Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
Männer ergriffen unsere Waffen, und als wir uns zum Gehen wandten, rief der Mann, der uns verhört hatte: »Wartet!«
    Ich drehte mich um.
    »Ihr! Wie lautet Euer Name?« wandte er sich an mich.
    »Corey.«
    »Bleibt stehen!«
    Er kam auf mich zu und pflanzte sich dicht vor mir auf. Zehn Sekunden lang starrte er mich an.
    »Was ist los?« fragte ich.
    Anstelle einer Antwort fummelte er in einem Beutel an seinem Gürtel herum. Er zog eine Handvoll Münzen heraus und hielt sie sich dicht vors Gesicht.
    »Verdammt! Zu dunkel«, sagte er. »Und Licht dürfen wir nicht machen.«
    »Wozu?« fragte ich.
    »Ach, es ist nicht weiter wichtig«, gab er Auskunft. »Allerdings kamt Ihr mir bekannt vor, und ich wollte den Grund feststellen. Ihr seht aus wie der Mann, der auf manchen unserer alten Münzen abgebildet ist. Ein paar sind noch im Umlauf.
    Meinst du nicht auch?« wandte er sich an den neben ihm stehenden Armbrustschützen.
    Der Mann senkte die Armbrust und trat vor. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er mich an.
    »Ja«, sagte er.
    »Wer war das – der Mann, den wir meinen?«
    »Einer von den Alten. Vor meiner Zeit. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Ich auch nicht. Nun ja ...« Er zuckte die Achseln. »Ist auch unwichtig. Geht weiter, Corey. Antwortet ehrlich auf alle Fragen, dann geschieht Euch nichts.«
    Ich wandte mich ab und ließ ihn im Mondlicht stehen. Er kratzte sich am Kopf und blickte mir irritiert nach.
    Die Männer, die uns bewachten, gehörten nicht zum gesprächigen Typ. Was mir nur recht war.
    Während wir den Hang hinabstiegen, dachte ich an die Aussage des jungen Soldaten und an die Lösung des Konflikts, den er beschrieben hatte – ich hatte hier nun die physische Analogie der gewünschten Welt erreicht und mußte mit der existierenden Situation fertig werden.
    Im Lager herrschte ein angenehmer Geruch nach Mensch und Tier, nach Holzrauch, gebratenem Fleisch, Leder und Öl. All dies vermengte sich im Feuerschein, wo die Männer sich unterhielten, Waffen schliffen, ihre Ausrüstung reparierten, aßen, spielten, schliefen, tranken – und uns beobachteten, wie wir unsere Pferde mitten durch das Lager führten und uns einem fast in der Mitte gelegenen Trio zerschlissener Zelte näherten. Die Sphäre des Schweigens um uns wurde immer größer, je weiter wir vordrangen.
    Vor dem zweitgrößten Zelt hielt man uns an, und einer unserer Wächter sprach mit einem Posten, der vor dem Zelt auf und ab ging. Der Mann schüttelte mehrmals den Kopf und deutete auf das größte Zelt. Das Gespräch dauerte einige Minuten, ehe unser Wächter zu uns zurückkehrte und mit seinem Begleiter sprach, der links von uns wartete. Schließlich nickte unser Begleiter und kam auf mich zu, während die anderen vom nächstgelegenen Lagerfeuer einen Mann herbeiriefen.
    »Die Offiziere halten im Zelt des Protektors eine Versammlung ab«, sagte er. »Wir werden Eure Pferde anbinden und grasen lassen. Nehmt die Sättel ab und legt sie hierhin. Ihr müßt warten. Später wird der Hauptmann Euch rufen lassen.«
    Ich nickte, und wir machten uns daran, unsere Besitztümer abzuschnallen und die Pferde trockenzureiben. Ich tätschelte Star am Hals und sah zu, wie ein kleiner humpelnder Mann ihn und Ganelons Feuerdrachen zu den anderen Pferden führte. Dann ließen wir uns auf unseren Bündeln nieder und warteten. Einer der Posten brachte uns heißen Tee und erhielt dafür eine Pfeifenfüllung von meinem Tabak. Anschließend zogen sich die beiden Wächter ein Stück zurück.
    Ich beobachtete das große Zelt, trank meinen Tee und dachte an Amber und den kleinen Nachtclub in der Rue de Char et Pain in Brüssel, auf jener Schatten-Erde, die solange meine Heimat gewesen war. Sobald ich mir das Juweliersrouge beschafft hatte, das ich brauchte, wollte ich nach Brüssel zurückkehren, um noch einmal Geschäfte zu machen mit den Händlern der Waffenbörse. Meine Bestellung war kompliziert und teuer, das war mir klar, denn sie setzte voraus, daß ein Munitionsfabrikant einen speziellen Herstellungsgang für mich einrichtete. Auf jener Erde hatte ich dank meiner zeitweiligen militärischen Tätigkeit außer Interarmco noch andere Verbindungen, und ich nahm an, daß mich die Beschaffung des Gewünschten nur einige Monate kosten würde. Ich begann mich mit den Einzelheiten zu befassen, und die Zeit verging fast unbemerkt.
    Nach etwa anderthalb Stunden gerieten die Schatten des großen Zelts in Bewegung. Es dauerte aber noch mehrere Minuten, bis die

Weitere Kostenlose Bücher