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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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verhallende Worte
:
    »Amber muß vernichtet werden!«
    Hinter der Maske war kein Gesicht. Dahinter war überhaupt nichts.
    Das Gewand der Frau sank schlaff über meinen Arm. Sie oder es – oder was immer es war – war verschwunden.
    Ich machte hastig kehrt und sah Ganelon am Rand der schwarzen Fläche liegen. Seine Beine waren in unnatürlicher Haltung verdreht. Seine Klinge hob und senkte sich langsam, doch ich vermochte nicht zu erkennen, mit was er kämpfte. Ich eilte zu ihm.
    Das lange schwarze Gras, das ich übersprungen hatte, lag um seine Knöchel und Unterschenkel. Während er sich freizuhacken versuchte, wippten andere Grashalme hin und her, als wollten sie seinen Schwertarm einfangen. Es war ihm gelungen, sein rechtes Bein teilweise zu befreien, und ich beugte mich vor und vermochte seine Arbeit zu vollenden.
    Dann trat ich außer Reichweite der Gräser hinter ihn und warf die Maske fort, die ich, wie ich in diesem Augenblick erkannte, noch immer umklammert hielt. Sie fiel innerhalb der schwarzen Fläche zu Boden und begann sofort zu glimmen.
    Ich packte Ganelon unter den Armen und versuchte ihn fortzuzerren. Das Gras widersetzte sich, doch ich riß ihn los. Ich schleppte ihn über das restliche Gras, das uns von der friedlicheren grünen Abart am Straßenrand trennte.
    Er kam wieder auf die Füße, mußte sich aber noch schwer auf mich stützen. Er bückte sich und beklopfte seine Beine.
    »Betäubt«, sagte er. »Mir sind die Beine eingeschlafen.«
    Ich half ihm zum Wagen zurück. Er klammerte sich am Wagenkasten fest und begann mit den Füßen aufzustapfen.
    »Es kribbelt!« verkündete er. »Ich habe langsam wieder Gefühl darin ... autsch!«
    Schließlich humpelte er zum vorderen Teil des Wagens. Ich half ihm auf den Kutschbock und folgte ihm.
    »Das ist schon besser«, seufzte er. »Meine Füße kommen langsam wieder zu sich. Das Zeug hat mir förmlich die Kraft aus den Beinen gesogen – und aus dem Rest meines Körpers. Was war los?«
    »Unser schlechtes Omen hat sein Versprechen wahrgemacht.«
    »Was nun?«
    Ich ergriff die Zügel und löste die Bremse.
    »Wir fahren hinüber«, sagte ich trotzig. »Ich muß mehr über diese Erscheinung erfahren. Haltet Eure Klinge bereit.«
    Er knurrte etwas vor sich hin und legte sich die Waffe über die Knie. Den Pferden gefiel mein Kommando gar nicht, doch als ich ihre Flanken mit der Peitsche tätschelte, setzten sie sich in Bewegung.
    Wir erreichten das schwarze Territorium, und mir war, als wären wir plötzlich in eine Wochenschau aus dem Zweiten Weltkrieg geraten. Vage, doch ganz in der Nähe, düster, deprimierend, bedrückend. Selbst das Quietschen des Wagens und der Hufschlag klangen irgendwie gedämpft, schienen plötzlich aus der Ferne zu kommen. In meinen Ohren setzte ein schwaches, nachdrückliches Klingen ein. Das Gras am Straßenrand bewegte sich, wenn wir vorbeifuhren, doch ich achtete darauf, den Halmen nicht zu nahe zu kommen. Wir durchquerten mehrere Nebelfelder. Obwohl sie geruchlos waren, vermochten wir kaum darin zu atmen. Als wir uns dem ersten Hügel näherten, begann ich mit der Verschiebung, die uns durch die Schatten bringen sollte.
    Wir umrundeten den Hügel.
    Nichts.
    Die düstere Höllenszene hatte sich nicht verändert.
    Da wurde ich wütend. Aus dem Gedächtnis zeichnete ich das Muster auf und hielt es mir flammend vor das innere Auge. Und wieder probierte ich eine Verschiebung.
    Sofort begann mein Kopf zu schmerzen. Von der Stirn bis zum Hinterkopf schoß ein Schmerz und verharrte dort wie ein glühender Draht. Aber das stachelte meinen Zorn nur noch mehr an und verstärkte meine Bemühungen, die schwarze Straße im Nichts verschwinden zu lassen.
    Die Umgebung verschwamm. Der Nebel verdichtete sich, wallte in Schwaden über die Straße. Die Umrisse wurden undeutlich. Ich schüttelte die Zügel, und die Pferde griffen schneller aus. In meinem Kopf begann es zu dröhnen, als wollte mir der Schädel zerspringen.
    Statt dessen zersprang sekundenlang alles andere ...
    Der Boden erbebte, begann da und dort Risse zu zeigen
    – aber es war mehr als nur das. Durch alles schien ein plötzliches Zucken zu gehen, und die Risse waren nicht nur bloße Bruchstellen im Boden. Es war, als habe jemand gegen einen Tisch getreten, auf dem sich ein lose zusammengelegtes Puzzle befunden hatte. Lücken erschienen in der ganzen Szene: hier ein grüner Stamm, dort ein Wasserflirren, die Ecke eines blauen Himmels, absolute Schwärze, ein weißes

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