Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
wir herbeidrängten, und wonach sein entschlossenes Auftreten nicht dem Wunsch entsprang, Brand zu retten, sondern dem Bestreben, ihn am Sprechen zu hindern – was bedeutete, daß Brand die Nacht nicht überleben würde. Raffiniert ausgeklügelt, doch ich konnte nicht daran glauben. Auch sonst ließ sich niemand überzeugen.
Zumindest erklärte sich keiner bereit, nach oben zu gehen und Gérard von seinem Schützling zu trennen.
Nach einer Weile schlenderte Fiona herbei und setzte sich neben mich.
»Also, ich habe das einzige versucht, das mir eingefallen ist«, sagte sie. »Ich hoffe, es führt zu etwas.«
»Vielleicht.«
»Wie ich sehe, hast du deine Garderobe um ein seltsames Schmuckstück bereichert«, sagte sie, hob mit Daumen und Zeigefinger das Juwel des Geschicks empor und betrachtete es.
Dann sah sie mich an.
»Kannst du das Ding dazu bringen, Tricks für dich zu vollbringen?« fragte sie.
»Ein paar.«
»Dann hast du also gewußt, wie man sich darauf einstellt. Dabei wird das Muster eingeschaltet, nicht wahr?«
»Ja. Eric hat mir das Notwendige mitgeteilt – unmittelbar vor seinem Tod.«
»Ich verstehe.«
Sie ließ den Edelstein los, lehnte sich in ihren Sessel zurück und blickte in die Flammen.
»Hat er dir auch Vorsichtsmaßregeln mit auf den Weg gegeben?« wollte sie wissen.
»Nein.«
»Ich frage mich, ob das an den Umständen lag oder Absicht war.«
»Nun, er war ziemlich mit Sterben beschäftigt. Das engte unsere Konversation doch etwas ein.«
»Ich weiß. Ich habe nur überlegt, ob sein Haß auf dich seine Hoffnungen für das Reich überwogen hat, oder ob er einige der hier angesprochenen Prinzipien vielleicht selbst nicht gekannt hat.«
»Was weißt du denn davon?«
»Denk einmal an Erics Tod, Corwin. Ich war nicht dabei, doch zur Beerdigung bin ich ziemlich früh gekommen. Ich war zugegen, als sein Leichnam gebadet, rasiert und angekleidet wurde – und ich habe seine Wunden untersucht. Ich glaube nicht, daß die Wunden allein tödlich waren. Er hatte drei Brustwunden erlitten, doch nur eine sah so aus, als ginge sie bis in den Burstkorb ...«
»Das genügt völlig, wenn ...«
»Warte«, sagte sie. »Es war schwierig, doch ich habe den Winkel des Stichs mit einer Nadel zu ermitteln versucht. Eigentlich wollte ich ja richtig nachschauen, aber das hat Caine nicht zugelassen. Dennoch glaube ich nicht, daß sein Herz oder seine Arterien beschädigt waren. Wenn du willst, daß ich dieser Frage weiter nachgehe, ist es für eine Leichenöffnung noch nicht zu spät. Ich bin sicher, daß die Wunden und die allgemeine Belastung zu seinem Tod beitrugen, doch ich bin davon überzeugt, daß das Juwel den entscheidenden Anstoß gegeben hat.«
»Wie kommst du darauf?«
»Wegen einiger Bemerkungen, die Dworkin machte, als ich bei ihm studierte – und wegen anderer Dinge, die mir deswegen hinterher aufgefallen sind. Er deutete an, daß das Juwel zwar ungewöhnliche Fähigkeiten vermittelte, daß es aber zugleich eine Belastung für die Lebenskraft des Trägers darstellt. Je länger man es trägt, desto mehr wird einem von dem Schmuckstück Energie entzogen. Später habe ich darauf geachtet und festgestellt, daß Vater den Stein nur selten trug und niemals für längere Zeit.«
Meine Gedanken kehrten zu Eric zurück, zu jenem Tag, da er sterbend am Hang des Kolvir lag, während ringsum die Schlacht tobte. Ich erinnerte mich an den ersten Eindruck, den ich von ihm hatte – das bleiche Gesicht, der keuchende Atem, das Blut auf seiner Brust ... Und das Juwel des Geschicks, das ihm um den Hals hing, pulsierte wie ein Herz auf dem feuchten zerknitterten Stoff. Das Pulsieren hatte ich zuvor noch nie gesehen – und seither nicht wieder. Ich erinnerte mich, daß die Erscheinung schwächer wurde, und als er starb und ich seine Hände über dem Juwel faltete, hat das Phänomen ganz aufgehört.
»Was weißt du über die Funktionen des Juwels?« fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
»Dworkin hielt das für ein Staatsgeheimnis. Ich weiß von der offensichtlichen Wirkung, von der Wetterkontrolle, und schloß aus einigen Bemerkungen Vaters, daß der Stein außerdem zu einem verbesserten oder zusätzlichen Wahrnehmungsvermögen führt. Dworkin erwähnte das Juwel in erster Linie als Beispiel für die Gegenwart des Musters in allem, was uns Macht verleiht – sogar die Trümpfe enthalten es, wenn du genau und lange genug hinschaust –, und er beschrieb es als Verkörperung des Erhaltungsprinzips:
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