Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
mit dem nutzlosen Stahl von Klingen. Wie eine Ameise panzerst du deine Behausung mit Staub. Du weißt jetzt, daß du nicht sicher leben kannst, solange ich lebe, und ich habe dir versprochen, daß ich zurückkehren werde. Ich komme, Eric! Ich bringe Waffen aus Avalon, und ich werde deine Tore niedertreten und deine Verteidiger auslöschen. Und dann wird es so sein wie schon einmal vor langer Zeit, eine Minute lang, ehe deine Männer dich retteten. An jenem Tage holte ich mir nur wenige Tropfen deines Blutes. Diesmal soll es alles sein.
    Ich scharrte einen weiteren Rohdiamanten frei, etwa den sechzehnten, und schob ihn in den Beutel an meinem Gürtel.
    Während ich auf die untergehende Sonne starrte, dachte ich an Benedict, Julian und Gérard. Was für eine Verbindung bestand zwischen diesen Männern? Wie immer sie aussah – jede Interessenverbindung, die Julian einschloß, war mir zuwider. Gérard war in Ordnung. Ich hatte ruhig einschlafen können damals im Lager, als ich mir vorstellte, daß sich Benedict mit ihm in Verbindung gesetzt hatte. Doch wenn er jetzt mit Julian verbündet war, lag hier ein Grund zur Besorgnis. Wenn mich ein Mensch noch mehr haßte als Eric, dann Julian. Wenn er erfuhr, wo ich steckte, war ich in großer Gefahr. Für eine Konfrontation war ich noch nicht gerüstet.
    Vermutlich hätte Benedict einen moralischen Grund gefunden, mich in diesem Augenblick zu verraten. Schließlich wußte er, daß mein Tun darauf gerichtet war, Unruhe nach Amber zu tragen – und er wußte sehr wohl, daß ich etwas im Schilde führte. Ich vermochte seine Einstellung sogar zu verstehen. Ihm ging es in erster Linie um die Erhaltung des Reiches. Im Gegensatz zu Julian war er ein Mann mit Prinzipien, und ich bedauerte es, nicht auf seiner Seite zu stehen. Ich konnte nur hoffen, daß mein Coup so schnell und schmerzlos ablaufen würde wie eine Zahnziehung bei Betäubung und daß wir dann hinterher wieder am selben Strang ziehen konnten. Nachdem ich nun Dara kennengelernt hatte, wünschte ich mir dies auch um ihretwillen.
    Er hatte mir zu wenig verraten. Ich wußte einfach nicht, ob er die ganze Woche über im Feld bleiben wollte oder ob er sich womöglich schon mit Streitkräften Ambers zusammengetan hatte, um mir eine Falle zu stellen, um mein Gefängnis zu mauern, um mein Grab auszuheben. Ich mußte mich beeilen, so gern ich noch in Avalon verweilt hätte.
    Ich beneidete Ganelon, der jetzt in irgendeinem Gasthaus oder Freudenhaus trank, hurte oder kämpfte oder in den Bergen jagte. Er war zu Hause. Sollte ich ihn seinen Vergnügungen überlassen, obwohl er sich erboten hatte, mich nach Amber zu begleiten? Doch nein, bei meinem Verschwinden würde man ihn verhören, ihm Schlimmes antun, wenn Julian in der Sache steckte – und dann war es nicht mehr weit bis zu dem Augenblick, da er in dem Land, das er für seine Heimat hielt, als Ausgestoßener gelten würde – wenn man ihn überhaupt am Leben ließ. Daraufhin würde er sich zweifellos wieder außerhalb des Gesetzes stellen, und dieses dritte Mal mochte sein Verderben sein. Nein, ich wollte meine Versprechen halten. Er sollte mich begleiten, wenn er das noch immer mochte. Wenn er seinen Entschluß geändert hatte, nun ... Ich beneidete ihn sogar um die Aussicht auf ein gesetzloses Dasein in Avalon. Zu gern wäre ich noch länger geblieben, um mit Dara durch die Berge zu reiten, um über Land zu reisen, auf den Flüssen zu fahren ...
    Ich dachte an das Mädchen. Das Wissen um ihre Existenz ließ das Bild doch etwas anders aussehen. Das Ausmaß dieser Veränderung war mir allerdings nicht ganz bewußt. Trotz unserer starken Haßgefühle und kleinkrämerischen Auseinandersetzungen sind wir Geschwister aus Amber doch ziemlich familienbewußt, stets interessiert an Neuigkeiten über die anderen, bestrebt, die Position der übrigen Familienmitglieder im wechselhaften Bild des Geschehens zu kennen. So mancher Austausch von Klatschgeschichten hat zwischen uns einen entscheidenden Schlag verzögert. Zuweilen vergleiche ich uns im Geiste mit einer Gruppe boshafter alter Damen in einem Altersheim, die ein abgefeimtes Hindernisrennen veranstalten.
    Ich vermochte Dara in das große Ganze nicht einzuordnen, da sie selbst nicht wußte, wohin sie gehörte. Oh, mit der Zeit würde sie das schon lernen. Sobald ihre Existenz sich herumsprach, würde sie hervorragende Lehrer finden. Nachdem ich sie nun auf ihre Einzigartigkeit aufmerksam gemacht hatte, war es nur eine Sache der

Weitere Kostenlose Bücher