Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
gewähren. Darauf erhielt ich zwei Antworten: Erstens hätte er allein vorgehen müssen; er wäre mit der Flotte durchgebrochen und hätte sie weit vor der Küste verlassen, um in einem einzelnen Schiff nach Avernus zurückzukehren und seine Fußsoldaten zu einem geplanten Treffpunkt zu führen; und zweitens hatte er gezielt einen Schatten gesucht, in dem ein Bruder auftauchen würde, um ihm zu helfen.
    Als ich dies vernahm, kamen mir erste düstere Vorahnungen, auch wenn ich wußte, daß ich hier wirklich vorhanden war. Die erste Antwort kam mir ziemlich unpraktisch vor, da die Flotte zu weit draußen auf dem Meer lag, um Signale von Land zu erkennen. Das Risiko, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen – bei einer so großen Einheit gab es immer unvorhergesehene Zwischenfälle –, war in meinen Augen zu groß, um den Plan wirklich realisierbar erscheinen zu lassen.
    Aber als Taktiker hatte ich Bleys stets für brillant gehalten; md als er nun die selbstgezeichneten Karten Ambers und des inliegenden Gebietes ausrollte und uns die Taktik erklärte, die er dort anzuwenden gedachte, wußte ich, daß er ein Prinz von Amber war, dessen Arglist nicht seinesgleichen fand.
    Das Problem war nur, daß wir gegen einen anderen Prinzen von Amber vorrückten, einen Mann, der entschieden die bessere Ausgangsposition hatte. Ich machte mir Sorgen, doch angesichts der bevorstehenden Krönung schien uns kein anderer Weg offen zu stehen, und ich beschloß, Bleys bis zum bitteren Ende zu unterstützen. Wenn wir unterlagen, waren wir verloren, aber er vermochte die größte Angriffsmacht auf die Beine zu stellen und hatte einen praktikablen Zeitplan, den ich nicht aufweisen konnte.
    So wanderte ich denn durch das Land, das Avernus hieß, und beschäftigte mich mit seinen nebelverhangenen Tälern und Schluchten, mit den qualmenden Kratern und der grellen Sonne am verrückten Himmel, mit den eiskalten Nächten und viel zu heißen Tagen, mit den zahlreichen Felsbrocken und Unmengen dunklen Sandes, mit den winzigen, doch bösartigen und giftigen Tieren und den riesigen purpurnen Pflanzen, die an schlaffe Kakteen erinnerten; und am Nachmittag des zweiten Tages stand ich auf einer Klippe und schaute unter einem gewaltigen zinnoberroten Wolkenmassiv auf das Meer hinaus – und da kam ich zu dem Schluß, daß mir die Gegend recht gut gefiel und daß ich ihre Söhne eines Tages, wenn ich dazu in der Lage war, mit einem Lied unsterblich machen würde, sollten sie im Krieg der Götter untergehen.
    Nachdem ich meine Ängste vor dem Kommenden auf diese Weise besänftigt hatte, stieß ich zu der Flotte und übernahm das Kommando. Wenn wir es schafften, sollten diese Kämpfer für alle Ewigkeit in den Hallen der Unsterblichen gefeiert werden.
    Ich war Anführer und Wegbereiter. Ich freute mich.
    Am folgenden Tag setzten wir Segel, und ich befehligte die Flotte vom ersten Schiff aus. Ich führte uns in einen Sturm, und als wir die unruhige Zone verließen, waren wir unserem Ziel um ein Beträchtliches nähergerückt. Ich führte die Schiffe an einem gewaltigen Strudel vorbei, der uns ebenfalls weiterhalf. Ich steuerte durch felsige Untiefen, aber der Schatten des Wassers verdunkelte sich bald wieder. Seine Farbe begann der Tönung Ambers zu ähneln. Ich besaß die Fähigkeit also noch immer. Ich vermochte unser Schicksal in Zeit und Raum zu beeinflussen. Ich konnte uns nach Hause führen. In mein Zuhause, genauer gesagt.
    Ich führte uns an unbekannten Inseln vorüber, auf denen grüne Vögel krächzten und grüne Affen wie Früchte pendelnd in den Bäumen hingen.
    Ich führte uns aufs offene Meer hinaus und steuerte die Flotte dann wieder auf die Küste zu.
    Inzwischen marschierte Bleys über die Ebenen der Welten. Irgendwoher wußte ich, daß er es schaffen würde, daß er die Barrieren überwinden würde, die Eric errichtet hatte. Durch die Karten blieb ich mit ihm in Verbindung und erfuhr von den Kämpfen, die er durchstehen mußte. So gab es zehntausend Tote bei einer Zentaurenschlacht in offenem Gelände, fünftausend Mann Verlust durch ein Erdbeben von erschreckendem Ausmaß, fünfzehnhundert Tote in einer Sturmbö, die das Lager durchtoste, neunzehntausend Tote oder Vermißte nach Kämpfen in den Dschungeln eines Gebiets, das ich nicht kannte, da von seltsamen Flugmaschinen, die am Himmel vorbeibrummten, Napalm herabregnete; weiterhin sechstausend Deserteure in einer Gegend wie der Himmel auf Erden, den man den Soldaten versprochen hatte,

Weitere Kostenlose Bücher