo erheblich beschleunigt ...
    Es war noch dunkel, kurz vor Einsetzen der Morgendämmerung, als ich die Ställe hinter dem Landhaus meines Bruders erreichte. Ich kümmerte mich um Star, der zuletzt doch etwas nervös geworden war, redete ihm gut zu und beruhigte ihn, während ich ihn abrieb und ihm schließlich ausreichend Hafer und Wasser hinstellte. Ganelons Feuerdrache grüßte mich aus der benachbarten Box. Ich säuberte mich an der Pumpe im hinteren Teil des Stalls und versuchte mir darüber schlüssig zu werden, wo ich mich zum Schlafen niederlegen sollte.
    Ich brauchte dringend Ruhe. Ein paar Stunden Schlaf mochten mich für eine Weile wieder auf die Beine bringen, doch ich gedachte die Augen nicht unter Benedicts Dach zu schließen – so leicht wollte ich mich denn doch nicht hereinlegen lassen. Zwar hatte ich oft geäußert, ich wollte einst im Bett sterben; in Wirklichkeit wünschte ich aber in hohem Alter von einem Elefanten zertrampelt zu werden, während ich mich den Liebesfreuden hingab.
    Benedicts Alkohol gegenüber war ich weniger ablehnend eingestellt; ein kräftiger Schluck war geboten. Das Haus lag im Dunkeln; ich trat lautlos ein und tastete mich zur Kommode vor.
    Ich schenkte mir ein gutes Glas voll, leerte es, goß nach und ging zum Fenster. Von hier aus hatte ich einen großartigen Ausblick. Das Landhaus stand an einem Hang, und Benedict hatte die Umgebung geschickt gestalten lassen.
    »›Weiß liegt die lange Straße im Mondenschein‹«, zitierte ich, überrascht vom Klang meiner Stimme. »›Der Mond steht leer über dem Land ...‹«
    »Kann man wohl sagen. Kann man wohl sagen, Freund Corwin«, hörte ich Ganelon sagen.
    »Ich habe Euch gar nicht bemerkt«, sagte ich leise, ohne mich umzudrehen.
    »Der Grund dafür ist, daß ich so still sitze«, meinte er.
    »Oh«, hauchte ich. »Wie betrunken seid Ihr?«
    »Fast gar nicht«, erwiderte er. »Jedenfalls nicht mehr. Aber wenn Ihr ein netter Kerl wärt und mir einen Drink holen würdet ...«
    Ich wandte mich um.
    »Warum könnt Ihr Euch nicht selbst versorgen?«
    »Mir tun alle Knochen weh!«
    »Na gut.«
    Ich schenkte ihm ein Glas ein, brachte es ihm. Er hob es langsam, nickte mir dankend zu, trank einen Schluck. »Ah, das tut gut!« seufzte er. »Hoffentlich lassen sich ein paar Körperteile davon betäuben.«
    »Ihr habt Euch in einen Kampf verwickeln lassen?« fragte ich.
    »Aye«, entgegnete er. »In mehrere.«
    »Dann erduldet Eure Wunden wie ein mutiger Soldat, damit ich mir mein Mitleid ersparen kann!«
    »Aber ich habe gewonnen!«
    »Gott! Wo habt Ihr die Leichen gelassen?«
    »Oh, so schlimm war es auch wieder

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