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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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mich beinahe aufgespießt hätte. »Ich habe in letzter Zeit niemanden getötet. Jedenfalls nicht in Avalon.«
    Wieder ein dumpfer Laut, und der Baumstamm stürzte auf mich zu. Ich brachte mich in Sicherheit und wich, seine Schläge abwehrend, zurück.
    »Mörder!« sagte er wieder.
    »Ich verstehe nicht, was das soll, Benedict!«
    »Lügner!«
    Nun endlich blieb ich stehen und verteidigte meine Position. Verdammt! Es war so sinnlos, für etwas zu sterben, das gar nicht stimmte. Ich ripostierte, so schnell ich konnte, suchte überall nach einer Ansatzmöglichkeit. Doch die gab
    es nicht.
    »Dann sag´s mir wenigstens!« rief ich. »Bitte!«
    Doch er schien nicht mehr reden zu wollen. Er bedrängte mich, und ich mußte erneut zurückweichen. Es war, als versuchte ich mit einem Gletscher zu kämpfen. Mit der Zeitfestigte sich meine Überzeugung, daß er den Verstand verloren hatte – was mir allerdings nicht im geringsten weiterhelfen konnte. Bei jedem anderen hätte der Wahnsinn die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt. Doch Benedict hatte im Laufe der Jahrhunderte seine Reflexe perfektioniert.
    Unbarmherzig trieb er mich zurück. Ich duckte mich zwischen den Bäumen hindurch, und er hieb sie nieder und bedrängte mich weiter. Ich machte den Fehler anzugreifen und vermochte seine Gegenattacke erst im letzten Augenblick von meiner Brust abzulenken. Ich kämpfte eine Woge der Panik nieder, als ich erkannte, daß er mich auf den Rand der Baumgruppe zutrieb. Bald hatte er mich im Freien, wo ihn keine Bäume mehr behinderten.
    Meine Aufmerksamkeit war so total auf ihn gerichtet, daß ich die Störung von außen erst mitbekam, als es zu spät war.
    Mit lautem Schrei sprang Ganelon von irgendwo herbei, legte die Arme um Benedict und hielt seinen Schwertarm fest.
    Selbst wenn ich es wirklich gewollt hätte – es fehlte mir in diesem Augenblick die Gelegenheit, ihn zu töten. Er war zu schnell, und Ganelon kannte die Kräfte dieses Mannes nicht.
    Benedict wendete sich nach rechts und brachte Ganelon auf diese Weise zwischen sich und mich. Gleichzeitig ließ er seinen Armstumpf wie einen Knüppel herum wirbeln und traf Ganelon an der linken Schläfe. Dann zerrte er den linken Arm frei, packte Ganelon am Gürtel, riß ihn von den Füßen und schleuderte ihn in meine Richtung. Als ich zur Seite trat, bückte er sich, nahm die Waffe wieder auf, die vor ihm niedergefallen war, und griff erneut an. Ich hatte kaum Zeit für einen Blick nach hinten, wo Ganelon zehn Fuß entfernt zu Boden gegangen war.
    Ich parierte und setzte meinen Rückzug fort. Ich hattenur noch einen Trick im Ärmel, und es betrübte mich, daß Amber seines rechtmäßigen Herrschers beraubt sein würde, wenn der Versuch mißlang.
    Es ist irgendwie schwieriger, mit einem guten Linkshänder zu kämpfen als mit einem guten Rechtshänder; dieser Umstand wirkte sich zusätzlich gegen mich aus. Doch ich mußte einen kleinen Versuch wagen. Ich mußte etwas ausprobieren, auch wenn ich damit ein Risiko einging.
    Ich machte einen großen Schritt zurück, entfernte mich vorübergehend aus seiner Reichweite. Dann beugte ich mich vor und griff an. Der Zug war sorgfältig überlegt und wurde sehr schnell vorgetragen.
    Ein unerwartetes Ergebnis, das sicher zum Teil auf Glück beruhte, war der Umstand, daß ich ihn tatsächlich traf, allerdings nicht dort, wo ich wollte. Einen Augenblick lang rutschte Grayswandir über eine seiner Paraden und traf ihn am linken Ohr. Dies machte ihn vorübergehend langsamer, doch die Verwundung war minimal und führte sogar dazu, daß er sich noch intensiver einsetzte. Obwohl ich weiter angriff, kam ich einfach nicht mehr durch. Es war nur ein kleiner Schnitt, doch das Blut trat ihm aus dem Ohrläppchen und rann tropfenweise herab.
    Nun kam der gefährliche Teil, doch ich mußte es wagen. Ich bot ihm eine kleine Chance, nur einen Sekundenbruchteil lang – wußte ich doch, daß er die Möglichkeit sofort ausnutzen würde.
    Das tat er auch, und ich parierte im letzten Augenblick. Ungern erinnere ich mich daran, wie nahe seine Klingen-spitze meinem Herzen kam.
    Dann gab ich erneut nach, wich zurück, verließ rückwärts die Baumgruppe. Parierend und mich zurückziehend bewegte ich mich an Ganelon vorbei, der am Boden lag. Ich gab weitere fünfzehn Fuß nach, defensiv und konservativ kämpfend.
    Dann offerierte ich Benedict eine zweite Möglichkeit.
    Wie schon einmal griff er an, und ich vermochte ihn noch einmal abzuwehren. Nun verstärkte er

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