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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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immerhin die größte Bevölkerungskonzentration darstellte in diesem Land, das meinem Avalon ähnelte. Die Stadt trug denselben Namen, und mehrere hunderttausend Menschen lebten und arbeiteten hier. Etliche Silbertürme fehlten, und der Fluß durchschnitt die Stadt weiter südlich in einem etwas anderen Winkel, nachdem er sich seither um das Zehnfache verbreitert hatte. Rauch stieg auf von den Schmieden und Schänken, leicht bewegt in der Brise aus dem Süden; die Menschen bewegten sich zu Fuß, im Sattel oder auf dem Bock von Wagen oder Kutschen durch die schmalen Straßen, betraten und verließen Läden, Herbergen, Häuser; Vogelscharen wirbelten durcheinander, stießen hinab und stiegen wieder auf über den Plätzen, wo Pferde angebunden waren; bunte Wimpel und Banner regten sich, Wasser schimmerte, Dunst lag in der Luft. Ich war zu weit entfernt, um Stimmen zu hören oder das Klappern, Hämmern, Sägen, Rasseln und Quietschen; nur ein sehr vages Summen schlug an mein Ohr. Zwar vermochte ich keine individuellen Düfte auszumachen, doch als Blinder hätte ich schon am Geruch bemerkt, daß eine Stadt ganz in der Nähe lag.
    Der Anblick erfüllte mein Herz mit einer gewissen Nostalgie, mit der vagen Sehnsucht nach jenem Ort, der genauso hieß wie diese Stadt, der aber in einem Schatten-land der Vergangenheit untergegangen war, ein Ort, an dem das Leben so einfach und ich glücklicher gewesen war als in diesem Augenblick.
    Doch man lebt nicht so lange wie ich, ohne jene besondere Erkenntnisfähigkeit, die naive Gefühle im Entstehen erfaßt und im allgemeinen verhindert, daß Sentimentalitäten aufkommen.
    Die damalige Zeit war vorbei und erledigt, und mein Streben zielte jetzt voll und ganz auf Amber ab. Ich zog das Pferd herum und setzte meinen Weg nach Süden fort. Der Wunsch zu siegen regte sich stärker in mir. Amber, ich vergesse dich nicht ...
    Die Sonne wurde zu einem grellen Wundmal über meinem Kopf, und der Wind begann mich zu umtosen. Der Himmel wurde immer gelber und strahlender, bis ich den Eindruck hatte, als erstrecke sich über mir eine Wüste von Horizont zu Horizont. Die Hügel wurden zum Tiefland hin felsiger und boten sich den Blicken in windgeformten Skulpturen von grotesker Gestalt und düsterer Färbung dar. Als ich die Vorberge verließ, hüllte mich ein Sandsturm ein, so daß ich das Gesicht in meinem Mantel verbergen und die Augen zu Schlitzen zusammenkneifen mußte. Star wieherte, schnaubte mehrmals, mühte sich weiter. Sand, Felsbrocken, Wind, und das Orangerot des Himmels vertiefte sich, eine düstere Wolkengruppe, auf die sich die Sonne zubewegte.
    Dann lange Schatten, das Ersterben des Windes, Ruhe ... Nur das Klappern der Hufe auf dem Gestein und die Geräusche der Atemzüge ... Dämmerung, als Sonne und Wolken zusammentreffen ... Die Grundfesten des Tages, von Donner erschüttert ...
    Ferne Objekte in unnatürlicher Deutlichkeit sichtbar ... Ein kaltes, blaues, elektrisierendes Gefühl in der Luft ... Wieder Donner ...
    Jetzt ein wogender, glasiger Vorhang zu meiner Rechten, der Regen, der Regen, der auf mich zukommt ... Blaue Bruchstellen in den Wolken ... Die Temperatur im Absinken, unsere Schritte gleichmäßig, die Welt ein einfarbiger Hintergrund ...
    Dröhnender Donner, grellweißes Blitzen, der Vorhang, der nach uns greifen will ... Zweihundert Meter ... dann hundertundfünfzig ... genug!
    Die untere Kante des Vorhangs pflügt, furcht sich schäumend dahin ... Der feuchte Erdgeruch ... Das Wiehern Stars ... Ein Voranstürmen ...
    Kleine Wasserrinnsale, die sich vorwagen, einsinken, den Boden beflecken ... Zuerst schlammig blubbernd, dann dahinrinnend ... und schon ein gleichmäßiger Strom ... Ringsum kleine plätschernde Bäche ...
    Vor uns eine Anhöhe, und Stars Muskeln spannen und entspannen, spannen und entspannen sich unter mir, während er die Spalten und Wasserläufe überspringt, sich durch die dahinrasende Wasserwand stürzt und den Hang erreicht, mit funkensprühenden Hufen auf Felsgestein, während wir höher klettern, während die Stimme des gurgelnden, dahinschäumenden Stroms zu einem gleichmäßigen Tosen absinkt ...
    Immer höher und schließlich Trockenheit, eine kurze Pause, um die Säume meines Umhangs auszuwringen ... Unter und rechts von uns leckt ein graues, sturmzerzaustes Meer am Fuß der Klippe, auf der wir halten ...
    Ins Binnenland nun, auf die Kleefelder und den Abend zu, das Dröhnen der Brandung im Rücken ...
    Die Verfolgung von Sternschnuppen

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