Die Prinzen von Amber
heran.«
»Du hast mit Caine und Gérard gesprochen?«
»Ja.«
»Dann rechnest du dir auf dem Meer sicher eine Chance aus. Aber hör mir mal genau zu, Eric hat eine Möglichkeit gefunden, das Juwel des Geschicks zu kontrollieren – diese Tatsache geht aus Gerüchten über sein Doppel hervor. Zumindest kann er es einsetzen, um hier das Wetter zu beherrschen – soviel steht fest. Gott allein weiß, was er sonst noch damit anrichten kann.«
»Schade«, sagte ich. »Wir müssen´s über uns ergehen lassen. Wir können uns nicht von ein paar Stürmen entmutigen lassen!«
»Corwin, ich will ehrlich sein. Ich habe vor drei Tagen mit Eric gesprochen.«
»Warum?«
»Er hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Dabei hat er detailliert über seine Abwehr gesprochen.«
»Der Grund dafür ist Julian, von dem er erfahren hat, daß wir zusammen gekommen sind. So kann er sicher sein, daß mir seine Bemerkungen zu Ohren kommen.«
»Möglich«, sagte er. »Aber das ändert nichts an dem, was er gesagt hat.«
»Nein«, mußte ich zugeben.
»Dann laß Bleys seinen Kampf allein ausfechten«, sagte er. »Du kannst auch später noch gegen Eric vorgehen.«
»Er will sich in Amber krönen lassen.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber der Angriff auf einen König ist doch ebenso leicht wie der auf einen Prinzen, oder? Was macht es schon aus, wie er sich im Augenblick der Entscheidung nennt, solange du ihn nur besiegst? Er ist und bleibt Eric.«
»Sicher«, sagte ich, »aber ich habe mein Wort gegeben.«
»Dann nimm es wieder zurück.«
»Das geht leider nicht.«
»Dann bist du verrückt, Charlie.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Jedenfalls wünsche ich dir viel Glück.«
»Danke.«
»Bis demnächst.«
Und das war´s, und es beunruhigte mich.
Lief ich in eine Falle?
Eric war kein Dummkopf. Vielleicht hatte er eine richtige Todesfalle aufgebaut. Aber dann zuckte ich die Achseln und beugte mich über die Reling; die Karten waren wieder in meinem Gürtel verstaut.
Es ist ein stolzes und einsames Geschick, Prinz von Amber zu sein, ein Mann der unfähig ist, Vertrauen zu haben. In diesem Augenblick hatte ich nicht gerade viel übrig für dieses Dasein, aber was sollte ich tun?
Natürlich hatte Eric das Unwetter gelenkt, das wir gerade hinter uns hatten, und das schien zu dem zu passen, was mir Random über seine Wetterherrschaft in Amber erzählt hatte.
Und ich versuchte es selbst mit einem solchen Trick.
Ich führte uns inmitten eines dichten Schneegestöbers auf Amber zu.
Es war der schlimmste Schneesturm, den ich heraufbeschwören konnte.
Riesige Flocken begannen draußen über dem Ozean zu fallen.
Sollte er doch diese ganz normale Schattenerscheinung unterbinden, wenn er konnte!
Und das tat er.
Nach einer halben Stunde hatte der Schneesturm aufgehört. Amber war praktisch uneinnehmbar – und es war im Grunde die einzige existierende Stadt. Da ich nicht vom Kurs abweichen wollte, ließ ich den Dingen ihren Lauf.
Wir segelten weiter. In die Fänge des Todes.
Der zweite Sturm war schlimmer als der erste, aber ich ließ das Steuerrad nicht los. Das Unwetter brachte zahlreiche elektrische Entladungen und war allein gegen die Flotte gerichtet. Es trieb sie auseinander und kostete uns vierzig weitere Schiffe.
Ich hatte Angst, Bleys anzurufen, um zu erfahren, wie es ihm ergangen war.
»Etwa zweihunderttausend Soldaten sind noch übrig«, sagte er. »Eine Flutwelle«, und ich berichtete ihm, was Random mir mitgeteilt hatte.
»Könnte stimmen«, sagte er. »Aber wir wollen die Sache nicht zerreden. Wetter oder nicht – wir werden ihn besiegen.«
Ich stützte mich auf die Reling und hielt Ausschau.
Bald müßte Amber in Sicht kommen. Ich kannte mich mit den Tricks der Schatten aus und wußte, wie ich zu Fuß ans
Ziel gelangen konnte.
Aber jedermann hatte düstere Vorahnungen.
Doch den idealen Tag würde es niemals geben ...
Also segelten wir weiter, und die Dunkelheit hüllte uns ein wie eine riesige Welle, und der schlimmste Orkan von allen brach los.
Es gelang uns, die Wucht seiner Schläge abzureiten, aber ich hatte Angst. Alles war Realität, und wir befanden uns in nördlichen Gewässern. Die Sache konnte gutgehen, wenn Caine sein Wort hielt. Wenn er mit uns kämpfen wollte, hatte er nun eine vorzügliche Ausgangsposition.
Ich nahm daher an, daß er uns verraten hatte. Warum auch nicht? Als ich ihn nähermanövrieren sah, bereitete ich die Flotte – dreiundsiebzig Schiffe waren noch übrig – zum Kampf
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