Die Prinzessin
Schreckhaftigkeit. »Ich hab’ wohl nur schlecht geträumt«, murmelte er und wollte den Weg zurückgehen.
Da donnerte eine neue Gewehrsalve los. Gebückt lief er am Strand entlang. Bald sah er sie: zwei Männer in einem Motorboot. Der eine steuerte, und der andere zielte auf die Wasseroberfläche.
J. T. versuchte angestrengt, das Ziel der Männer zu erkennen. Dann entdeckte er, wie ein dunkler Schatten, der Kopf eines Menschen, aus den Fluten auftauchte.
J. T. überlegte nicht lange. Obwohl Krieg herrschte und der Verfolgte ein Deutscher sein könnte, dachte er nur daran, daß dieser ungleiche Kampf unfair war. Er versteckte sein Gewehr hinter einem Baum, schleuderte die Stiefel von den Füßen und lief ins Wasser.
Er versuchte, sich möglichst lautlos fortzubewegen. Er behielt die beiden Männer und den Kopf ständig im Auge. Als der Kopf verschwand und nicht wieder an die Oberfläche kam, tauchte er und holte erst wieder am Bug des Bootes Luft.
»Da!« hörte er eine Stimme über sich, und kurz darauf zischten Kugeln übers Wasser, eine streifte seine Schulter.
Er tauchte wieder und blickte sich suchend um.
Gerade als ihm die Luft knapp wurde, sah er einen Körper, der durch das Wasser trieb. Energisch schwamm er weiter. Als er nahe genug war, faßte er die Gestalt um die Taille und stieg nach oben. In seiner Nähe entdeckte er ein paar Mangrovenwurzeln, die er unter Wasser erreichen wollte. Seine Lungen brannten, und sein Puls raste.
Keuchend durchstieß er die Wasseroberfläche. Mit zitternden Händen zog er den bewegungslosen Körper aus dem Wasser. Als er versuchte, sich zu orientieren, erblickte er die beiden Männer. Sie hatten den Motor abgestellt und standen mit dem Rücken zu ihm im Boot.
Langsam bewegte sich J. T. mit seiner Last auf die Wurzeln zu. Er stöhnte leise, als eine rasiermesserscharfe Muschelschale, die an den Mangroven klebte, die wunde Haut an seiner Seite verletzte. Er biß die Zähne zusammen und gab keinen Laut mehr von sich, als er weiter in das Dickicht vordrang, obwohl er von den Wurzeln arg zerschunden wurde.
Die Männer wendeten das Boot.
»Du hast sie erwischt«, ließ der eine verlauten. »Komm, laß uns abhauen.«
»Ich will absolut sicher sein«, widersprach der mit dem Gewehr.
Sie? J. T. musterte das Gesicht. Es waren die Züge einer sehr schönen jungen Frau, und sie war wahrscheinlich tot.
J. T. fühlte, wie der Zorn in ihm hochstieg. Er wollte die beiden Männer angreifen, die es gewagt hatten, auf eine hilflose Frau zu schießen, aber außer dem kleinen Messer hatte er keine Waffe bei sich. Sein Körper war mit kaum verheilten Brandwunden übersät, und er wußte nicht, wie ernst die Schußwunde in seiner Schulter war.
Mit einer jähen Bewegung zog er den Körper der Frau näher zu sich heran. Er spürte die Berührung einer weiblichen Brust, und seine Beschützerinstinkte erwachten, als er den leblosen Körper wie eine Geliebte in seinen Armen hielt.
Er beobachtete die Männer, die das Wasser absuchten.
»Ich hab’ was gehört! Es klang wie ein Motor!« rief der am Steuer, »Komm, sie ist tot. Laß uns abhauen.«
Der andere schulterte sein Gewehr, setzte sich und nickte seinem Begleiter zu. Der Motor heulte auf, und das Boot preschte davon.
J. T. wartete, bis das Boot außer Sichtweite war, dann schwamm er langsam und vorsichtig zum Strand, wobei er die Frau mit seinem verletzten Arm fest umschlungen hielt.
»Du darfst nicht tot sein«, wiederholte er ständig. »Bitte, halte durch!«
So sanft, wie er nur konnte, legte er sie auf den Sand und begann, das Wasser aus ihren Lungen zu pressen. Sie trug ein langärmliges, hochgeschlossenes Abendkleid, das an ihrem Körper klebte, so daß er ihre atemberaubende Figur erkennen konnte. Sie war groß, schmalhüftig, hatte eine Taille, die er leicht mit den Händen umspannen konnte, und große, schwellende Brüste. Ihr Gesicht war zur Seite geneigt, die Augen waren geschlossen, lange, dunkle Wimpern lagen auf den porzellanweißen Wangen. Sie sah aus wie eine seltene, kostbare Blume. >Warum wollten sie so eine Schönheit wohl ermorden?« dachte er zornig.
»Süße Lady«, murmelte er, während er ihre Rippen zusammendrückte. Dann hob er ihre Arme. »Los, atme, Baby. Atme für Daddy Montgomery! Los!«
Aus seiner Schulterwunde und den zahllosen Schnitten sickerte Blut, doch er kümmerte sich nicht darum. Ihn interessierte momentan nur das Leben dieser wunderschönen, jungen Frau.
»Los, Süßes,
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