Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
versuchen, aber ich schätzte das Risiko auf eins zu eine Million gegen mich.
Ich war zum Kampf bereit, doch es war sinnlos, all diese Männer mit mir in den Tod zu reißen. Vielleicht war mein Blut trotz meiner Macht über das Muster dünn geworden. Ein echter Prinz von Amber hätte Skrupel dieser Art nicht haben dürfen.
Ich begann zu ahnen, daß mich die Jahrhunderte auf der Schatten-Erde sehr verändert und vielleicht weicher gemacht hatten; daß sie in mir etwas bewirkt hatten, das mich nun von meinen Brüdern unterschied.
Ich beschloß, die Flotte auszuliefern und mich dann nach Amber zu versetzen, wo ich Eric zu einem entscheidenden Duell herausfordern wollte. Darauf einzugehen wäre dumm von ihm. Aber was machte das für einen Unterschied – ich hatte keine andere Wahl.
Ich drehte mich um und machte meine Offiziere mit meinen Wünschen bekannt und spürte plötzlich, wie mich die Macht befiel, und ich war sprachlos.
Ich spürte den Kontakt und brachte schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Wer?« Es kam keine Antwort, doch etwas drehte und bohrte sich langsam in meinen Geist, und ich rang damit.
Als er nach einer Weile erkannte, daß ich mich nicht ohne langen Kampf besiegen ließ, hörte ich Erics Stimme im Wind.
»Wie stehen die Dinge bei dir, Bruder?« erkundigte er sich.
»Nicht gut«, erwiderte oder dachte ich, und er lachte leise, wenngleich sich in seiner Stimme die Anstrengung unseres Kampfes widerzuspiegeln schien.
»Das ist schade«, sagte er. »Wärst du zurückgekommen, um mich zu unterstützen, hätte ich dich fürstlich belohnt. Aber dazu ist es natürlich zu spät. Jetzt werde ich jubilieren, sobald ich dich und Bleys geschlagen habe.«
Ich antwortete nicht sofort, sondern kämpfte mit allen Kräften.
Vor diesem Angriff zog er sich ein Stück zurück, doch er vermochte mich an Ort und Stelle festzuhalten.
Wurde einer von uns auch nur einen Sekundenbruchteil lang abgelenkt, konnten wir in physischen Kontakt miteinander treten, oder einer von uns konnte auf der geistigen Ebene die Oberhand gewinnen. Ich vermochte ihn jetzt deutlich in seinen Palasträumen zu erkennen. Doch wer immer einen Angriff wagte, er würde sich der Kontrolle des anderen ausliefern.
Also starrten wir uns düster an und kämpften im Geiste. Mit seinem Angriff hatte sich eines meiner Probleme erledigt. Er hielt meinen Trumpf in der Linken, und seine Stirn war gerunzelt. Ich suchte nach einem Ansatzpunkt, konnte aber keinen finden.
Leute redeten mit mir, doch ich verstand ihre Worte nicht, während ich mit dem Rücken an der Reling stand.
Wie spät war es?
Mit dem Beginn des Kampfes hatte mich jegliches Zeitgefühl verlassen. Konnte es sein, daß zwei Stunden verstrichen waren? War es das? Ich war mir meiner Sache nicht sicher.
»Ich spüre deine Beunruhigung«, sagte Eric. »Jawohl, ich habe mich mit Caine abgesprochen. Er hat sich nach eurer Unterhaltung mit mir in Verbindung gesetzt. Ich kann dich mühelos weiter festhalten, während deine Flotte ringsum zerschossen und zum Verrotten nach Rebma geschickt wird. Die Fische werden sich an deinen Männern gütlich tun.«
»Warte!« sagte ich. »Sie sind schuldlos. Bleys und ich haben sie getäuscht, und sie glauben für eine gerechte Sache zu kämpfen. Ihr Tod hätte keinen Sinn mehr. Ich hatte mir schon vorgenommen, die Flotte kapitulieren zu lassen.«
»Dann hättest du nicht so lange zögern sollen«, erwiderte er. »Jetzt ist es zu spät. Ich kann Caine nicht anrufen und meine Befehle widerrufen, ohne dich freizugeben, und sobald ich dich loslasse, falle ich unter deine geistige Herrschaft oder bin einem physischen Angriff ausgesetzt. Unsere Gehirne sind zu sehr verwandt.«
»Wenn ich dir nun mein Wort gebe, daß ich meinen Vorteil nicht nutze?«
»Jeder Mensch schwört Meineide, um ein Königreich zu erringen«, sagte Eric.
»Kannst du meine Gedanken nicht lesen? Erspürst du ihn nicht in meinem Geist? Ich halte mein Wort!«
»Ich spüre ein seltsames Mitleid mit diesen Lebewesen, die du getäuscht hast, und weiß nicht, worauf eine solche Bindung beruhen könnte – trotzdem nein! Du weißt zu gut Bescheid. Selbst wenn du es in diesem Augenblick ehrlich meintest – was ja durchaus der Fall sein mag –, wäre die Versuchung zu groß, sobald sich die Gelegenheit bietet. Du weißt das so gut wie ich. Ich darf das Risiko nicht eingehen.«
Und ich wußte Bescheid. Zu sehr brannte Amber in unserem Blut.
»Du bist mit dem Schwert
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