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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ein Gelage schließen ließ, falls eine plötzliche Inspektion stattfand. Ich verzehrte all die guten Sachen, die er mir gebracht hatte, und fühlte mich zum erstenmal in dieser Zelle voll gesättigt. Ich hob mir die letzte Flasche für einen hübschen Vollrausch und eine angenehme Zeit des Vergessens auf. Und als das vorbei war, kehrte ich in meinen Teufelskreis der Vorwürfe zurück.
    In erster Linie hoffte ich, daß Eric keine Ahnung von unserer umfassenden Macht hatte. Gewiß, er war König in Amber, aber er wußte nicht alles. Noch nicht. Nicht in dem Umfang, wie Vater Bescheid gewußt hatte. Es gab eine Chance von eins zu einer Million, die sich vielleicht trotz allem zu meinen Gunsten auswirken konnte. Dermaßen umfassend und dermaßen überraschend, daß mir diese Chance zumindest half, einen letzten Rest von Verstand zu bewahren, obwohl ich von Verzweiflung geschüttelt wurde.
    Vielleicht war ich dennoch eine Zeitlang verrückt, ich weiß es nicht. Es gibt Tage, die für mich eine einzige große Leere darstellen, jetzt da ich hier am Rande des Chaos stehe. Gott allein weiß, was in dieser Zeit vorging, und ich werde niemals einen Seelenarzt aufsuchen, um mehr darüber zu erfahren.
    Ihr lieben Ärzte, unter euch ist ohnehin niemand, der mit meiner Familie fertig würde!
    Ich lag in meiner Zelle oder wanderte in der lähmenden Dunkelheit hin und her. Meine Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen nahm zu. Ich erlauschte das Rascheln von Rattenfüßchen im Stroh, das ferne Stöhnen anderer Gefangener, die widerhallenden Schritte eines Wächters, der sich mit einem Essenstablett näherte. Aus solchen Details begann ich Entfernungen und Richtungen abzuleiten.
    Vermutlich wurde ich auch empfänglicher für Düfte, doch über diesen Aspekt versuchte ich nicht allzu gründlich nachzudenken. Neben den denkbar unangenehmen Düften machte sich lange Zeit etwas bemerkbar, das ich für den Geruch verwesenden Fleisches hielt. Ich überlegte. Wenn ich hier starb, wieviel Zeit würde vergehen, ehe jemand etwas merkte? Wie viele Stücke Brot und Schalen mit undefinierbarer Suppe mußten ungegessen bleiben, ehe der Wächter darauf kam, die Fortdauer meiner Existenz zu überprüfen?
    Die Antwort auf diese Frage konnte noch sehr wichtig sein.
    Der Todesgestank hielt sich eine ganze Weile. Ich versuchte, mir wieder einen Begriff von der Zeit zu machen und gewann den Eindruck, daß der Geruch über eine Woche lang bemerkbar war.
    Obwohl ich mir den Vorrat vorsichtig einteilte und den Versuchungen so lange wie möglich widerstand, kam schließlich doch der Augenblick, da ich nur noch eine Packung Zigaretten hatte.
    Ich riß sie auf und zündete mir eine an. Ich hatte einen ganzen Karton besessen und hatte nun elf Packungen aufgebraucht. Das waren zweihundertundzwanzig Zigaretten. Ich hatte einmal die Zeit ausgerechnet, die ich für eine Zigarette brauchte – sieben Minuten. Das ergab eine Gesamtzeit von eintausendfünfhundertundvierzig Rauchminuten – fünfundzwanzig Stunden und vierzig Minuten. Ich war sicher, daß zwischen jeder Zigarette und der nächsten mindestens eine Stunde gelegen hatte, eher anderthalb Stunden. Nehmen wir anderthalb. Außerdem mußte berücksichtigt werden, daß ich täglich sechs bis acht Stunden schlief. Damit blieben sechzehn bis achtzehn Stunden. Ich vermutete, daß ich zehn bis zwölf Zigaretten am Tag geraucht hatte. Seit Reins Besuch mochten also etwa drei Wochen vergangen sein. Er hatte mir damals erzählt, die Krönung liege vier Monate und zehn Tage zurück, was den Schluß nahelegte, daß ich nun etwa fünf Monate hier im Kerker war.
    Ich streckte die letzte Packung, genoß jede einzelne Zigarette wie das Zusammensein mit einer Frau. Als ich die letzte Zigarette aufgeraucht hatte, war ich deprimiert.
    Inzwischen mußte ziemlich viel Zeit vergangen sein.
    Ich begann mir Gedanken über Eric zu machen. Wie stellte er sich als Herrscher an? Mit welchen Problemen schlug er sich herum? Was führte er im Schilde? Warum war er nicht gekommen, um mich zu quälen? War es möglich, daß man mich in Amber wirklich vergaß – auch wenn es vom Herrscher so angeordnet wurde?
    Nein, sagte ich mir.
    Und was war mit meinen Brüdern? Warum hatte sich keiner von ihnen mit mir in Verbindung gesetzt? Es wäre ganz einfach gewesen, meinen Trumpf zu ziehen und Erics Verbot zu brechen.
    Doch niemand tat diesen Schritt.
    Ich dachte lange an Moire, die letzte Frau, die ich geliebt hatte. Was tat sie in diesem

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