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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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hat sie oft besiegt«, fuhr Ganelon fort. »Er hat sogar den Teil einer Nacht mit der Anführerin, einer bleichen Hexe namens Lintra, verbracht – ob im Liebesspiel oder zu Verhandlungen, weiß ich nicht genau. Jedenfalls ist nichts dabei herausgekommen. Die Überfälle gingen weiter, und die Macht der unheimlichen Wesen wuchs. Der Protektor faßte schließlich den Plan, einen umfassenden Angriff einzuleiten, um den Gegner völlig zu vernichten. Und während dieses Kampfes ist unser Freund hier geflohen« – er deutete mit dem Schwert auf den jungen Mann –, »weshalb wir jetzt nicht wissen, wie die Geschichte ausgegangen ist.«
    »Verhält es sich so?« fragte ich den Gefangenen.
    Der Junge wandte sich von der Spitze des Schwerts ab, hielt einen Augenblick lang meinem Blick stand und nickte langsam.
    »Interessant«, sagte ich zu Ganelon. »Sehr interessant. Ich habe das Gefühl, daß die Probleme Avalons mit den Gefahren zu tun haben, die wir vor kurzem bannen konnten. Wenn ich nur wüßte, wie der Kampf hier ausgegangen ist!«
    Ganelon nickte und faßte seine Waffe fester.
    »Also, wenn wir mit ihm fertig sind ...«, sagte er.
    »Moment – Ihr habt gesagt, er wollte sich etwas zu essen stehlen?«
    »Ja.«
    »Bindet ihn los. Wir geben ihm zu essen.«
    »Aber er wollte uns bestehlen!«
    »Habt Ihr mir nicht erzählt, Ihr hättet einmal einen Mann wegen eines Paars Schuhe umgebracht?«
    »Ja, aber das war doch etwas anderes.«
    »Inwiefern?«
    »Na, ich – ich habe mich nicht erwischen lassen.«
     
    Ich lachte schallend. Zuerst blickte er mich verärgert an, dann verwirrt. Schließlich begann er ebenfalls zu lachen. Der junge Mann sah uns an, als hätten wir den Verstand verloren.
    »Also gut«, sagte Ganelon schließlich, »also gut.« Er bückte sich, drehte den Jungen mit einer kräftigen Handbewegung herum und schnitt die Schnur durch, die seine Handgelenke zusammenhielt.
    »Komm, mein Junge«, sagte er. »Ich besorge dir etwas zu essen.« Er beschäftigte sich mit unserer Ausrüstung und öffnete mehrere Proviantpakete.
    Der Junge stand auf und humpelte langsam hinter ihm her. Er ergriff, was ihm gereicht wurde, und begann es hastig hinunterzuschlingen, ohne den Blick von Ganelon zu wenden. Seine Informationen, sollten sie stimmen, warfen etliche Komplikationen für mich auf – als erstes den Umstand, daß ich in einem vom Krieg überzogenen Land meine Absichten wahrscheinlich nicht so schnell verwirklichen konnte. Auch verstärkten sich meine Befürchtungen hinsichtlich Art und Ausmaß der Störungen, die ich hervorgerufen hatte.
    Ich half Ganelon ein kleines Feuer anzufachen.
    »Wie beeinflußt dies Eure weiteren Pläne?« fragte er.
    Ich sah eigentlich keine Alternative. Die Schatten in der Nähe dessen, was ich erstrebte, waren sicher ähnlich beeinträchtigt. Ich konnte mein Ziel natürlich in einem Schatten suchen, der nicht heimgesucht wurde – aber wenn ich dann dort eintraf, wäre es der falsche Ort für mich. Was ich erstrebte, wäre dort nicht vorhanden. Wenn die Vorstöße des Chaos auf meinem Wunschweg durch die Schatten eintraten, hingen sie mit der Art meiner Wünsche zusammen und mußten früher oder später bewältigt werden, so oder so. Ausweichen konnte man ihnen nicht. So lief das Spiel nun mal, und ich durfte mich nicht beschweren – hatte ich doch die Regeln selbst aufgestellt.
    »Wir reiten weiter«, sagte ich. »Avalon ist mein Ziel.«
    Der junge Mann stieß einen kurzen Schrei aus und begann warnend auf mich einzureden – vielleicht aus einem Gefühl des Verpflichtetseins heraus, weil ich Ganelon davon abgehalten hatte, ihn zu durchbohren. »Reitet nicht nach Avalon, Sir! Dort gibt es nichts, was Ihr erstreben könntet! Man würde Euch töten!«
    Ich lächelte ihn an und dankte ihm. Ganelon lachte leise vor sich hin und sagte: »Nehmen wir ihn doch mit, damit er sich als Deserteur verantworten kann.«
    Daraufhin rappelte sich der Jüngling auf und rannte davon. Immer noch lachend, zog Ganelon seinen Dolch und machte Anstalten, die Klinge zu schleudern. Ich hieb ihm gegen den Arm, und er traf weit daneben. Der junge Mann verschwand im Wald, und Ganelon lachte noch immer.
    Er brachte den Dolch wieder an sich. »Ihr hättet mich nicht aufhalten sollen«, sagte er.
    »Ich habe anders entschieden.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wenn er heute nacht zurückkehrt und uns die Hälse durchschneidet, seid Ihr vielleicht anderer Ansicht.«
    »Dann allerdings. Aber er kommt nicht zurück, und

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