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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Vergleich, der mir in den Sinn kommt, ist die Begegnung mit einer Person, diegroße Ähnlichkeit mit einem anderen Menschen hat, den Ihr gut kennt. Immer wieder erwartet man, daß der Betreffende wie der Bekannte reagiert; und noch schlimmer, man neigt dazu, sich ihm gegenüber so zu benehmen wie vor dem anderen. Man tritt ihm mit einer bestimmten Maske gegenüber, und seine Reaktionen stimmen nicht. Ein unbehagliches Gefühl. Ich habe nie Freude daran, mit Menschen zu sprechen, die mich an andere erinnern. Die Persönlichkeit ist das einzige Element, das wir in unserer Manipulation der Schatten nicht zu steuern vermögen. Tatsächlich liegt hier sogar der Aspekt, durch den wir erkennen, ob einer von uns nur ein Schatten oder er selbst ist. Deshalb war Flora auf der Schatten-Erde so lange im Ungewissen: Meine Persönlichkeit hatte sich sehr verändert.«
    »Ich beginne zu verstehen«, sagte sie. »Euch geht es nicht nur um Amber, sondern um diesen Ort und alles andere.«
    »Dieser Ort und alles andere ...
Das ist
Amber.«
    »Ihr sagt, Euer Haß sei mit Eric gestorben, und Euer Streben nach dem Thron sei durch neue Kenntnisse abgekühlt worden, die Ihr inzwischen erlangt habt.«
    »Richtig.«
    »Dann glaube ich zu verstehen, was Euch motiviert.«
    »Mich treibt der Wunsch nach Stabilität«, sagte ich, »und eine Art Neugier – und Rachegefühle gegenüber unseren Feinden ...«
    »Die Pflicht«, sagte sie. »Natürlich.«
    Ich schnaubte durch die Nase.
    »Es wäre tröstend, könnte man der Sache dieses Mäntelchen umhängen«, sagte ich. »Doch wie die Dinge nun mal liegen, möchte ich nicht als Heuchler dastehen. Ich bin wahrlich kein pflichtbewußter Sohn Ambers oder Oberons.«
    »Eure Stimme macht klar, daß Ihr nicht als solcher gelten wollt.«
    Ich schloß die Augen, schloß sie, um zu ihr in die Dunkelheit zu treten, um mich vorübergehend an die Welt zu erinnern, wo andere Eindrücke als Lichtwellen den ersten Rang einnahmen. Ich wußte, daß sie mit meiner Stimme recht hatte. Warum hatte ich das Wort Pflicht so energisch abgetan, kaum daß es geäußert worden war? Ich möchte gelobt werden, wenn ich tatsächlich anständig, edel und mutig gewesen bin, und manchmal auch dann, wenn ich es nicht verdient habe – darin unterscheide ich mich nicht von meinen Mitmenschen. Was störte mich aber an dem Gedanken an eine Pflicht in Amber? Nichts. Was dann?
    Vater.
    Ich schuldete ihm nichts mehr, und schon gar kein Pflichtbewußtsein. In letzter Konsequenz war er für den jetzigen Status Quo verantwortlich. Er hatte eine große Nachkommenschaft in die Welt gesetzt, ohne eine konkrete Thronfolge festzulegen. Er hatte unsere diversen Mütter ziemlich unfreundlich behandelt und anschließend unsere Ergebenheit und Unterstützung erwartet. Er hatte einige seiner Kinder bevorzugt und möglicherweise sogar gegeneinander ausgespielt. Schließlich geriet er in eine Sache, mit der er nicht fertig wurde, und hinterließ das Königreich in schlimmem Zustand. Sigmund Freud hatte schon vor langer Zeit meinem normalen, allgemeinen Groll auf die Familie den Stachel genommen. In dieser Beziehung habe ich mit niemandem ein Hühnchen mehr zu rupfen. Tatsachen sind aber etwas anderes. Ich lehnte meinen Vater nicht nur deswegen ab, weil er mir keinen Grund gegeben hatte, ihn zu mögen; eher kam es mir vor, als habe er auf das Gegenteil hingewirkt. Genug. Ich erkannte, was mir an der Pflicht mißfiel: der, dem gegenüber sie erfüllt wurde.
    »Ihr habt recht«, sagte ich, öffnete die Augen und sah sie an. »Ich bin froh, daß Ihr mir davon erzählt habt.« Ich stand auf. »Gebt mir die Hand«, sagte ich.
    Sie streckte die rechte Hand aus, und ich hob sie an die Lippen. »Vielen Dank«, sagte ich. »Es war ein köstliches Mahl.«
    Ich drehte mich um und ging zur Tür. Als ich zurückblickte, sah ich, daß sie rot geworden war und lächelte, die Hand noch immer ein Stück erhoben. Da begann ich die Veränderung zu verstehen, die mit Random vor sich gegangen war. Sie war eine fabelhafte Frau.
    »Viel Glück für Euch«, sagte sie, als meine Schritte verstummten.
    »... Und für Euch«, sagte ich und verließ hastig das Zimmer.
    Eigentlich hatte ich nun vorgehabt, Brand aufzusuchen, doch ich brachte es nicht über mich. Zum einen wollte ich nicht mit ihm zusammenkommen, solange mein Gehirn vor Müdigkeit vernebelt war. Zum anderen war mein Gespräch mit Vialle das erste angenehme Ereignis seit langer Zeit gewesen, und zur Abwechslung wollte

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