Die Prinzessin auf der Erbse
Spiel mitmachen, denn sie wusste ja, dass der Prinz es so wollte. Sicher würde er diese zimperliche, verlogene Prinzessin nie zu seiner Frau machen, da konnte sie noch so glockenhell zur Harfe singen. Sie war ein Gast und würde gehen, während Riana blieb und es genoss, die Gespielin eines Mannes zu sein, den sie liebte.
Emma hingegen war noch lange nicht besänftigt. Nachdem Riana am Abend nach dem Ausritt endlich eine Gelegenheit fand, Emma alles zu erzählen, plante die sofort einen Rachefeldzug. „Ich schmuggle ihr eimerweise Erbsen unter die Matratze. Ich schütte ihr Kröten ins Badewasser und Pferdeäpfel in die Stiefel.“
„Halt ein“, bat Riana lachend. „Du riskierst nur, dass wir davongejagt werden, weil wir einen adligen Gast verprellen. Der Prinz hat sicher wichtige Dinge mit König Ferdinand zu besprechen, deswegen duldet er dessen Tochter hier. Aber er macht ihr nicht den Hof und das ist alles, was zählt.“
Emma versprach, sich anständig zu benehmen. Beim Abendessen hielt sie sich raus, als alle Dienstboten sich über Verenas Verhalten beklagten. Diese furchtbare Prinzessin schien wirklich Spaß daran zu haben, Untergebenen das Leben schwer zu machen. Auch Riana trug nichts zur Unterhaltung bei. Sie wanderte in Gedanken immer wieder zu ihrem Tag am See zurück. Heute Nacht würde der Prinz sie nicht zu sich rufen lassen, das hatte er bereits angekündigt, da sie beide sich heute schon genug verausgabt hatten.
Am nächsten Morgen erwachte Riana nach einem erholsamen Schlaf zu einem Geräusch, das Hoffnung in ihr aufsteigen ließ. Hufgetrappel. Wurde etwa Ferdinands Kutsche angespannt? Verließen er und seine Tochter das Wasserschloss?
Riana beeilte sich mit dem Anziehen, doch als sie auf den Hof trat, sah sie nur noch, wie drei Reiter davonstoben.
„Es sind Boten, die Einladungen überbringen“, erklärte Katharina, als sie sich beim Frühstück erkundigte. „Prinz Richard will in einer Woche ein Bankett geben.“
Riana unterdrückte ein sehnsuchtsvolles Seufzen. Wie gern würde sie dem Bankett beiwohnen, aber als Gespielin würde ihr das verwehrt bleiben. Außer er wünschte, dass sie für die Gäste tanzte. Riana betete, dass das nicht geschehen würde, denn sie würde es niemals über sich bringen.
In den nächsten Tagen herrschte im Schloss aufgeregte Betriebsamkeit, denn das so kurzfristig angekündigte Bankett erforderte tausenderlei Vorbereitungen. Riana versuchte, zu helfen, wo sie konnte, auch um sich abzulenken.
Die Nächte wurden für sie immer mehr zu einer süßen Qual. Das lag nicht an den immer neuen Wegen, die Richard fand, sie mit süßer Qual zu erfüllen — diese hatte sie längst in vollen Zügen zu genießen gelernt — sondern an ihren Gefühlen, die immer stärker wurden und ihr klar machten, dass sie lieber sterben wollte, als das Schloss zu verlassen. Doch spätestens im Herbst, wenn der Prinz an den Hof seines Vaters zurückkehrte, würde sie nicht mitkommen können. Sie wagte kaum, daran zu denken.
Der Tag des Banketts war gekommen. Die ersten Gäste trafen ein.
Riana zog sich nach dem Frühstück in ihr Gemach zurück und überlegte, ob sie Richard um die Erlaubnis zu einem Ausritt bitten sollte. Sie hatte Angst, jemandem zu begegnen, der schon auf Schloss Dreibergen zu Gast gewesen war und sie erkennen würde. Je weiter sie von der Gesellschaft fort war, desto besser.
Da klopfte es und Katharina trat ein. Sie trug ein Kleid über dem Arm, in den Händen hielt sie Schuhe und ein Bündel, das Riana wohlvertraut war. Ihr Schmuck.
Sofort schlug ihr das Herz bis zum Hals. Wenn sie ihren Schmuck zurückerhielt, konnte das nur bedeuten, dass der Augenblick des Abschieds bereits gekommen war.
„Prinz Richard wünschst, dass du heute Abend besonders schön bist“, sagte Katharina. „Er hat dieses Kleid für dich nähen lassen. Den Schmuck dazu sollst du dir selbst aussuchen.“
Riana brauchte eine Weile, bis die Worte zu ihr durchdrangen. „Ich soll dem Bankett beiwohnen?“
„Ja.“
„Ist das für eine Gespielin denn statthaft?“
Katharina zuckte die Schultern. „Wenn der Prinz es wünscht, dann wird es seine Richtigkeit haben.“
Riana betrachtete das wunderschöne hellblaue Seidenkleid, das Katharina auf dem Bett ausbreitete. „Welchen Anlass hat das Bankett? Hat der Prinz Namenstag?“
„Nein. Er hat lediglich verlauten lassen, dass er eine wichtige Ankündigung zu machen hat. Mehr weiß ich auch nicht. Wenn du Hilfe beim Frisieren
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