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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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haben.«
    »Und die anderen nicht?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ich möchte dir nur sagen, daß mich die Antwort auf diese Fragen ebenfalls interessiert – wenn du jemals in die Lage kommst, mir von allem erzählen zu können ...«
    »Ich werde daran denken«, sagte ich.
    »Ja«, meinte er. »Aber ich weiß nicht recht ... Ich habe so ein seltsames Gefühl, als ob ich dich nie wiedersehen würde. Es ist, als spielte ich eine Nebenrolle in einem gewaltigen Drama; wie ein Mann, der von der Bühne gefegt wird, ohne zu erfahren, wie das Stück zu Ende geht.«
    »Ich kann mir das Gefühl vorstellen«, sagte ich. »Wenn ich manchmal an meine Rolle denke, möchte ich den Autor am liebsten umbringen. Doch sieh es einmal so: Hintergrundsgeschichten erfüllen selten die in sie gesetzten Erwartungen. Meistens handelt es sich um miese kleinkarierte Dinge, die sich auf die niedersten Beweggründe zurückführen lassen. Vermutungen und Illusionen sind oft der bessere Teil.«
    Er lächelte.
    »Du redest wie immer«, sagte er, »doch erinnere ich mich an Augenblicke, da du der Ehrlichkeit zugetan warst. Mehrfach sogar ...«
    »Wie sind wir nur von den Spuren im Schnee auf mich gekommen?« fragte ich. »Ich wollte dir gerade sagen, daß ich das Haus auf dem Weg betreten habe, auf dem ich es dann wieder verließ. Mein Abgang hat offenbar die Spuren meiner Ankunft ausgelöscht.«
    »Nicht schlecht«, sagte er und lächelte. »Und dein Angreifer ist derselben Route gefolgt?«
    »Muß er wohl.«
    »Ziemlich gut«, sagte er. »Du verstehst es, Zweifel auszusäen. Trotzdem habe ich das Gefühl, daß die Beweise hier auf etwas Unheimliches schließen lassen.«
    »Auf etwas Unheimliches? Nein. Eher etwas Seltsames. Das ist eine Frage der Interpretation.«
    »Oder des Ausdrucks. Hast du den Polizeibericht über deinen Unfall gelesen?«
    »Nein. Du?«
    »Ja. Was wäre, wenn die Sache mehr als seltsam wäre? Gestehst du mir dann den Ausdruck zu, den ich gebraucht habe –›unheimlich‹?«
    »Also schön.«
    »... und beantwortest du mir eine Frage?«
    »Ich weiß nicht ...«
    »Ein einfaches Ja oder Nein. Das ist alles.«
    »Also gut – abgemacht. Was stand in dem Bericht?«
    »Aus dem Bericht ging hervor, daß der Unfall der Polizei gemeldet wurde und ein Streifenwagen die Stelle aufsuchte. Die Beamten entdeckten dort einen seltsam gekleideten Mann, der im Begriff war, dir Erste Hilfe zu leisten. Er sagte aus, er habe dich aus dem völlig zertrümmerten Wagen im See gezogen. Dies erschien glaubhaft, da er ganz durchnäßt war. Durchschnittlich groß, schmal gebaut, rotes Haar. Er trug einen grünen Anzug, der nach Aussage eines Beamten in einen Robin-Hood-Film gepaßt hätte. Er weigerte sich, seine Personalien anzugeben, die Beamten zu begleiten oder irgendeine Aussage zu machen. Als die Polizisten darauf bestanden, stieß er einen Pfiff aus, woraufhin ein weißes Pferd herbeitrabte. Er sprang auf und ritt im Galopp davon. Dann hat man ihn nicht mehr gesehen.«
    Ich lachte. Es tat weh, doch ich konnte nicht anders,
    »Ich will verdammt sein!« rief ich. »Endlich ergeben die Dinge einen Sinn.«
    Bill starrte mich einen Augenblick lang stumm an. »Wirklich?« fragte er dann.
    »Ja, ich glaube schon. Vielleicht hat es sich gelohnt, verwundet zu werden und hierher zurückzukehren – allein wegen der Dinge, die ich heute erfahren habe.«
    »Du hast die beiden Dinge in seltsamer Reihenfolge aufgeführt«, sagte er und rieb sich das Kinn.
    »Ja, das ist richtig. Doch ich beginne jetzt eine Art Ordnung zu erkennen, wo mir vorher überhaupt nichts klar war.«
    »Und das alles wegen eines Kerls auf einem Schimmel?«
    »Zum Teil, zum Teil ... Bill, ich werde hier bald verschwinden.«
    »So schnell kommst du hier nicht raus.«
    »Trotzdem – die Papiere, von denen du gesprochen hast ... ich glaube, ich sollte sie lieber schon heute unterschreiben.«
    »Na schön. Ich lasse sie dir später bringen. Aber mach keine Dummheiten!«
    »Ich werde von Sekunde zu Sekunde vorsichtiger«, erwiderte ich. »Das darfst du mir glauben.«
    »Na, hoffentlich«, sagte er, ließ seinen Aktenkoffer zuschnappen und stand auf. »Also ruh dich aus. Ich schaffe die Probleme mit dem Arzt aus der Welt und schicke heute noch die Unterlagen herüber.«
    »Nochmals vielen Dank.«
    Ich schüttelte ihm die Hand.
    »Übrigens«, sagte er. »Du wolltest mir eine Frage beantworten.«
    »Ach ja. Und die lautet?«
    »Bist du ein Mensch?« fragte er,

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