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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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vor. Indem ihn die Karten als Schlüsselfigur auswiesen, hatten sie entweder gelogen – oder waren überaus zutreffend gewesen.
    Das führende Schiff hielt auf mich zu, und ich zog mein Boot herum und fuhr ihm entgegen. Wir drehten bei und musterten uns Seite an Seite. Wir hätten uns durch die Trümpfe verständigen können, doch Caine wählte diesen Weg nicht; dabei war er in dieser Situation der Stärkere. In solchen Fällen schrieb die Familienetikette vor, daß er die Verständigungsmethode wählte.
    Er wollte seine Vormachtstellung offenbar für alle hörbar machen, denn er benutzte einen Lautsprecher.
    »Corwin! Liefere deine Flotte aus. Ich bin dir zahlenmäßig überlegen! Du schaffst es nicht!«
    Ich betrachtete ihn über die hochgehenden Wogen hinweg und hob meine Flüstertüte an die Lippen.
    »Was ist mit unserer Vereinbarung?« fragte ich.
    »Null und nichtig«, entgegnete er. »Du bist viel zu schwach, um gegen Amber etwas auszurichten, also rette Menschenleben und ergib dich sofort.«
    Ich warf einen Blick über die linke Schulter auf die Sonne.
    »Bitte hör mich an, Bruder Caine«, sagte ich, »und gewähre nir eine Bitte: Laß mir Zeit, mich mit meinen Kapitänen zu besprechen – bis die Sonne im Zenit steht.«
    »Einverstanden«, erwiderte er sofort. »Ich bin sicher, sie werden ihre Lage richtig einschätzen.«
    Ich wandte mich ab und gab Befehl, das Schiff zu wenden und zur Hauptflotte zurückzusteuern.
    Versuchte ich zu fliehen, würde mich Caine durch die Schatten verfolgen und meine Schiffe eins nach dem anderen vernichten. Auf der realen Erde explodierte Schießpulver nicht, aber wenn wir uns sehr weit davon entfernten, konnte es zu unserer Vernichtung mit eingesetzt werden. Caine würde welches beschaffen, denn es war anzunehmen, daß die Flotte, wenn ich sie verließ, die Schatten-Meere nicht allein bewältigen konnte. Die Schiffe säßen dann wie lahme Enten in den realen Gewässern hier fest.
    Die Mannschaften waren also tot oder gefangen – was immer ich tat.
    Random hatte recht gehabt.
    Ich nahm Bleys´ Trumpf zur Hand und konzentrierte mich darauf, bis er sich bewegte.
    »Ja?« fragte er, und seine Stimme klang erregt. Ich hörte förmlich den Kampflärm rings um ihn.
    »Wir haben Ärger«, sagte ich. »Dreiundsiebzig Schiffe haben es geschafft, und Caine hat uns aufgefordert, bis Mittag zu kapitulieren.«
    »Verdammt soll er sein!« sagte Bleys. »So weit wie du bin ich noch gar nicht. Wir stehen mitten im Kampf. Eine riesige Kavalleriestreitmacht haut uns in Stücke. Ich kann dir also keinen wohlüberlegten Ratschlag geben, denn ich habe meine eigenen Sorgen. Tu, was du für richtig hältst. Sie greifen wieder an!« Und der Kontakt war unterbrochen.
    Ich nahm Gérards Karte und suchte die Verbindung.
    Als unser Gespräch begann, glaubte ich eine Küstenlinie hinter ihm zu erkennen, die mir bekannt vorkam. Wenn ich recht hatte, befand er sich in südlichen Gewässern. Ich erinnerte mich nur ungern an unsere Unterhaltung. Ich fragte ihn, ob er mir gegen Caine helfen könnte und wollte.
    »Ich habe nur gesagt, ich würde dich vorbeilassen. Deshalb habe ich mich in den Süden zurückgezogen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich gar nicht rechtzeitig zur Stelle sein. Ich habe dir keine Hilfe versprochen.«
    Und ehe ich etwas erwidern konnte, war er verschwunden. Er hatte natürlich recht. Er hatte sich bereit erklärt, mir eine Chance zu geben, nicht meinen Kampf mitzukämpfen.
    Welche Möglichkeiten blieben mir noch?
    Ich schritt auf Deck hin und her. Der frühe Morgen war vorbei. Der Nebel hatte sich längst aufgelöst, und die Sonne wärmte mir die Schultern. Bald war es Mittag. Vielleicht noch zwei Stunden ...
    Ich betastete meine Karten, wog das Spiel in der Hand. Ich konnte mich durch die Trümpfe auf einen Kampf der Willenskräfte einlassen – mit Eric oder mit Caine. Diese Fähigkeit steckte in den Karten – und vielleicht noch andere, von denen ich im Augenblick keine Ahnung hatte. Sie waren auf Befehl Oberons gestaltet worden, von der Hand des verrückten Künstlers Dworkin Barimen, jenes glutäugigen Buckligen, der Zauberer, Priester oder Psychiater gewesen war – in diesem Detail widersprachen sich die Überlieferungen – und der aus irgendeinem fernen Schatten stammte, wo Vater ihn vor einem selbstverschuldeten schlimmen Schicksal bewahrt hatte. Die Einzelheiten waren unbekannt, doch hatte er seit jener Zeit nicht mehr alle Tassen im Schrank. Trotzdem war er ein

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