Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Jahrhunderten tot, und forderte mich auf, in mein Grab zurückzukehren. Als ich nach ihrer Herkunft fragte, erwiderte sie, sie stamme von dir und dem Höllenmädchen Lintra ab.«
Benedict atmete tief, sagte aber nichts. Ich sprach weiter.
»Die Zeit, sagte sie, bewegte sich an ihrem Geburtsort dermaßen schnell, daß dort inzwischen mehrere Generationen vergangen wären. Sie sei die erste gewesen, die dort wie ein Mensch ausgesehen hätte. Wieder forderte sie mich auf, zu gehen. Während dieses Gesprächs hattest du dir Grayswandir angesehen. Du gingst auf mich los, um die Gefahr von ihr abzuwenden, und wir kämpften miteinander. Meine Klinge konnte dich berühren und deine Hand mich. Das war alles. Ansonsten handelte es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Gespenstern. Als der Himmel zu verblassen und die Sonne aufzugehen begann, hattest du mich mit der Hand da gepackt. Ich schlug mit Grayswandir den Arm los und floh. Das Ding kehrte mit mir zurück, weil es sich noch in meine Schulter verkrampft hatte.«
»Seltsam«, sagte Benedict. »Bisher wußte ich nur, daß der Ort da oben falsche Prophezeiungen liefert – eher ein Bild der Ängste und verborgenen Sehnsüchte des Besuchers als eine klare Darstellung der Dinge, die da kommen werden. Doch zugleich macht Tir-na Nog´th oft unbekannte Wahrheiten sichtbar. Und wie bei den meisten Dingen ist es schwierig, das Wahre vom Überflüssigen zu trennen. Wie hast du die Ereignisse gedeutet?«
»Benedict«, sagte ich, »ich neige dazu, Dara die Geschichte ihrer Herkunft abzunehmen. Im Gegensatz zu mir hast du sie nie gesehen. Sie ähnelt dir irgendwie. Was das übrige angeht ... so ist es zweifellos so, wie du sagst: Man muß es mit Vorsicht genießen.«
Er nickte langsam, und ich erkannte, daß er nicht überzeugt war, daß er mich aber nicht weiter bedrängen wollte. Er wußte so gut wie ich, was der Rest bedeutete. Wenn er seinen Anspruch auf den Thron weiter verfolgte und vielleicht sogar durchsetzte, mochte es sein, daß er eines Tages zu Gunsten seines einzigen Nachkommen abdankte.
»Was willst du tun?«
»Tun?« fragte er. »Was tut Random auf seiner Suche nach Martin? Ich werde sie suchen, sie finden, mir die Geschichte aus ihrem Munde anhören und dann eine eigene Entscheidung fällen. Aber das alles kommt erst, wenn die Sache mit der schwarzen Straße geklärt ist. Das ist ein anderes Thema, das ich mit dir besprechen möchte.«
»Ja?«
»Wenn die Zeit sich in der gegnerischen Festung so völlig anders verhält, hat man dort ausreichend Zeit gehabt, einen neuen Angriff vorzubereiten. Ich möchte nicht warten und mich dem Feind in Schlachten entgegenstellen, die letztlich zu nichts führen. Ich spiele mit dem Gedanken, der schwarzen Straße an ihren Ausgangspunkt zu folgen und unsere Gegner auf eigenem Gebiet anzugreifen. Das täte ich gern mit deinem Einverständnis.«
»Benedict«, sagte ich, »hast du die Höfe des Chaos gesehen?«
Er hob den Kopf und starrte an das Zeltdach.
»Vor langer, langer Zeit, als ich jung war«, sagte er, »unternahm ich einen Höllenritt so weit es ging, bis zum Ende des Seins. Dort, unter einem geteilten Himmel, starrte ich in einen furchterregenden Abgrund. Ich weiß nicht, ob der gesuchte Ort dort liegt oder die Straße überhaupt so weit geht, doch wenn das so ist, bin ich bereit, diesen Weg erneut zu beschreiten.«
»Es ist so«, sagte ich.
»Woher weißt du das?«
»Ich bin gerade zurückgekehrt aus diesem Land. Eine finstere Zitadelle schwebt darin. Die Straße führt dorthin.«
»Wie schwer ist dir die Annäherung gefallen?«
»Hier«, sagte ich, nahm den Trumpf zur Hand und reichte ihn ihm. »Der hat Dworkin gehört. Ich fand ihn unter seinen Sachen. Erst jetzt habe ich ihn ausprobiert. Er versetzte mich dorthin. An jenem Ort verläuft die Zeit bereits ziemlich schnell. Ich wurde von einem Reiter auf einer dahin treibenden Straße angegriffen, wie sie auf der Karte nicht zu sehen ist. Kontakte über den Trumpf sind dort draußen sehr schwierig, vielleicht wegen der Zeitunterschiede. Gérard hat mich zurückgeholt.«
Er betrachtete die Karte.
»Sieht aus wie der Ort, den ich damals besucht habe«, sagte er schließlich. »Mit dieser Karte sind unsere logistischen Probleme gelöst. Mit uns als Endpunkten einer Trumpfverbindung können wir die Truppen geradewegs hindurchtransportieren, wie wir es damals zwischen Kolvir und Garnath gemacht haben.« – Ich nickte.
»Das ist einer der Gründe, warum ich dir
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