Die Prinzen Von Irland
Pflegesohns von Sean O’Byrne«,
hob er förmlich an, was den Ernst seiner Aufgabe signalisierte. »Würdest du mir
bestätigen«, er wandte sich an Maurice, »dass du Maurice Fitzgerald bist?«
Maurice nickte. »Und dass Ihr der besagte Sean O’Byrne seid?«
»Das
bin ich«, bejahte Sean. »Und wie lautet Eure Botschaft?«
»Einige
Jahre lang, Sean O’Byrne, hat dieser Maurice als Pflegesohn in Eurem Haus
gelebt.« Er hielt inne und beäugte Sean, wie Eva festzustellen meinte, ein
wenig streng. »Aber wie Ihr ebenfalls wisst, hat dieser junge Mann größere Ansprüche
an Euch.«
Sean
bestätigte diese seltsame Feststellung mit einem wohlwollenden Nicken.
»Und
nach den alten Gebräuchen Irlands«, fuhr der Brehon fort, »ist es nun meine
Aufgabe, Euch zu sagen, dass seine Mutter, Lady Fitzgerald, Euch auffordert,
Eure Verantwortung anzuerkennen und die angemessenen Maßnahmen zu treffen.«
»Hat
sie meinen Namen genannt?«
»Ja.«
Höchst
erstaunt lauschte Maurice diesem Gespräch. Eva starrte den alten Mann mit einem
Ausdruck des Entsetzens auf ihrem bleichen Gesicht an. Nur Sean schien sich
ganz wohl zu fühlen, wie er in seinem dicken Sessel saß und zu allem, was der
Brehon sagte, gelassen nickte.
»Welche
Verantwortung?«, mischte Eva sich ein. »Welche Maßnahme?« Eine plötzlich in ihr
aufsteigende Panik ließ ihre Stimme scharf klingen. »Was bedeuten Eure Worte?«
Der
Brehon wandte sich zu ihr. Es war schwer zu sagen, was sein Gesicht, das älter
zu sein schien als die Berge, ausdrückte.
»Dass
Euer Mann, Sean O’Byrne, der Vater dieses Jungen ist.« Er deutete auf Maurice.
»Lady Fitzgerald hat ihn benannt. Wusstet Ihr es nicht?«
Sie
antwortete nicht. Ihr Gesicht war schneeweiß; ihr Mund formte sich zu einem
kleinen O, aus dem kein Laut drang. Der alte Mann drehte sich zu Sean.
»Ihr
streitet es nicht ab?«
Und
nun lächelte Sean. »Nein. Sie hat das Recht dazu.«
Es
war Gesetz und Sitte in Irland, wenn eine Frau einen Mann als Vater ihres
Kindes benannte und der es anerkannte, dass dieses Kind berechtigt war,
Ansprüche an seinen Vater zu stellen, bis hin zu einem Anteil auf den
Landbesitz des Vaters nach dessen Tod.
»Seit
wann?« Eva fand endlich ihre Stimme wieder. »Seit wann ist das bekannt?«
Da
Sean es nicht eilig zu haben schien, ihr zu antworten, tat es der alte Mann.
»Es besteht eine geheime Absprache zwischen den beiden Parteien seit jener
Zeit, als Sean O’Byrne kam, um Maurice als Pflegesohn zu erbitten.«
»Seit
Maurice hier ist. Er brachte Maurice hierher, weil er sein Sohn ist?«
»So
wird es sein«, sagte der Brehon. »Lady Fitzgeralds Gemahl wollte damals weder
sich noch seine Gemahlin in Verlegenheit bringen, so dass er, als er über die
Angelegenheit informiert wurde, zustimmte, dass Maurice als Pflegesohn zu seinem
Vater gehen solle. Da er jedoch nicht für ihn aufkommen will, ist Sean O’Byrne
benannt worden.«
»Du
bist mein Vater?« Nun sprach Maurice. Er war sehrbleich.
Er hatte bislang Eva angesehen und drehte sich nun zu Sean.
»Ja,
das bin ich.« Sean lächelte. Er schien erfreut zu sein. »Aber warum?« Evas
Stimme war ein Schmerzensschrei. Sie konnte nicht anders. »Warum
in Gottes Namen brachtest du deinen eigenen Sohn von einer anderen Frau in mein
Haus, wo er nun schon seit Jahren lebt, hier vor meinen Augen, und hast nicht
mit einem Wort gesagt, wer er wirklich ist? Du hast mich gesehen, wie ich mich
um ihn gekümmert und ihn geliebt habe wie mein eigenes Kind. Und es war alles Lüge!
Eine Lüge, um mich zum Narren zu halten. Hast du es darum getan, Sean? Um mich
zu demütigen? In Gottes Namen, wenn ich daran denke, welch gute Frau ich dir
war, warum hast du mir das angetan?« Sie schwieg einen Moment und starrte ihn
an. »Du hast das jahrelang geplant.«
Und
als er sie nun mit dem kühlsten Lächeln auf seinem Gesicht anschaute, sah sie
auch einen Funken wütenden Triumph in seinen Augen aufblitzen.
»Du
warst es, die den Mönch hergeholt hat und mich beim heiligen Kevin schwören
ließ.« Er schwieg, und sie sah, wie seine Finger sich um die Lehnen des
Eichensessels krallten, während er seinen Oberkörper vorbeugte. »Du, Eva, warst
es, die mich gedemütigt hat, hier vor dem Mönch und dem Priester, in meinem
eigenen Haus.« Seine Stimme erhob sich in unterdrücktem Zorn. Er warf sich in
den Sessel zurück, Dann lächelte er. »Du hast dich wunderbar um meinen Sohn gekümmert.
Das muss ich sagen.«
Und
in einem schrecklichen,
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