Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Dienstboten. Sie wurden alle ermordet. Er behauptet, du hättest es getan.«
»Nein!« rief ich. »Nein. Das ist lächerlich! Warum sollte ich seine Bediensteten umbringen? Ich begreife das alles nicht ...«
»Kurz nach seiner Rückkehr begann er die Leute zu suchen, da sie nicht zur Begrüßung erschienen waren. Er fand sie ermordet vor – und du warst mit deinem Begleiter verschwunden.«
»Ich kann mir vorstellen, wie das auf ihn gewirkt haben muß«, sagte ich. »Wo waren die Leichen?«
»Vergraben, nicht sehr tief, in dem Wäldchen hinter dem Garten.«
Aha ... Aber ich sollte lieber nicht erwähnen, daß ich von dem Grab gewußt hatte.
»Welchen Grund sollte ich wohl haben, so etwas zu tun?« fragte ich.
»Er ist inzwischen ziemlich verwirrt, Corwin. Er begreift nicht, warum du ihn nicht umgebracht hast, als du die Gelegenheit dazu hattest, und warum du mich geholt hast, wo du ihn doch hättest liegen lassen können.«
»Ich verstehe jetzt, warum er mich während unseres Kampfes immer wieder einen Mörder genannt hat, aber ... Hast du ihm meine Worte ausgerichtet: daß ich niemanden getötet habe?«
»Ja. Zuerst hat er das als Schutzbehauptung abgetan. Ich sagte ihm, du schienst es ehrlich zu meinen und wärst ziemlich ratlos gewesen. Ich glaube, es hat ihm zu schaffen gemacht, daß du so beharrlich gewesen bist. Er fragte mich mehrmals, ob ich dir glaubte.«
»Und glaubst du mir?«
Er senkte den Blick. »Verdammt, Corwin! Was soll ich wohl glauben? Ich bin mitten in diese Sache hineingeraten! Wir waren
so
lange getrennt ...«
Er hielt meinem Blick stand.
»Das ist aber noch nicht alles«, sagte er dann.
»Was meinst du damit?«
»Warum hast du mich gerufen? Du hattest Benedict ein komplettes Spiel Tarockkarten abgenommen. Du hättest dich an jeden von uns wenden können.«
»Du machst Witze«, sagte ich.
»Nein. Ich möchte eine Antwort haben.«
»Na schön. Du bist der einzige, dem ich noch traue.«
»Ist das alles?«
»Nein. Benedict möchte nicht, daß sein Aufenthaltsort in Amber bekannt wird. Du und Julian, ihr seid die beiden einzigen, von denen ich wußte, daß ihr Benedicts Wohnort kanntet. Und Julian mag ich nicht, ich traue ihm nicht. Also habe ich dich gerufen.«
»Woher wußtest du, daß Julian und ich über Benedict Bescheid wußten?«
»Er hat euch vor einiger Zeit beigestanden, als ihr auf der schwarzen Straße Probleme hattet, und er bot euch Unterkunft, während ihr wieder zu Kräften kamt. Dara hat mir davon erzählt.«
»Dara? Wer ist das überhaupt?«
»Die Waisentochter eines Ehepaars, das einmal für Benedict gearbeitet hat«, sagte ich. »Sie war im Haus, als du und Julian dort wart.«
»Und du hast ihr ein Armband geschickt. Du hast schon einmal von ihr gesprochen, am Straßenrand, als du mich gerufen hattest.«
»Richtig. Was ist denn los?«
»Nichts. Ich erinnere mich nur gar nicht an sie. Sag mir, warum bist du so plötzlich abgereist? Du mußt doch zugeben, daß das der Handlungsweise eines schuldbewußten Menschen entspricht.«
»Ja«, sagte ich. »Ich war auch schuldig – doch nicht eines Mordes. Ich war nach Avalon gekommen, um mir etwas zu besorgen. Ich bekam es und verschwand. Du hast ja selbst meinen Wagen gesehen, auf dem ich eine Ladung hatte. Ich bin vor Benedicts Rückkehr verschwunden, um ihm keine Fragen beantworten zu müssen über die Ladung. Himmel! Wenn ich einfach nur hätte ausreißen wollen, würde ich doch nicht einen hinderlichen Wagen mitgenommen haben! Ich wäre auf dem Pferderücken geflohen, schnell und mühelos.«
»Was war denn auf dem Wagen?«
»Nein«, entgegnete ich. »Ich wollte Benedict nichts darüber sagen, und ich werde dir auch nichts verraten. Oh, er kann es sicher herausfinden. Doch dazu soll er sich ruhig anstrengen, wenn er unbedingt will. Die Frage ist aber unwichtig. Die Tatsache, daß ich aus einem bestimmten Grund nach Avalon gekommen war und mir das Gewünschte geholt habe, müßte eigentlich ausreichen. In Avalon ist das Material nicht besonders wertvoll – um so mehr aber an einem anderen Ort. Genügt das?«
»Ja«, sagte er. »Das scheint mir jedenfalls einen Sinn zu ergeben.«
»Dann beantworte meine Frage: Glaubst du, daß ich die Leute umgebracht habe?«
»Nein«, entgegnete er. »Ich glaube dir.«
»Was ist mit Benedict? Was glaubt er heute?«
»Er würde dich nicht noch einmal auf der Stelle angreifen – er würde erst mit dir sprechen. Ihn bewegen Zweifel, das weiß ich.«
»Gut. Das ist ja
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