Die Prinzen von Amber
Ich war zu dem Schluß gekommen, daß deine Rückkehr die Pläne aller Beteiligten über den Haufen werfen und mich lange genug aus meiner Klemme befreien würde, um eine Alternative zur derzeitigen Entwicklung zu finden. Erics Thronanspruch wäre wieder geschwächt worden, du hättest sofort eigene Anhänger gefunden, meine Gruppe hätte das Motiv für ihre ganze Aktion verloren – und ich nahm an, du würdest dich für meinen Anteil an der Entwicklung nicht undankbar zeigen. Aber dann flohst du aus dem Porter-Sanatorium, und nun wurde es wirklich kompliziert. Wie ich später erfuhr, suchten alle nach dir – aus unterschiedlichen Gründen. Meine ehemaligen Verbündeten hatten allerdingsein besonderes As im Ärmel. Sie erfuhren, was im Gange war, machten dich ausfindig und waren als erste am Ziel. Für sie gab es eine ganz einfache Methode, den Status Quo zu erhalten, bei dem sie weiterhin im Vorteil waren. Bleys gab die Schüsse ab, die dich und deinen Wagen in den See stürzen ließen. Ich traf gerade in diesem Moment ein. Bleys zog sich sofort zurück, denn es sah so aus, als hätte er ganze Arbeit geleistet. Doch ich zog dich aus dem Wasser, und es war noch genug Leben in dir, daß sich das Zusammenflicken lohnte. Im Rückblick muß ich sagen, daß es ziemlich frustrierend war, nicht zu wissen, ob meine Behandlung tatsächlich wirksam war – ob du als Corwin oder als Corey erwachen würdest. Und auch hinterher beschäftigte mich diese Frage ... Ich machte mich mit einem Höllenritt davon, als Hilfe eintraf. Einige Zeit später erwischten mich meine Verbündeten und steckten mich an den Ort, an dem du mich gefunden hast. Kennst du den Rest der Geschichte?«
»Nicht alles.«
»Dann unterbrich mich, sobald wir auf dem laufenden sind. Diesen Teil habe ich selbst erst später erfahren. Erics Mannen erfuhren von dem Unfall, brachten deinen Aufenthaltsort in Erfahrung und schafften dich in eine Privatklinik, wo du besser geschützt werden konntest. Um sich selbst zu schützen, ließen sie dich dort unter Betäubungsmittel setzen.«
»Warum sollte Eric mich beschützen, wo doch meine Gegenwart seine Pläne zunichte machte?«
»Inzwischen wußten sieben von uns, daß du noch am Leben warst. Das waren zu viele. Es war zu spät für das, was er am liebsten getan hätte. Noch immer lebte er mit Vaters Verdacht. Wenn dir etwas passiert wäre, während du in seiner Macht warst, hätte ihm das den Weg zum Thron endgültig versperrt. Wenn Benedict jemals davon erfuhr oder Gérard ... Nein, er hätte es nicht geschafft. Hinterher, ja. Vorher, nein. So schrieb ihm das allgemeineWissen um dein Überleben seine Handlungsweise vor. Er setzte seine Krönung an und beschloß, dich im Hintergrund zu halten, bis er auf dem Thron saß. Eine ausgesprochen voreilige Tat, doch ich wüßte nicht, wie er anders hätte handeln können. Was danach passiert ist, weißt du vermutlich, da du ja unmittelbar beteiligt warst.«
»Ich habe mich mit Bleys zusammengetan, als der gegen Amber vorrückte. Leider kein allzu glückliches Zusammenspiel.«
Er zuckte die Achseln.
»Oh, es hätte etwas daraus werden können – wenn ihr gesiegt hättet und wenn du Bleys irgendwie in Schach hättest halten können. Doch im Grunde hattest du keine Chance. Meine Kenntnis von den Motiven der beiden ist an diesem Punkt etwas ungenau, doch ich nehme an, daß der ganze Angriff im Grunde nur eine Finte war.«
»Wieso das?«
»Wie ich eben sagte – ich weiß es nicht. Immerhin hatten die beiden Eric dort, wo sie ihn haben wollten. Eigentlich hätte der Angriff überflüssig sein müssen.«
Ich schüttelte den Kopf. Zu viele Dinge drangen zu schnell auf mich ein ... Ein Großteil der Tatsachen hörte sich glaubhaft an, auch wenn man die Einstellung des Erzählers berücksichtigte. Trotzdem ...
»Ich weiß nicht ...«, begann ich.
»Natürlich«, sagte er. »Aber wenn du mich fragst, sage ich´s dir.«
»Wer war das dritte Mitglied eurer Gruppe?«
»Natürlich dieselbe Person, die mir den Dolchstoß versetzt hat. Möchtest du raten?«
»Sag´s mir einfach.«
»Fiona. Die ganze Sache war ihre Idee.«
»Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«
»Weil du nicht lange genug stillgesessen hättest, um dir auch die anderen Dinge anzuhören, die ich sagen mußte. Du wärst losgeeilt, um sie einzusperren, du hättest festgestellt, daß sie fort ist, du hättest die anderen geweckt, eine Ermittlung in Gang gebracht und damit wertvolle Zeit verschwendet.
Weitere Kostenlose Bücher