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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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die ihm eben nicht hatten einfallen wollen. Tausende von Formulierungen lagen ihm förmlich auf der Zunge – immerhin hatte er ein ganzes Leben lang gelesen! Wenn er Ruhe bewahrte und sich anstrengte, muß ihm doch ein Dutzend oder so wieder einfallen!
    Eine anstrengende und fruchtlose halbe Stunde später pfiff Zane Gort vom Fuße der stillstehenden Rolltreppe herüber. Zane zog Miß Rosa mit sicherem Griff hinter sich her. Die rosa Robix versuchte offenbar Haltung zu bewahren, während Zane sichtlich von gemischten Gefühlen heimgesucht war. »Ich fand Mears in dem kurzen Korridor vor Lagerraum drei«, sagte der blaustählige Roboter, als Gaspard herankam. »Er behauptete, Inspektor des Elektrizitätswerks zu sein und eine verlorengegangene Zuleitung zu suchen. Ich habe ihm ins Gesicht gesagt, daß er mir bekannt vorkäme, und er hatte den Nerv, zu antworten, das wisse er nicht; für ihn sähen alle Roboter gleich aus. Es war mir ein Vergnügen, ihn hinauszuwerfen. Nach langer Suche entdeckte ich dann endlich Miß Rosa, die sich versteckt …«
    »Nicht versteckt«, protestierte sie. »Ich habe nur nachgedacht. Lassen Sie mich los, Sie brunches Scheusal!«
    »Es ist zu Ihrem eigenen Besten, Miß Rosa. Also gut, ich entdeckte sie also beim Nachdenken in einem Ventilationsschacht. Sie sagte, sie litte an Amnesie und wüßte nicht, was seit dem Verlassen der Station mit ihr geschehen ist. Ich habe sie auch nicht mit dem Föderationsagenten zusammen gesehen.«
    »Aber du glaubst doch, daß sie ihm vielleicht Meldung gemacht hat?« fragte Gaspard herausfordernd. »Du meinst, er kannte sie? Das zeugt doch von …«
    »Bitte, Mr. Nuit«, wandte Miß Rosa ein. »Nicht ›zeugt‹, sondern ›beweist‹!«
    »Warum haben Sie etwas gegen das Wort?« fragte Gaspard.
    »Kennen Sie denn die Bibel nicht?« fragte die rosa Zensurrobix scharf. »Da ist so oft vom Zeugen die Rede, daß ich dieses Werk eines Tages sicher säubern werde – es wäre jedenfalls mein Traum. Aber bis dahin wollen Sie bitte nicht daraus zitieren und mich in Verlegenheit stürzen. Und jetzt, Sie robostes Biest, lassen Sie mich los!«
    Sie entwand sich Zanes Griff und rannte mit erhobenem Kopf die Rolltreppe hinauf. Der Roboter folgte ihr entmutigt.
    »Ich glaube, du bist da ein wenig zu mißtrauisch, Zane«, sagte Gaspard, der die Nachhut bildete, mit gezwungener Munterkeit. »Aus welchem Grunde sollten sich Regierungsagenten für den Raketen-Verlag interessieren?«
    »Aus dem gleichen Grund, den auch jedes andere intelligente Wesen im System hätte – sei es aus Fleisch, Metall oder venusianischem Gemüse«, erwiderte der Roboter düster. »Der Raketen-Verlag verfügt über etwas sehr Wertvolles oder zumindest Geheimnisvolles – etwas, das niemand sonst besitzt. Mehr brauchst du gar nicht. Bei den Menschen des Raumfahrtzeitalters wird alles Geheime zum Objekt der Gier.« Er schüttelte den Kopf. »Ich müßte wohl besse re Vorsichtsmaßnahmen treffen«, murmelte er vor sich hin.
    Als sie sich dem Büro der Partner näherten, stieß Schwester Bishop die Tür auf, und lauter Gesprächslärm drang auf den Flur. »Hallo, Gaspard«, rief sie fröhlich. »Hallo, Zane. Wie geht es Ihnen, Miß Rosa? Ihr beiden kräftigen Männer kommt gerade richtig, mir die Bälger in die Station zurückzuschaffen.«
    »Was ist denn passiert?« fragte Gaspard. »Scheinen ja alle überglücklich zu sein!«
    »Stimmt! Die Bälger sind einverstanden, einen Versuch zu starten. Wir haben die Station angerufen, und die anderen Gehirne haben ebenfalls zugestimmt. Jedes wird einen kurzen Roman schreiben, unter Wahrung strikter Anonymität und mit der Zusage, daß redaktionelle Anleitung nur auf Wunsch in Frage kommt. Zehn Tage Zeit.
    Ihre erste Aufgabe, Gaspard, wird es sein, dreiundzwanzig Stimmenschreiber zu mieten. Mr. Flaxman sagt, der Raketen-Verlag bekommt nur sieben zusammen.«

31

    In den ersten Tagen des Schreibderbys der Silbereier wurde Gaspard de la Nuit sehr schnell zum Gepäckträger, Helfer und Botenjungen aller Beteiligten – ohne daß man ihm diese Dienste besonders lohnte. Selbst der verläßliche, gerechte Zane Gort war auf geheimnisvolle Weise fast immer abwesend, wenn Schleppereien auf der Tagesordnung standen, während es sich herausstellte, daß Wächter-Joe Zangwell ein zu schwaches Herz hatte, um mehr als seine Stinktierpistole oder allenfalls ein leicht beladenes Kehrblech zu tragen.
    Als Pop Zangwell das Trinken aufgab, weil sein Magen nicht mehr

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