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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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ihn Ohnmacht fällt und Alfredo dann – ja was eigentlich? In irgendeinem 24-Stunden-Baumarkt eine Drahtschere besorgen wird. Ein Loch in den Zaun schneiden wie das in der Nähe der Hand-Ball-Felder im Travers Park. Ruhig atmend wird er den Hund hochheben und ihn in Max’ Keller bringen, und am nächsten Tag werden – nur weil der Knopf funktioniert hat – die Bullen und Mr. Allouez feststellen, dass zwar ein Loch im Zaun, die Autos aber unberührt sind, dafür aber der Hund fehlt, und es komplett missverstehen. Die Schlagzeile der Post würde lauten: »Schlauester Dobermann der Welt entkommt seinem Kerker! Schließt die T-Bone-Steaks weg!«. Und dann würde Winston tatsächlich aufhören, Drogen zu nehmen, und in der morgigen Partie würden die Mets die Yankees schlagen, der Hundekampf würde bestens über die Bühne gehen und Alfredo super viel Geld verdienen, ein beeindruckter und eingeschüchterter Tariq würde die Finger von Isabel lassen und – jetzt mal ein kleiner Sprung in dieser rosigen Zukunft – Isabel, Alfredo und ihr kerngesunder Wonneproppen würden bei Alfredos Eltern aus- und in eine eigene Wohnung einziehen, wo Isabel von Kerzen gesäumte Schaumbäder nehmen würde. Andere mögen so denken, aber nicht Alfredo. Er glaubt nicht an Omen. Er glaubt nicht daran, dass in Queens eine weiße Taube auf einer Arche landet. Und selbst wenn Alfredo sich einen quälenden Augenblick lang gestattet, an diesen ganzen Leben-als-Ponyhof-Schwachsinn zu glauben, kündet der marineblaue 1997er Chevy Impala, fünf Blocks entfernt, vom genauen Gegenteil.
    »Zivile«, sagt Alfredo.
    »Bist du sicher?«, sagt Winston.
    Alfredos Autorität in dieser Sache stellt man besser nicht in Frage. Er hat Schwierigkeiten, etwas auf sechs Meter Entfernung zu erkennen, aber aus irgendeinem Grund – sei es nun Erfahrung, Wachsamkeit oder Paranoia – kann Alfredo an der Ecke 59th Street und Northern Boulevard stehen und erkennt jeden Zivilbullen, der in der Bronx die Arthur Avenue entlangfährt. Ein Ziviler, der direkt auf ihn zufährt, vier, na, sagen wir drei Blocks entfernt? Todsichere Sache.
    Weil er und Winston im Zweierpack mehr Verdacht erregen als jeder für sich, sagt Alfredo: »Bis gleich. Meld mich auf dem Handy.«
    Sie klatschen nicht ab und geben sich nicht die Hand, um nicht den Eindruck zu erwecken, irgendeine Transaktion zum Abschluss zu bringen. Machen stattdessen Faust-Check. Bloß zwei gesetzestreue Kumpels, die sich Tschüss sagen. Winston marschiert die 59th Street hoch, Alfredo folgt dem Northern Boulevard, wo der Impala wartet. Das Beste, um nicht verdächtig zu erscheinen, ist, direkt darauf zuzugehen. Der Impala hat vor einem Hydranten gehalten und steht geduldig da, der Motor läuft, der Warnblinker ist aus. Am Kofferraum ragt ein Satz Antennen in Habachtstellung auf. Alfredo schaut sich das Auto eine ganze Sekunde lang an, so wie er es täte, wenn ihn auf dem Gehweg ein Gorilla beglotzen würde. Nicht lang genug, um eine Provokation darzustellen, nicht kurz genug, um eine herauszufordern. Nachdem die Sekunde verstrichen ist, schaut er wieder nach vorn. Er läuft entspannt und gleichmäßig, so wie sein Bruder es ihm beigebracht hat. Hält den Kopf hoch und die Schultern gerade. Aber das ändert natürlich gar nichts.
    Eine getönte Scheibe fährt herunter. Der Fahrer, ein aufgedunsener Weißer, steckt den Kopf heraus und sagt: »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Ne, alles bestens«, sagt Alfredo. Der Fahrer wartet auf weitere Antworten, so als hätte er weitere Fragen gestellt. Er trägt ein Trikot der Jets, eines mit aufgebügelten statt aufgenähten Nummern, ein billiges, dünnes Teil. Alfredo kann den Namen auf dem Rücken nicht sehen, aber ganz sicher steht dort »Chrebet«, Wide Receiver aus der zweiten Reihe der Jets, ein Weißer, der auf einer schwarzen Position spielt. Gleich unterhalb des Trikotärmels trägt der Fahrer ein grünes Schweißband. Obwohl Alfredo sonst niemanden sehen kann, weiß er, dass noch drei weitere Typen im Auto sitzen, einer auf dem Beifahrersitz, zwei hinten, und auch die drei anderen, genau wie der Fahrer, grüne Schweißbänder über den Bizeps gezogen haben. Alfredo ist sich da sicher. Beim Morgenappell – der nun beinahe sieben Stunden zurückliegen dürfte – müssen übernächtigte Sergeants in der ganzen Stadt Grün zur Farbe des Tages erklärt haben, um es den Uniformierten zu erleichtern, ihre Brüder in Zivil zu erkennen. Chevy Impalas, getönte Scheiben,

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