Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Jahren hättest du das auf der Hand Liegende klar gesehen, so wie ich.«
»Vielleicht habe ich mich verändert; solche Dinge fallen mir nicht mehr sofort ins Auge. Vielleicht hast du dich aber verändert, Fiona! Du bist zynischer als das kleine Mädchen, das ich von früher kenne. Vor Jahren hätte so etwas für dich gar nicht so klar auf der Hand gelegen.«
Sie lächelte schwach.
»Du darfst einer Frau niemals sagen, daß sie sich verändert hat, Corwin. Höchstens zum Besseren. Auch das war dir einmal bekannt. Bist du vielleicht nur einer von Corwins Schatten, der hierher geschickt wurden, um für ihn zu leiden und uns einzuschüchtern? Steckt der echte Corwin womöglich an einem anderen Ort und lacht sich über uns ins Fäustchen?«
»Ich bin hier – und ich lache nicht«, sagte ich.
Sie lachte.
»Ja, das ist die Lösung!« sagte sie. »Ich bin eben zu dem Schluß gekommen, daß du nicht du selbst bist! –«
»Große Neuigkeit für alle!« rief sie in die Runde und sprang auf. »Ich habe eben bemerkt, daß dies nicht der echte Corwin ist. Es muß einer seiner Schatten sein! Das Geschöpf hier hat sich soeben zu Freundschaft, Anstand, geistigem Edelmut und anderen Dingen bekannt, die sonst nur in unbedarften Liebesromanen eine Rolle spielen! Ich bin hier offensichtlich auf etwas gestoßen!«
Die anderen starrten sie an. Wieder lachte sie und setzte sich dann ziemlich abrupt.
Ich hörte Flora murmeln: »Betrunken«, ehe sie sich wieder in ihr Gespräch mit Deirdre vertiefte.
»Schatten, soso?« murmelte Random und wandte sich wieder seiner Diskussion mit Benedict und Llewella zu.
»Siehst du?« rief sie.
»Was denn?«
»Du bist unwichtig«, sagte sie und tätschelte mir das Knie. »Und wenn ich´s genau bedenke, trifft das auch auf mich zu. Heute war kein guter Tag, Corwin.«
»Ich weiß. Ich fühle mich verdammt ausgelaugt. Ich hielt es für einen guten Einfall, Brand zurückzuholen. Nicht nur das, die Sache klappte auch! Und nun siehst du, wie sehr ihm das genützt hat!«
»Vergiß nicht den Mantel der Tugend, den du dir umgelegt hast«, sagte sie spöttisch. »Dir kann man die nachfolgenden Ereignisse nicht anlasten.«
»Vielen Dank.«
»Julian hat vielleicht ganz recht«, sagte sie. »Ich möchte am liebsten schlafen.«
Ich stand ebenfalls auf und begleitete sie zur Tür.
»Es ist alles in Ordnung mit mir«, sagte sie. »Wirklich.«
»Bist du sicher?«
Sie nickte energisch.
»Bis morgen dann.«
»Hoffentlich«, sagte sie. »Jetzt könnt ihr über mich reden.«
Sie blinzelte mir zu und ging.
Ich wandte mich zurück und sah Benedict und Llewella näherkommen.
»Geht ihr zu Bett?« fragte ich.
Benedict nickte.
»Warum auch nicht?« fragte Llewella und gab mir einen Kuß auf die Wange.
»Wofür denn das?«
»Für etliche Dinge«, erwiderte sie. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Random hockte vor dem Kamin und stocherte im Feuer herum. Deirdre drehte sich nach ihm um. »Du brauchst für uns kein Holz nachzulegen, Flora und ich gehen auch.«
»Gut.« Er legte den Feuerhaken fort und richtete sich auf. »Schlaft gut!« rief er den beiden nach.
Deirdre schenkte mir ein schläfriges Lächeln, Flora ein nervöses. Ich setzte meine Wünsche für eine gute Nacht hinzu und blickte den beiden nach.
»Hast du etwas Neues und Nützliches erfahren?« wollte Random wissen.
Ich zuckte die Achseln.
»Und du?«
»Meinungen, Schlußfolgerungen. Keine neuen Tatsachen«, sagte er. »Wir versuchten uns darüber schlüssig zu werden, wer wohl als nächster dran ist.«
»»Und ...?«
»Benedict hält das Rennen für offen. Du oder er. Natürlich vorausgesetzt, daß du nicht hinter allem steckst. Er ist außerdem der Meinung, dein Freund Ganelon sollte sich in acht nehmen.«
»Ganelon ... Ja, das ist ein Gedanke – ein Gedanke, auf den ich hätte kommen sollen. Und mit dem offenen Rennen hat er sicher auch recht. Das Handicap geht vielleicht sogar zu seinen Lasten, da man weiß, daß ich nach der versuchten Täuschung auf der Hut bin.«
»Ich würde sagen, daß auch Benedict inzwischen ziemlich wachsam ist und daß wir das alle wissen. Er hat es geschafft, seine Meinung überall bekanntzumachen. Ich glaube, er würde einen Angriff sogar willkommen heißen.«
Ich lachte leise vor mich hin.
»Das mag die Startpositionen wieder ausgleichen. Vielleicht ist es tatsächlich ein offenes Rennen.«
»Das hat er auch gesagt. Er wußte natürlich, daß ich es dir weitererzählen würde.«
»Natürlich
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