Die Prinzen von Amber
stärker.
Dann noch eine Wegbiegung, und der Ausgang lag voruns, eine breite niedrige Öffnung in den Tag. Wir mußtendie Köpfe einziehen, als wir unter dem ausgezackten Überhang hindurchfuhren.
Wir hüpften und tanzten über einen Vorsprung aus moosbedecktem Gestein und schauten schließlich auf ein Kiesbett hinab, das sich wie eine Sensenspur über den Hang zog und zwischen Riesenbäumen unter uns verschwand. Ich schnalzte mit der Zunge, trieb die Pferde von neuem an.
»Die Tiere sind sehr müde«, bemerkte Ganelon.
»Ich weiß. Sie können bald ausruhen – so oder so.«
Der Kies knirschte unter unseren Rädern. Die Bäume dufteten angenehm.
»Habt Ihr es bemerkt? Dort unten, zur Rechten?«
»Was ...?« begann ich und wandte den Kopf. »Oh«, sagte ich dann.
Die widerliche schwarze Straße war noch immer neben uns, etwa eine Meile entfernt.
»Durch wie viele Schatten zieht sie sich?« fragte ich.
»Offenbar durch alle«, meinte Ganelon.
Grimmig schüttelte ich den Kopf. »Hoffentlich nicht.«
Und wir fuhren in die Tiefe, unter einem blauen Himmel und einer goldenen Sonne, die sich ganz normal dem Westen entgegensenkte.
»Ich hatte beinahe Angst, die Höhle zu verlassen«, sagte Ganelon nach einer Weile. »Was hätte uns hier draußen nicht alles auflauern können!«
»Die Pferde machen nicht mehr lange mit. Ich muß die Sache abschließen. Wenn wir vorhin Benedict gesehen haben, muß sein Pferd in ausgezeichneter Verfassung sein. Er hat es ziemlich stark angetrieben. Und dann all die Hindernisse ... Ich glaube, er ist zurückgefallen.«
»Vielleicht kennt sich das Tier mit solchen Hindernissen aus«, sagte Ganelon, während wir knirschend in eine Rechtskurve fuhren und der Höhlenschlund unseren Blikken entschwand.
»Die Möglichkeit besteht natürlich«, sagte ich, dachte an Dara und fragte mich, was sie in diesem Augenblick wohl machte.
Allmählich kamen wir immer tiefer, dabei schoben wir uns langsam und unmerklich durch die Schatten. Der Weg führte immer mehr nach rechts, und ich fluchte, als ich erkannte, daß wir uns wieder der schwarzen Straße näherten.
»Verdammt! Das Ding ist ja so aufdringlich wie ein Versicherungsvertreter!« sagte ich, und mein Zorn schlug in eine Art Haß um. »Im geeigneten Augenblick werde ich das Ding vernichten!«
Ganelon antwortete nicht. Er trank gerade einen großen Schluck Wasser. Dann reichte er mir die Flasche, und ich tat es ihm nach.
Schließlich erreichten wir ebenes Terrain, und wie bisher krümmte und wand sich der Weg beim geringsten Anlaß. Ich gab den Pferden die Zügel frei. Hier mußte sogar ein berittener Verfolger das Tempo mäßigen.
Etwa eine Stunde später ließ meine Spannung nach, und wir machten Rast, um zu essen. Wir waren gerade fertig, als Ganelon – der unentwegt den Berg beobachtete – aufstand und die Hand über die Augen legte.
»Nein!« sagte ich und sprang auf. »Ich glaube es einfach nicht!«
Ein einsamer Reiter war aus der Höhle gekommen. Ich sah, wie er einen Augenblick zögerte und dann unserem Weg folgte.
»Was jetzt?« fragte Ganelon.
»Wir suchen unsere Sachen zusammen und fahren weiter. Auf diese Weise können wir das Unvermeidliche vielleicht noch ein Weilchen hinausschieben. Ich brauche noch etwas Zeit zum Nachdenken.«
Und wieder rollten wir dahin, noch immer in einem gemächlichen Tempo, das so gar nicht zur Hast meiner Gedanken paßte. Es mußte eine Möglichkeit geben, ihn aufzuhalten! Wenn möglich, ohne ihn umzubringen!
Doch mir fiel nichts ein.
Abgesehen von der schwarzen Straße, die sich wieder einmal heranschlängelte, war es ein herrlicher Nachmittag an einem wunderschönen Ort. Es war eine Schande, diese Erde mit Blut zu beflecken, besonders wenn es mein eigenes Blut sein sollte. Obwohl Benedict die Klinge nur noch links führen konnte, hatte ich Angst, ihm gegenüberzutreten. Ganelon konnte mir da gar nichts nützen. Benedict würde kaum Notiz von ihm nehmen.
An der nächsten Kurve schob ich uns weiter durch die Schatten. Gleich darauf stieg mir schwacher Rauchgeruch in die Nase. Wieder nahm ich eine leichte Verschiebung vor.
»Er kommt schnell näher!« verkündete Ganelon. »Ich habe ihn eben noch gesehen, wie er ... Da steigt Rauch auf! Flammen! Der Wald brennt!«
Ich lachte und blickte zurück. Die Hälfte des Hangs war unter Rauchwolken verborgen, und ein orangerotes Phantom raste durch das Grün, und erst in dieser Sekunde erreichte das Krachen und Knistern meine Ohren. Aus eigenem
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