Die programmierten Musen
für den Transport der Eier von Tür zu Tür zu benutzen – aber auch so war das noch eine schöne Schlepperei. Nach einigem Hin und Her durfte er auch ein klägliches Wachsystem einrichten: einer der Zangwell-Brüder paßte während des Ein- oder Ausladens der Eier auf, die jetzt – ebenfalls auf Gaspards Vorschlag – in einfachen Kartons auf Holzwolle und nicht mehr in auffälligen Geschenkhüllen befördert wurden.
Als letzte Konzession an Gaspards hartnäckige Forderungen nach besseren Sicherheitsvorkehrungen lieh ihm Flaxman eine antike revolverartige Geschoßwaffe aus der Sammlung seines Urgroßvaters und versorgte ihn sogar mit einem Vorrat passender Munition, die von robotischen Waffenschmieden nach alten Spezifikationen handgefertigt war. Vorher hatte er versucht, sich Schwester Bishops modernere Handwaffe auszuleihen, war jedoch abgeblitzt.
Gaspard hätte die Plackerei erträglicher gefunden, wenn das hübsche Mädchen zu einem weiteren Rendezvous bereit gewesen wäre oder wenigstens zu einer Anhörung seiner Klagen – dafür, daß sie sich laufend an ihm auslassen konnte. Aber sie lehnte alle Einladungen zum Mittag- und Abendessen und sogar für die Kaffeepause ab und machte dabei böse Bemerkungen über gewisse Exschriftsteller, die zuviel Zeit hätten. Sie und Miß Jackson blieben jetzt ebenfalls über Nacht, allerdings in der Station. Die anderen vier Schwestern gingen nicht so in ihrem Beruf auf; eine nutzte sogar die zunehmende Personalknappheit und kündigte. Schwester Bishops Nächte und Tage waren mit der genauen und dennoch hastigen Kontrolle aller Eier angefüllt; sie sorgte dafür, daß jedes Ei einwandfrei behandelt wurde und keinen Punkt von Zukies Tagesablauf verpaßte – egal, ob es in der Station, im Verlag oder zwischen diesen beiden Punkten unterwegs war.
Soweit Gaspard beurteilen konnte, war er für Schwester Bishop der elendigste aller männlichen Sklaven. Sie brüllte ihn an, sie schalt ihn aus, und wie sehr er auch schuftete, sie fand immer noch etwas Neues. Was die Sache noch schlimmer machte, war ihr Verhalten gegenüber anderen; sie behandelte Flaxman mit aller Liebenswürdigkeit und Geduld und umgarnte Cullingham auf eine Art, die schon unanständig nett war, während sie Zane Gort bei seinen seltenen Auftritten schmeichlerisch-fröhlich begrüßte. Nur Gaspard schien immer alles schlechtgelaunte Böse in ihr hervorzukehren.
Dennoch – bei zwei Gelegenheiten, da er von der Eischlepperei so erschöpft gewesen war, daß er kaum noch die Arme heben konnte, hatte sie ihn kurz und fest umarmt und ihn tüchtig auf den Mund geküßt. Dann ein blinzelndes Grinsen, und schon schien nichts gewesen zu sein.
Beim zweitenmal preßte Gaspard die Lippen zusammen – er war zu müde, sie zu wischen – und sagte einfach: »Sie kleines Biest!«
»Ich dachte gar nicht, daß Sie auf Liebe so versessen sind«, bemerkte Schwester Bishop scharfsinnig.
»Das ist auch keine Liebe, sondern eine Folter«, erwiderte Gaspard.
»Ist der Unterschied so groß? Sie sollten mal Justine vom Marquis de Sade lesen, Gaspard. Ein Mädchen möchte einem Mann, den es liebt, die intensivsten Empfindungen vermitteln, und was gibt es Intensiveres als den Schmerz? Ja, das hat ein gutes Mädchen zu geben – das Geschenk des Schmerzes. Lieben, Herr Schriftsteller, ist ein Prozeß exquisit angewandter Folterungen, gefolgt von einem Gegenmittel, zwei Stunden, nachdem der Schmerz absolut unerträglich und der Tod unvermeidlich geworden ist. Natürlich hat man dann nur noch einen Zombie, aber einen glücklichen Zombie.«
»Aber wann kommen Sie denn endlich zum Gegenmittel?« fragte Gaspard.
»In Ihrem Falle nie!« schnappte sie. »Drehen Sie neues Papier in Nicks Stimmenschreiber. Er gibt schon drei Minuten lang Zeichen. Vielleicht ist er mitten in einer Verführungsszene, die den Raketen-Verlag an die Spitze der Bestsellerlisten bringt!«
32
Obwohl die Partner Flaxman und Cullingham keinen Finger rührten – nicht einmal zur moralischen Aufmunterung ihrer Truppe – und auch ihr Büro nicht verließen, das inzwischen am oberen Ende einer instand gesetzten Rolltreppe durch ein Elektroschloß wieder schön gesichert war, begannen sie auch unter dem Schreibderby der Silbereier zu leiden – allerdings mehr nervlich als körperlich.
Flaxman machte sich daran, sein Ei-Jugendtrauma zu überwinden; er redete viel mit den Gehirnen, nickte heftig und fast unaufhörlich, während sie sprachen, und bot ihnen mehr als
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