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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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So langsam, daß ich nicht genau wußte, ob sich das Bein überhaupt bewegte. Meine Hände waren blaue Flammen, meine Beine Feuersäulen. Noch ein Schritt. Noch einer. Und noch einer.
    Ich kam mir vor wie eine zum Leben erwachte Statue, wie ein auftauender Schneemann, wie ein nachgebender Eisenträger ... Zwei weitere Schritte ... Drei ... Gletscherhaft waren meine Bewegungen, doch ich, der sie steuerte, hatte die ganze Ewigkeit zur Verfügung und eine Beständigkeit des Willens, die seine Anerkennung finden würde ...
    Ich trat durch den Letzten Schleier. Ein enger Bogen folgte. Drei Schritte führten in Dunkelheit und Frieden. Sie waren die schlimmsten von allen.
    Sisyphus!
war mein erster Gedanke, als ich das Muster verließ.
Geschafft!
war mein zweiter. Und der dritte:
Nie wieder!
    Ich gönnte mir den Luxus einiger tiefer Atemzüge und eines kurzen Durchschüttelns. Dann nahm ich das Juwel aus der Tasche und hob es in die Höhe. Ich hielt es mir vor die Augen.
    Im Inneren rot – ein tiefes Kirschrot, irgendwie rauchig schimmernd. Der Edelstein schien auf dem Wege durch das Muster an Licht, an Glanz gewonnen zu haben. Ich starrte hinein, dachte an Erics Instruktionen, verglich sie mit Dingen, die mir bereits bekannt waren.
    Wenn man das Muster durchschritten und diesen Punkt erreicht hat, kann man sich davon an jeden Ort versetzen lassen, den man sich vorzustellen vermag. Es genügt der Wunsch und eine Willensanstrengung. Dementsprechend dachte ich nicht ohne leise Furcht an den nächsten Schritt. Wenn die Wirkung so war wie gewöhnlich, mochte ich mich in eine ungewöhnliche Falle begeben. Doch Eric hatte den Schritt erfolgreich getan. Er war nicht in den Kern eines Juwels irgendwo in den Schatten eingeschlossen worden. Dworkin, der jene Notizen niedergelegt hatte, war ein großer Mann gewesen, und ich hatte ihm vertraut.
    Ich sammelte meine Gedanken und steigerte meine Konzentration auf das Innere des Steins.
    Im Kern befand sich eine verzerrte Darstellung des Musters, umgeben von flimmernden Lichtpunkten, winzigen Fackeln und Blitzen, verschiedenen Kurven und Strängen. Ich traf meine Entscheidung. Ich richtete meinen Willen aus ...
    Röte und langsame Bewegung. Als versänke ich in einem riesigen zähflüssigen Ozean. Zuerst sehr langsam. Ein Dahintreiben und Verdunkeln. All die hübschen Lichter noch weit, weit vor mir. Allmählich verstärkte sich meine spürbare Bewegung. Lichtflocken, fern, durchbrochen, immer wiederkehrend. Nun offenbar ein wenig schneller. Kein Größenvergleich möglich. Ich war ein Bewußtseinspunkt von unbestimmter Größe. Ich spürte Bewegung, ich nahm die Erscheinung wahr, der ich mich – nun fast beschleunigt
    – näherte. Die Röte war nahezu vergangen, wie auch der bewußte Gedanke an ein Medium. Der Widerstand ließ nach. Ich raste dahin. All dies schien nur einen winzigen Augenblick gedauert zu haben, schien noch immer den gleichen Augenblick zu beanspruchen. Das Ganze hatte etwas seltsam Zeitloses. Meine Geschwindigkeit in Bezug auf das, was nun mein Ziel zu sein schien, war enorm. Das kleine verdrehte Labyrinth wuchs an, löste sich zu etwas auf, das eine dreidimensionale Variation des Musters selbst zu sein schien. Durchsetzt von Funken aus farbigem Licht, wuchs es vor mir an, entfernt an eine bizarre Galaxis erinnernd, hingeworfen in die Mitte der ewigen Nacht, umgeben von einem schwachen Staubschimmer, dessen Bahnen aus zahlreichen funkelnden Punkten bestanden. Und das Gebilde wuchs an, oder ich schrumpfte ein, oder es rückte vor, oder ich rückte vor, und wir waren nahe, dicht beieinander, und dann füllte es den gesamten Raum aus, von oben bis unten, von hier bis dort, und meine Eigengeschwindigkeit schien noch mehr zuzunehmen, wenn das überhaupt möglich war. Ich wurde gepackt, überwältigt von dem grellen Glanz, und da war eine Lichtbahn, von der ich wußte, daß sie den Anfang bedeutete. Ich war zu nahe – hatte mich tatsächlich schon verirrt –, um die Erscheinung in ihrer Gänze noch zu begreifen, doch das Aufbäumen, das Flackern, das wilde Hin und Her jener Dinge, die ich ringsum davon sehen konnte, brachte mich auf die Frage, ob drei Dimensionen ausreichten, um die sinnverwirrenden Dinge zu erklären, denen ich mich gegenübersah. Fort von meiner galaktischen Analogie trug mich ein Winkel meines Geistes nun in das andere Extrem und ließ mich an den unendlich dimensionierten Gilbert-Raum des Subatomaren denken. Doch letztlich war dies eine Metapher der

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