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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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weh, wo ich nicht verwundet bin, Random. Versuch dir lieber zu überlegen, wie der Angreifer in mein Zimmer gekommen ist.«
    »Das Wandpaneel?«
    »Das ist von innen her verriegelt. Ich achte neuerdings darauf. Und das Türschloß ist neu und voller Tricks.«
    »Ich hab´s! Doch meine Lösung setzt einen Familienangehörigen voraus.«
    »Sag schon!«
    »Jemand war willens, sich seelisch zu engagieren und noch einmal im Schnellgang durch das Muster zu eilen, um dich zu erwischen. Der Betreffende ging nach unten, bewältigte das Muster, ließ sich in dein Zimmer versetzen und griff an.«
    »Das wäre die Lösung – bis auf eine Kleinigkeit. Wir haben das Wohnzimmer ziemlich dicht hintereinander verlassen. Der Angriff ist nicht später am Abend erfolgt, sondern unmittelbar nach meinem Eintreten. Ich glaube nicht, daß einer von uns genug Zeit hatte, um in die Tiefe zu steigen und dann auch noch das Muster zu bewältigen. Der Angreifer wartete bereits auf mich. Wenn es einer von uns war, muß er auf anderem Wege zu dir eingedrungen sein.«
    »Dann hat er dein Schloß geknackt, trotz der Tricks.«
    »Möglich«, sagte ich, als wir den nächsten Treppenabsatz erreichten und unseren Weg fortsetzten. »Wir machen noch einmal Pause an der Ecke, damit ich die Bibliothek ohne Hilfe betreten kann.«
    »Klar.«
    Und das taten wir. Ich nahm mich zusammen, hüllte mich völlig in den Mantel ein, straffte die Schultern, trat vor und klopfte an die Tür.
    »Augenblick!« Gérards Stimme.
    Schritte, die sich der Tür näherten ...
    »Wer ist da?«
    »Corwin«, sagte ich. »Random ist bei mir.«
    Ich hörte ihn über die Schulter rufen: »Möchtest du Random auch sprechen?« Und vernahm ein leises »Nein« als Antwort.
    Die Tür ging auf.
    »Nur du, Corwin«, sagte Gérard.
    Ich nickte und wandte mich an Random.
    »Später«, sagte ich zu ihm.
    Er erwiderte mein Nicken und verschwand in der Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich betrat die Bibliothek.
    »Öffne deinen Mantel, Corwin!« befahl Gérard.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Brand, und ich hob den Kopf und sah, daß er mit etlichen Kissen im Rücken aufrecht auf der Couch saß und mich mit gelben Zähnen anlächelte.
    »Tut mir leid, wenn ich nicht so vertrauensselig bin wie Brand«, sagte Gérard. »Ich habe aber keine Lust, meine Arbeit zunichte zu machen. Laß mich nachsehen.«
    »Ich habe gesagt, daß das nicht nötig ist«, wiederholte Brand. »Er war nicht der Mann mit dem Dolch.«
    Gérard wandte sich hastig um.
    »Woher weißt du das?« fragte er.
    »Weil ich weiß, wer es getan hat! Sei kein Dummkopf, Gérard. Ich hätte ihn bestimmt nicht kommen lassen, wenn ich Grund hätte, ihn zu fürchten.«
    »Du warst bewußtlos, als ich dich herüberholte. Du kannst gar nicht wissen, wer es war.«
    »Weißt du das genau?«
    »Nun ... Warum hast du es mir denn nicht gesagt?«
    »Ich habe meine Gründe, gute Gründe. Ich möchte jetzt mit Corwin allein sprechen.«
    Gérard senkte den Kopf.
    »Hoffentlich hast du dir im Delirium nichts vorgemacht«, sagte er. Er ging zur Tür und öffnete sie. »Ich bleibe in Rufweite«, fügte er hinzu und schloß sie hinter sich.
    Ich trat näher. Brand hob den Arm, und ich ergriff seine Hand.
    »Es freut mich, daß du zurück bist«, sagte er.
    »Ebenfalls«, erwiderte ich und setzte mich auf Gérards Stuhl; ich mußte mir große Mühe geben, mich nicht hineinfallen zu lassen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich.
    »In einer Beziehung ziemlich mies. Aber in anderer Hinsicht besser als seit vielen Jahren. Es ist alles relativ.«
    »Das gilt für die meisten Dinge.«
    »Nicht für Amber.«
    Ich seufzte.
    »Schon gut. Ich wollte nicht spezifisch werden. Was ist eigentlich passiert?«
    Sein Blick war intensiv. Er musterte mich; vielleicht suchte er nach etwas. Wonach? Vermutlich nach dem Stand meiner Erkenntnis. Oder genauer: Unkenntnis. Da Nichtvorhandenes schwer abzuschätzen war, gingen ihm seit seinem Erwachen sicher allerlei Gedanken durch den Kopf. Wenn ich ihn richtig einschätzte, interessierte er sich weniger für die Dinge, die ich kannte, als für die, die mir unbekannt waren. Er gedachte keine Information herauszurücken, die nicht unbedingt erforderlich war. Er wollte das unbedingte Minimum an Aufklärung berechnen, das er geben mußte, um sein Ziel zu erreichen. Kein Wort zuviel durfte gesprochen werden. So war er nun mal – und natürlich wollte er etwas von mir. Es sei denn ... In den letzten Jahren habe ich mich mehr als

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